06.03.2024

Basler Medientag

Keine einfachen Lösungen für die grossen Probleme

Beim erstmaligen Stelldichein der Basler Medienszene ging es um gemeinsame Probleme und ums – fehlende – Geld. Hierzu überraschte SP-Regierungsrat Kaspar Sutter mit einer klaren Ansage.
Basler Medientag: Keine einfachen Lösungen für die grossen Probleme
Er ist gegen eine staatliche Medienförderung: Basels Regierungsrat Kaspar Sutter am Basler Medientag. (Bild: Dominik Plüss)

In Befindlichkeitsrunden schlagen Medienschaffende in der Regel den Jammerton an, schliesslich gibt es auch guten Grund dazu. Ganz anders hörte sich das am Dienstagnachmittag in der Kaserne Basel an. Hier traf sich anlässlich des ersten Basler Medientags was Rang und Namen hat in den Redaktionen der Rheinstadt. Uns geht es gut, uns geht es blendend, wir schreiben eine Erfolgsgeschichte, versuchten sich die anwesenden Chefredaktorinnen und Chefredaktoren, so schien es zumindest, mit der öffentlichen Bekundung ihres Wohlbefindens gegenseitig zu übertrumpfen.

«Der Alltag ist knallhart»

Wer aufmerksam hinhörte, merkte sehr wohl, dass es sich nur um Floskeln handelte. Dies sagte auch Marcel Rohr, Chefredaktor der Basler Zeitung BaZ, und wiederholte es zum Ende der Veranstaltung noch einmal, damit allen klar wird, wie es um die BaZ wirklich steht: «Der Alltag ist knallhart, wir kämpfen um jede Ressource, um jeden Millimeter Inserat.» Ganz so drastisch drückten sich nicht alle aus. Rohrs Pendant beim Konkurrenzblatt BZ Basel, Patrick Marcolli, sagte nur: «Wir überlegen uns jeden Tag, was wir machen und was nicht.» Für Fragen zu den Finanzen müsse man sich an den Verleger wenden. Der war zwar eingeladen, aber nicht gekommen.

Die Wortmeldungen vom Leitungspersonal lokaler Medien ergaben ein durchzogenes Bild. Klar ist so viel: Alle müssen sich nach der Decke strecken. Dass jeder Tag ein Kampf sei, sagten nicht nur BaZ-Chefredaktor Rohr, sondern auch die Bajour-Chefredaktorin Ina Bullwinkel und Radio-X-Geschäftsführer Thomas Jenny. Aber genauso verkörpern sie weiterhin die Leidenschaft, die es seit jeher braucht, damit guter Journalismus entstehen kann.

Gemeinsam Wege in die Zukunft finden

Diese grundsätzlich optimistische Haltung entsprach auch dem Geist der Veranstaltung. Das Zusammentreffen der Basler Medienbranche sowie interessierter Personen aus Politik, Verwaltung, Kommunikation, Kultur und Wissenschaft sollte dazu dienen, gemeinsam nach Lösungen für gemeinsame Probleme zu suchen und zusammen Wege in die Zukunft zu finden.

Eine zentrale Rolle spielte – wenig überraschend – das Geld. Woher das nicht kommen soll, machte gleich zu Beginn des Medientags Regierungsrat Kaspar Sutter klar. Der SP-Mann erteilte namens der Basler Regierung einer staatlichen Finanzierung eine deutliche Absage und begründete das auch ausführlich. Medienförderung müsse wenn schon auf Bundesebene erfolgen und nicht kantonal. Ein Alleingang Basels «würde wenig Sinn machen», so Sutter. Ausserdem stehe Basel bezüglich Medienvielfalt im Vergleich zu anderen Kantonen gut da. Eine Einschätzung, die auch aus dem Kreis der übrigen anwesenden Personen verschiedentlich zu vernehmen war.

«Basel soll ein paar Millionen investieren»

Auch wenn der Regierungsrat den Geldhahn nicht öffnen will, ist das letzte Wort zu einer kantonalen Medienförderung noch nicht gesprochen. Ebenfalls am Basler Medientag kündigte der Autor und Medienaktivist Guy Krneta die Lancierung einer kantonalen Volksinitiative an. Der von ihm präsidierte Verein Medienzukunft Basel wolle noch in diesem Jahr den Kanton auf den Medienartikel in der Verfassung behaften, der besagt, dass der Staat «die Unabhängigkeit und Vielfalt der Information» unterstütze. «Dafür soll Basel ein paar Millionen Franken investieren», sagte Krneta.

Wo eine finanzielle Entlastung vielen Basler Medien willkommen wäre, kristallisierte sich in den Arbeitsgruppen heraus, zu denen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Laufe des Basler Medientags zusammenfanden. Gleich mehrere Diskussionsrunden nannten die Ausbildung als Problemzone. Zum einen, weil es zunehmend schwieriger wird, passende Leute für den Journalismus zu finden, zum anderen, weil die Ausbildung Ressourcen beansprucht, die den Redaktionen eigentlich fehlen. Das Geld dafür könnten Stiftungen zahlen; in der Stiftungsstadt Basel eine naheliegende Überlegung.

Kritik an Arbeitsbedingungen

Doch der vermeintliche Konsens in der Ausbildungsfrage war brüchig. Was bringen Investitionen in neues Personal, wenn die Arbeitsbedingungen an sich nicht attraktiv sind, lautete die kritische Gegenfrage. Viele Praktikanten blieben nicht im Beruf, sagte etwa eine BaZ-Redaktorin.

Andere Themen, die im kleineren Kreis diskutiert wurden, blieben im Ungefähren, etwa die Fragen nach der Rolle von Staat und Stiftungen bei der Medienfinanzierung.

Wie vielfältig die Herausforderungen sind, vor denen die Medien stehen, ob in Basel oder sonst wo, zeigte sich daran, dass ein Thema wie künstliche Intelligenz am Basler Medientag nur am Rande erwähnt wurde, obwohl dessen absehbaren Auswirkungen auf Journalismus und Medien immens sein werden.

Um angemessene Antworten auf diese epochalen Umbrüche in der Medienlandschaft zu finden, reicht ein Nachmittag nicht. Ob ein Grundstein gelegt wurde für weiterführende Diskussionen wird sich dann zeigen, wenn Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten Basler Medientags wieder zusammenfinden sollten, um weiter zu diskutieren, wo sie am Dienstag aufgehört hatten. Das wäre auch die Absicht der Organisatoren, dass es weitergeht.


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren