16.11.2003

13. Berner Medientag

Berner Modell sorgt für Skepsis

"Das Ei des Charles von Graffenried".

Das Berner Modell darf nicht zu einer publizistischen Angleichung von Berner Zeitung und Bund führen. Auf diesen Nenner einigte man sich am 13. Berner Medientag. Unklar blieb, wie sich das Modell konkret ausgestalten wird. Klar wurde, etwas skeptisch sind alle. Unter dem Titel "Berner Modell -- Ei des Kolumbus oder faules Ei?" fand am Samstagnachmittag in Bern der gut besuchte 13. Berner Medientag statt.

Das Berner Modell sei nicht mit dem Stuttgarter Modell ("eine Küche, zwei Restaurants") zu vergleichen: Mit dem gewählten Kooperationsmodell blieben der Bundeshauptstadt zwei (Medien-)Küchen mit zwei Restaurants erhalten, sagte Beat Lauber von der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). Alle Referenten beteuerten, dass die Unabhängigkeit beider Redaktionen oberste Priorität habe: "Sollte es zu einer publizistischen Angleichung der beiden Zeitungen kommen, würde die Übung obsolet", sagte Albert P. Stäheli, Vorsitzender der Konzernleitung Espace Media Groupe.

Publizistische Zusammenarbeit mit NZZ

Auch für den Chefredaktor der Berner Zeitung, Andreas Z'Graggen, wäre eine Angleichung, geschweige ein Verschwinden der Konkurrenzzeitung, "ein echter Verlust". Bund-Chefredaktor Hanspeter Spörri machte klar, wie er dem Aufruf nach Unabhängigkeit nachkommen will: "Die publizistische Zusammenarbeit werden wir weiterhin bei den NZZ-Regionalzeitungen suchen und nicht mit der Espace Media Groupe."

Für Spörri ist das Berner Modell dennoch alles andere als ein faules Ei: "Es war das einzige Modell, das das Überleben des Bund garantierte." Ob es das Ei des Kolumbus sei, werde die Zukunft weisen. Im Moment sei es einfach das Ei des Berner Zeitung-Verlegers Charles von Graffenried.

Zukunftsängste bleiben bestehen

In einer erweiterten Diskussionsrunde zeigten sich verschiedene Referenten skeptisch, ob das Modell -- unter dem anhaltenden wirtschaftlichen Druck -- gelingen werde. Er fürchte, dass der Bund im Moment noch als eine Art geschützte Werkstatt gehalten werde, sagte etwa Christoph Reichenau, Kultursekretär der Stadt Bern (ehemaliger stv. Direktor des Bundesamtes für Kultur). Es sei von den Verantwortlichen mit keinem Wort aufgezeigt worden, wie die Unabhängigkeit der Bund-Redaktion erhalten bleiben soll. Der designierte VR-Präsident des Bund, Ständerat Hans Lauri, mahnte zur Geduld. Das konkrete Ausgestalten der gewählten Lösung brauche nun einfach Zeit.


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