16.12.2014

NZZ

Der Verwaltungsrat gerät unter Druck

226 Redaktoren und Korrespondenten unterschreiben einen Protestbrief.
NZZ: Der Verwaltungsrat gerät unter Druck

Nach den 63 Korrespondenten hat sich heute Dienstag auch die NZZ-Redaktion in Zürich mittels einem Brief an den Verwaltungsrat gewandt. Mit 163 Unterschriften hat die Redaktion beinahe vollständig unterschrieben. Ausgenommen von der Unterschriftensammlung waren die Ressortleiter und das Dreier-Team der interimistischen Chefredaktion, wie eine Person aus der NZZ-Redaktion gegenüber persoenlich.com erklärt. Auf nzz.ch berichten die NZZ-Journalisten selber über den Vorstoss, dort ist zudem das vollständige Schreiben mit den Unterschriften publiziert.

Antworten sind gefordert
Darin heisst es: "Die Ernennung eines Exponenten nationalkonservativer Gesinnung würde in unseren Augen das Ende der Kultur einer liberalen und weltoffenen NZZ bedeuten. Sie dürfte darüber hinaus auch ein kommerzielles Desaster einleiten." Wie die Korrespondenten zeigen sich auch die Redaktoren höchst besorgt. Sie fordern Antworten: "Plant der Verwaltungsrat weiterhin die Ernennung eines Chefredaktors nationalkonservativer Prägung? Ist sich der Verwaltungsrat der kommerziellen Risiken bewusst, die eine Abkehr vom liberalen Kurs der NZZ heraufbeschwören würde? Sagt der Verwaltungsrat zu, interne Kandidaturen für die Nachfolge von Markus Spillmann sorgfältig zu prüfen?".

Die Redaktoren weisen zudem auf die Anhörungspflicht der Redaktion vor der Bestellung eines neuen Chefredaktors hin. "Wir erinnern an Ihr Versprechen, sich an das Statut zu halten", heisst es. 

Das Image von Markus Somm unterschätzt
Damit wächst der Druck auf Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod (im Bild oben). Immer lauter wird die Kritik, den Widerstand gegen Markus Somm unterschätzt zu haben. "Man erhoffte sich von Somm ein klares bürgerliches Profil, wollte aber nicht auf SVP-Linie umschwenken. Dass Somm weitherum als Sprachrohr von Christoph Blocher wahrgenommen wird, war den Verwaltungsräten offenbar zu wenig bewusst“, schreibt etwa der "Tages-Anzeiger", denn zu schwach sei die Verankerung der Verwaltungsräte im Zürcher Freisinn.

Der Tagi vermutet zudem, dass die "Absage von Markus Somm" (persoenlich.com berichtete) durch den starken öffentlichen Druck der letzten Tage zustande gekommen war. "Gut möglich, dass man Somm in der Folge bedeutet hat, er möge sich doch besser zurückziehen", so der "Tages-Anzeiger".

Am Montag veröffentlichte der Tagi zudem einen Video-Mitschnitt der Mitarbeiterinformation vom letzten Dienstag, bei der Etienne Jornod vor versammelter Belegschaft die Absetzung von Markus Spillmann bekannt gab. "Wir haben einen Verwaltungsrat, der die NZZ sehr gut kennt und Sie können 100 Prozent sicher sein, dass er den besten Entscheid treffen wird", versprach Jornod. (eh)

Bild: zVg

 


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