Jean-Frey-CEO Filippo Leutenegger spedierte Gewerkschafter, die dem Verlag einen angemeldeten Besuch abstatten wollten, gemäss Cash vor die Tür ("persoenlich.com" berichtete). Die Meldung hat eine kleine juristische Debatte um die Rechtmässigkeit solcher Besuche ausgelöst. Cash schrieb damals, solche Besuche seien zuzulassen; der Verband Schweizer Presse entgegnete tags darauf, der Arbeitgeber allein habe das Sagen, wer in von ihm gemieteten Räumlichkeiten wen zu welchem Zweck besuche. Dieser Ansicht steht nun eine Stellungnahme der Comedia vom Mittwoch gegenüber, die im folgenden im Wortlaut wiedergegeben wird:
"Der Verband Schweizer Presse behauptet, dass GewerkschafterInnen nicht das Recht haben, ihre Mitglieder und andere MitarbeiterInnen im Betrieb zu besuchen. Entsprechende Gerichtsurteile des Bundesgerichts gibt es nicht. Allerdings existieren zwei Entscheide aus dem Kanton Waadt. In beiden ging es um Arbeitgeber, die klagten, weil Gewerkschaftsvertreter auf dem Arbeitsplatz erschienen und den Kontakt zu den Arbeitnehmenden suchten. Beide Klagen wurden vom Gericht abgewiesen.
Wir von comedia sind der Meinung, dass es sich bei einem Betriebsbesuch von GewerkschaftsvertreterInnen um ein garantiertes demokratisches Grundrecht gemäss den ILO-Übereinkommen 87, 98, 135 und 154 zur Vereinigungsfreiheit, zum Recht auf Kollektivverhandlungen und zum Vereinigungsrecht handelt. Bisher war es jeweils so, dass GewerkschafterInnen von ihren Mitgliedern in die Betriebe gelassen wurden, und die Geschäftsleitung oft erst von dem Besuch erfuhr, als die GewerschaftsvertreterInnen bereits wieder aus dem Haus waren. Dieses Vorgehen hat uns die Rüge eingebracht, wir 'fallen mit der Tür ins Haus'. Uns wurde gesagt, dass -- wenn wir uns doch wenigstens anständig voranmelden würden -- solche Besuche doch kein Problem seien. Dies war denn auch der Grund, weshalb wir unseren Besuch bei Filippo Leutenegger vorab angekündigt haben.
