14.12.2016

Publicom

Medienexperten sind pessimistisch

Laut einer Expertenbefragung von Publicom könnte auf der Suche nach neuen Finanzierungsmodellen der Staat eine wichtige Rolle spielen.
Publicom: Medienexperten sind pessimistisch
Welche Formen von Journalismus werden auch in zehn Jahren noch am Markt finanziert werden können? (Bild: publicom.ch)

Unabhängiger Journalismus ist für eine demokratische Gesellschaft unverzichtbar. Doch weder die Werbeauftraggeber noch die Konsumenten wollen dafür noch genügend bezahlen; neue Finanzierungsmodelle sind somit gefragt, heisst es in einer Mitteilung von Publicom. Das Ergebnis einer neuen Expertenbefragung der auf Medienforschung und -beratung spezialisierte Publicom lautet: Dem Staat könnte dabei eine wichtige Rolle zukommen.

Medienexperten sehen schwarz für derzeitige Formen

Ist Journalismus noch ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell? Angesichts der weiterhin erodierenden Umsätze mit journalistischen Produkten stelle sich diese Frage mit immer grösserer Dringlichkeit. Denn ohne unabhängige Medien und kritischen Journalismus sei eine Demokratie nicht funktionsfähig. Kaum einer der am DELPHInarium-Panel der Publicom beteiligten Medienexperten möchte die Hand dafür ins Feuer legen, dass alle derzeit bekannten Formen von Journalismus auch in zehn Jahren noch mit Werbung und/oder Verkauf finanziert werden können. Vor allem für den Boulevardjournalismus sind sie pessimistisch. Weniger als ein Viertel der Befragten hält es für «sehr wahrscheinlich», dass diese Art von Journalismus in zehn Jahren noch mit konventionellen Mitteln finanziert werden kann. Am ehesten trauen sie dies dem interpretativen Journalismus zu, der Hintergrund und Analyse zu aktuellen Themen bietet.

Öffentliche Gelder sollen es richten

Wenn die alten Modelle nicht mehr taugen, welche neuen Finanzierungsmodelle sind zukunftstauglich? Die Antworten des DELPHInariums liessen vermuten, dass es eine Mischfinanzierung aus verschiedenen Quellen sein werde. Am wahrscheinlichsten werde die Finanzierung durch öffentliche Gelder beurteilt: «Alle qualitativ hoch stehenden Medienprodukte werden in Zukunft zum grössten Teil von Gebühren und Subventionen leben», ist ein Experte überzeugt. Fast die Hälfte der Befragten hält diese Form für zukunftstauglich.

Mit Einschränkungen werden auch der Finanzierung über digitale Abonnemente oder Micropayment Chancen eingeräumt. Nur eine kleine Minderheit glaubt, dass der Vertrieb von Inhalten über aggregierte News-Plattformen eine zukunftstaugliche Lösung darstellt. Überraschend optimistisch seien die Experten bezüglich der Quersubventionierung von journalistischen Produkten mit Erträgen aus publizistikfernen neuen Geschäftsfeldern. Die meisten Experten vertrauen auf das demokratische Gewissen der Medienmanager, heisst es in der Mitteilung weiter. «Fragt sich bloss, wie lange sie dazu noch breit sind», vermerkt ein Befragter dazu kritisch.

Unter dem Begriff DELPHInarium publiziert die auf Medienforschung und -beratung spezialisierte Publicom zweimal jährlich Ergebnisse einer Experten­befragung. Am Panel sind vierzig Fach­leute der führenden Medien­unternehmen sowie Vertreter aus Werbung, Medienjourna­lismus, Kommunikationswissenschaft und Corporate Communications beteiligt.

Zu den ausführlichen Resultaten geht es hier. (pd/clm)


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