23.05.2018

Telesuisse

«Es braucht eine politische Klärung»

Das SRF-Projekt «Newsroom Ost» ärgert die Privatsender. Geplant ist als Pilot eine konvergente Redaktion nach dem Prinzip «digital first». André Moesch, Präsident des Regional-TV-Verbands Telesuisse, befürchtet, dass die SRG regionale Onlineportale mit Videos aufbaut.
Telesuisse: «Es braucht eine politische Klärung»
«Es geht um die Frage, ob die SRG mit ihren Ausbauplänen die bisherige Aufgabenteilung aufweichen will», so André Moesch, Präsident von Telesuisse, dem Verband der Schwelzer Regionalfernsehen. (Bild: zVg.)
von Christian Beck

Herr Moesch*, SRF plant einen sogenannten «Newsroom Ost» (persoenlich.com berichtete). Warum fühlen Sie sich bedroht?
Von Bedrohung kann keine Rede sein. Aber wir fragen uns, wie ein Ausbau der SRG im Regionalen mit der politisch gewollten Aufteilung «die SRG für den nationalen Service public, die Privaten für den regionalen Service public» zusammengeht. Und mit dem Spargedanken, der jetzt bei der SRG aktuell ist.

Das Projekt ist ein Pilot für die Stellenumlagerung auch in andere Regionalredaktionen. Gerade online sind Sie mit FM1Today fest in der Region verankert. Kann Ihnen SRF überhaupt gefährlich werden?
Nein. Mit FM1Today haben wir uns eine sehr erfolgreiche regionale Basis geschaffen. Erst kürzlich konnten wir den 100'000. App-Download feiern. Es geht vielmehr um die Frage, ob die SRG mit ihren Ausbauplänen die bisherige Aufgabenteilung aufweichen will mit dem Ziel, dass sie irgendwann auch den regionalen Service public für sich in Anspruch nimmt.

Im Programmauftrag an die SRG ist aber festgehalten, dass aus den Regionen berichtet werden muss…
«Aus den Regionen berichten» ist unbestritten. Was der SRG aber verboten ist, ist eigene Regionalsender aufzubauen. Die Frage wird zum Beispiel sein, ob eine Onlineseite mit lauter Ostschweizer Videobeiträgen ein solches verbotenes Regionalangebot wäre. Wir sehen in dem jetzigen personellen Ausbau einen möglichen Schritt in diese Richtung und deshalb braucht es eine politische Klärung.

«Die SRG hat schon früher immer wieder die Märkte der Privaten angegriffen»

Bei SRF heisst es, ab August werde eine einzige Stelle vom Studio Zürich Leutschenbach in die Regionalredaktion St. Gallen umgelagert, um dem Wunsch nach mehr Bewegtbild nachzukommen.
Wie gesagt, im Moment ist das nicht wirklich ein Problem. Aber leider hat die SRG schon früher immer wieder die Märkte der Privaten angegriffen, beispielsweise mit DRS 3, als sich die Lokalradios bei den Jungen etablierten. Oder mit «Musigwälle», als die privaten Volksmusiksender aufkamen. Deshalb möchten wir jetzt schon genau wissen, was es mit diesem «Newsroom Ost» auf sich hat.

Der Verband Telesuisse fordert gar einen kompletten Rückzug der SRG aus den Regionen. Wollen Sie Monopolist werden?
Diese Forderung provoziert, zugegeben. Aber wir möchten, dass die Politik diese Frage des nationalen und regionalen Service public ein für alle Mal klärt. Aus wirtschaftlicher Sicht brauchen die Regionalsender zwingend einen Markt, den nicht auch noch die SRG beackert. Oder – das wäre ein anderer Weg – wir reden nochmal über die Gebührenverteilung zwischen der SRG und den Privaten…

In der «Medienwoche» fragten Sie sich, warum nicht die Privatsender der SRG die regionalen Inhalte liefern könnten. Würde da die Qualität stimmen?
Wenn Sie heute einen Beitrag zum gleichen Thema von «Schweiz aktuell» und einem Regionalfernsehen vergleichen, werden Sie qualitativ keine Unterschiede feststellen. Die Privaten haben da in den vergangenen Jahren enorm aufgeholt. Weshalb also nicht auf die Ressourcen der Regionalsender zurückgreifen? Da könnten Gebührengelder gespart werden.

«Wir bleiben Konkurrenten mit unterschiedlichen Ansichten»

Apropos Gebühren: Noch vor der No-Billag-Abstimmung kämpften Sie an der Seite der SRG für ein Nein zur Initiative. Ist nun fertig lustig?
Lustig war «No Billag» auch nicht… Die SRG und wir haben da gemeinsam gegen eine gefährliche und unsinnige Initiative gekämpft. Das würden wir auch heute wieder tun. Aber gleichzeitig bleiben wir natürlich Konkurrenten mit unterschiedlichen Ansichten in ganz vielen Punkten. Das ist wie beim Fussball: Wenn die Nati spielt, dann jubeln Zürcher und Basler gemeinsam. Und eine Woche später spielen Zürcher und Basler dann wieder hart gegeneinander.


* André Moesch ist neben seiner Funktion als Telesuisse-Präsident auch Leiter elektronische Medien Ostschweiz der NZZ-Gruppe. Dazu gehören Radio FM1, das Onlineportal FM1Today und der Fernsehsender TVO.



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