14.05.2016

Juso

Goldener Kackhaufen für Medienschaffende

Die Juso vergeben erstmals einen Preis für den schlimmsten Chauvinisten der Schweiz. Nominiert ist auch eine Frau.
Juso: Goldener Kackhaufen für Medienschaffende

Die Juso Schweiz haben eine Award für «sexistische Kackscheisse» ins Leben gerufen. Der Preis in Form eines goldenen Kackhaufens soll «besonders sexistische, herablassende oder schlicht dumme Chauvinist_innen» auszeichnen. Nominiert sind drei Journalisten. «Wir wollten uns auf ein Genre beschränken, damit ein Vergleich möglich ist», begründet Juso Schweiz-Präsident und SP-Vizepräsident Fabian Molina den Fokus auf die Medienbranche gegenüber persoenlich.com. Zudem reproduzierten Medien durch ihre Öffentlichkeitsarbeit Sexismus stärker als andere Branchen.

Bildschirmfoto 2016-05-13 um 11.33.09

Wenig erstaunlich ist die Nominierung des stellvertretenden Chefredakteurs der Weltwoche, Philipp Gut. In einem Text zum internationalen Tag der Frau schreibt er Dinge wie: «Schon die körperlichen Merkmale sind augenfällig und prädestinieren Mann und Frau für bestimmte Tätigkeiten.» Und weiter: «Nur fünf Prozent der Nobelpreisträger sind Frauen, die Fields-Medaille – die wichtigste Auszeichnung für Mathematiker – wurde erst einmal an eine Frau verliehen. Diese einseitige Verteilung lässt sich durch die Intelligenzforschung weitgehend erklären. Männer denken systematischer. Ihr IQ liegt durchschnittlich leicht höher (gut zwei Punkte).» Gut plädiert deshalb dafür, dass Frauen und Männer in ihren Rollenmustern verharren sollen. Diese Thesen bräuchten noch nicht einmal eine spezielle Nominierung für eine Chauvinistentrophäe, sie quali- oder eben disqualifizieren sich gleich selbst.

Ebenfalls nominiert ist Arena-Redaktionsleiter Jonas Projer. In den letzten zehn Arena-Sendungen seien von 50 Gästen gerade mal 8 Frauen gewesen, begründet die Juso die Nominierung Projers. Ein Kritikpunkt, den sich nicht nur die Arena gefallen lassen muss. Es liessen sich schlicht weniger Frauen finden, die an Diskussionssendungen exponieren wollten heisst es oft. Ein Argument, das Molina nicht gelten lassen will: «Wir kennen dieses Problem aus eigener Erfahrung. Es braucht oft einen grösseren Aufwand um Frauen auf die Bühne zu holen. Aber dieser Aufwand müsste es einer Sendung dieses Kalibers wert sein. Die Arena bildet die Parlamentsverhältnisse ja nicht einmal annähernd ab.»

Erstaunlich ist die dritte Nominierung. Sie geht ausgerechnet an «SonntagsZeitung»-Journalistin Bettina Weber, die sich in ihren Texten oft für die Gleichstellung stark macht. Weber kritisiert anlässlich des 8. März aber eben auch die Frauen: Sie liessen sich zwar gut ausbilden, der Master-Titel bleibe aber zu oft blosse Dekoration, das Geldverdienen und die mühsame Karriere sollen immer noch lieber die Männer übernehmen. «Es manifestiert sich darin eine gewisse Prinzessinnen-auf-der-Erbse-Attitüde – Frauen geben sich gern emanzipiert, fordern gern, beschweren sich aber auch gern, bloss: Weshalb soll die Finanzierung des weiblichen Lebensunterhalts Männersache sein, wenn Frauen gleichzeitig der Meinung sind, das Windelwechseln sei keineswegs nur ihre Sache?» fragt Weber.

Der Text lasse die strukturellen Schwierigkeiten ausser Acht, begründet Molina die Nominierung: «Weber suggeriert, dass Frauen alles schaffen können, wenn sie denn nur wollen. Dass Frauen die beispielsweise voll berufstätig und Mütter sind in der Schweiz immer noch als Rabenmütter gelten und das die Vereinbarkeit schwieriger macht als für Männer scheint die Autorin vergessen zu haben.» Darüber, wer mit dem goldenen Kackhaufen ausgezeichnet werden soll, kann noch bis zum 27. Mai online abgestimmt werden.

 

 


Newsletter wird abonniert...

Newsletter abonnieren

Wollen Sie Artikel wie diesen in Ihrer Mailbox? Erhalten Sie frühmorgens die relevantesten Branchennews in kompakter Form.

Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Nico Herger
14.05.2016 12:42 Uhr
Frage an "persönlich": Muss man jeden Sch... publizieren?
David Lübke
13.05.2016 15:34 Uhr
Ach Gott, da hat der Molina wohl wieder einmal einen Weg gefunden, etwas Aufmerksamkeit zu kriegen, ohne was dafür tun zu müssen. Wenigstens passt der Name zum Preis.
Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

Die Branchennews täglich erhalten!

Jetzt Newsletter abonnieren.