13.08.2015

NZZ

Neues Storytelling-Team soll digitale Erzählformen besser nutzen

David Bauer und Florian Steglich erläutern ihre Pläne für nzz.ch.
NZZ: Neues Storytelling-Team soll digitale Erzählformen besser nutzen

Digitalverstärkung für die NZZ: Ab September stösst David Bauer zur Redaktion um das neue Storytelling-Team aufzubauen. Dies schreibt das Medienhaus in einer Mitteilung vom Donnerstag. Zwischen Februar und Juni habe der 32-Jährige bereits als externer Projektmitarbeiter die Weiterentwicklung von NZZ.ch begleitet.

Das Storytelling-Team setzt sich aus sieben Personen zusammen, plus einem Freelancer: Infografik-Experten, Datenjournalisten, Interactive Designer und Frontend-Entwickler. Gemeinsam mit den Redaktoren würden sie Vorlagen für digitale und visuelle Erzählformen entwickeln, testen und diese nicht nur für "Leuchtturm-Projekte", sondern auch im journalistischen Alltag nutzen, heisst es in der Mitteilung.

Bauer arbeitete seit der Gründung der "TagesWoche" 2011 als Digitalstratege für das Medium aus Basel. Seine Artikel und Datenvisualisierungen wurden unter anderem in der "SonntagsZeitung", "The Guardian", "Das Magazin" und "Quartz" veröffentlicht. 2010 erschien von ihm im Echtzeit-Verlag das Buch "Kurzbefehl – Der Kompass für das digitale Leben". Was hat Bauer bei der NZZ vor? persoenlich.com hat nachgefragt:

Herr Bauer, für Sie als Digitalstrategen: Warum ist ausgerechnet die NZZ eine interessante Arbeitgeberin? Wäre der Job nicht erfolgsversprechender an einem Ort wo vor allem junge, digitalaffine Mitarbeiter arbeiten?
Journalismus bedeutet für mich in erster Linie, komplexe Themen so zu erklären, dass die Leute sie verstehen und sich gerne informieren. Die NZZ verfügt über eine fachliche Kompetenz wie nur wenige andere Medien – die leider digital noch zu wenig zum Tragen kommt. Mitzuhelfen, dass sich das ändert, ist eine spannende Herausforderung. Und ich glaube daran, dass wir einiges werden bewegen können.

Sie betonten bislang immer wieder die Vorteile der Tätigkeit als eigenunternehmerischer Journalist. Warum lassen Sie sich nun trotzdem fest anstellen?
Ich habe immer gesagt, dass ich die Freiheiten geniesse, sie aber auch gerne aufgebe, wenn eine Stelle perfekt zu mir passt. Das war zuletzt als Digitalstratege bei der TagesWoche so, und das ist als Leiter Storytelling bei der NZZ so.

Und wo konkret soll die NZZ künftig vermehrt digitales Storytelling einsetzen?
Grundsätzlich ist unsere Aufgabe und mein Ziel, dafür zu sorgen, dass eine stetig wachsende Anzahl Geschichten in allen Bereichen digitalgerecht erzählt wird. Wir werden dazu Anregungen liefern, Vorlagen und Tools bereitstellen. Darüber hinaus werden wir uns bei grösseren Geschichten früh einklinken und zusammen mit Redaktorinnen und Redaktoren die jeweils geeignetste Erzählform entwickeln.
 
Ein wichtiger Schritt zu attraktivem Digitalangebot

Für die NZZ-Chefredaktorin Neue Produkte Anita Zielina ist das neue Storytelling-Team "ein erster wichtiger Schritt, um das digitale NZZ-Angebot attraktiver zu gestalten", heisst es in der Mitteilung.

Daneben wird unter Florian Steglich, Leiter Entwicklungsredaktion NZZ.ch, der Bereich Produktentwicklung NZZ.ch neu aufgestellt. Ab sofort koordiniert Steglich ein fünfköpfiges Team, das Fachleute aus IT, Produktvermarktung, Redaktion, Konzeption und Design vereint, um NZZ.ch weiterzuentwickeln, schreibt die NZZ.

Diese Zusammensetzung werde zu "kürzeren Entscheidungswegen und agileren Prozessen" führen. "Die neue Struktur der Produktentwicklung wird unsere digitale Weiterentwicklung beschleunigen", so Zielina laut Mitteilung. Auch Steglich hat persoenlich.com zu einigen Details befragt:

Herr Steglich, was genau macht eine "Entwicklungsredaktion"?
Der Begriff wird in Medienhäusern unterschiedlich verwendet. Bei uns liegt der Fokus auf der Weiterentwicklung unseres digitalen Flaggschiffs NZZ.ch. Wir arbeiten konzeptionell, kümmern uns aber auch um Design sowie technische Umsetzung. 

Ist das nicht eher ein "Entwicklungsteam" statt eine Redaktion?
Es ist ein interdisziplinäres Team, das digitale redaktionelle Produkte weiterentwickelt. Zwei von fünf Teammitgliedern haben einen journalistischen Hintergrund. Wir konzipieren inhaltlich und setzen Ideen in einer ersten Testphase auch selbst redaktionell um. Entscheidend ist aber die Interdisziplinarität, dass wir uns also zu jedem Zeitpunkt nicht nur überlegen, was redaktionell sinnvoll ist, sondern auch, was das technisch und vom Design her bedeutet und welche neuen Möglichkeiten sich da bieten.
 
Sie leiteten bislang NZZ Labs. Was passiert mit diesem Team? 
Das 2011 gegründete NZZ Lab bauen wir zur Entwicklungsredaktion aus. Der Anspruch des Labs, innovative Konzepte und native Formen für Journalismus im Netz zu entwickeln, bleibt bestehen.
 
Woran konkret werden Sie in den nächsten Wochen arbeiten?
Mit dem Relaunch von NZZ.ch haben wir die Website auf eine neue technologische Basis gestellt, die uns sehr viel mehr Möglichkeiten bietet. Diese wollen wir ausschöpfen. Im Moment schauen wir uns den oberen Teil der Website genau an. Wir wollen die Artikel gestalterisch so voneinander abheben, dass der Nutzer rascher erkennt, ob es sich zum Beispiel um einen schnellen Nachrichtenartikel handelt, bei dem er rasche Aktualisierungen erwarten kann, oder um einen Hintergrundartikel, der eine andere Geschwindigkeit hat. Ein weiteres Thema, das uns aktuell beschäftigt, ist die automatisierte Verschlagwortung, die uns ermöglicht, Themen besser zu bündeln. (pd/sda/eh)

Bilder: zVg.



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