23.08.2020

Medienförderung

Peter Wanner kritisiert Vorschläge des Bundes

Für den AZ-Verleger ist der Vorschlag zur Unterstützung digitaler Medien ein «Kuckucksei». Der bundesrätliche Verordnungsentwurf wirke «nicht zu Ende gedacht». Der Verband Schweizer Medien vertritt eine andere Meinung.
Medienförderung: Peter Wanner kritisiert Vorschläge des Bundes
«Will man ein ausgewogenes Fördermodell konzipieren, sollte man nicht allein auf den digitalen Abo-Umsatz abstellen», so Peter Wanner in einem Kommentar. (Bild: Swiss Media Forum)

Unter dem Titel «Ungereimtheiten bei digitalen Medienförderung» zerpflückt Peter Wanner, AZ-Verleger und VR-Präsident von CH Media, die bundesrätlichen Vorschläge, mit welchen die Internetportale in Zukunft finanziell unterstützt werden sollen. Für Wanner eigentlich ein «verständliches Ansinnen», doch bei näheren Hinsehen erweise sich der vorgeschlagene Verordnungsentwurf als «Kuckucksei», so der Vizepräsident des Verbands Schweizer Medien in der Schweiz am Wochenende, die zur CH Media gehört. Der bundesrätliche Vorschlag – so Wanner – wirke «überhastet und nicht zu Ende gedacht». Zudem türmten sich viele «Fragezeichen und Ungereimtheiten» auf.

Einzig Förderung von bezahlten Digitalmedien

Wanner bemängelt in seinem Kommentar, dass der Vorschlag von Medienministerin und Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga lediglich die Förderung von digitalen Bezahlmedien vorsehen würde. Digitale Reichweitemedien, die über Werbung finanziert würden, wie beispielsweise 20 Minuten, Newsnet, Blick, Watson und Nau, gingen hingegen leer aus. Dies sei eine «Diskriminierung», die einer «staatlich inszenierten Wettbewerbsverzerrung» gleichkomme, folgert der AZ-Verleger und zieht einen Vergleich mit der Benachteilgung gegenüber der SRG. Wanner fordert in seinem Artikel, dass die Gelder fair und ausgewogen verteilt würden. Man könne zwar «unabhängige Kleinverlage, Newcomer, Einzelmasken und Blogger fördern wollen, «aber bitte nicht zu Ungunsten der etablierten Medien».

Indirekte Presseförderung sei wenig hilfreich

Wanner betont auch, dass die Grossverlage von der «indirekten Presseförderung», die von 30 Millionen Franken auf 50 Millionen aufgestockt werden soll, nur wenig profitieren würden, da diese einen Grossteil ihrer Zeitungen über die Frühstellung verbreiteten. Bei CH Media, die Wanner präsidiert, mache dies 90 Prozent aus. Nutzniesser der Subventionierung der Posttarife wären vor allem kleinere Verlage. Deswegen fordere der Verband Schweizer Medien 60 Millionen Franken für die Frühzustellung (persoenlich.com berichtete). Ob dies genehmigt wird, ist noch unklar. Der Ständerat hat die Höhe der Summe in seinen Beratungen mit knapper Mehrheit auf 40 Millionen Franken reduziert, der Entscheid des Nationalrates ist noch offen.

Wanner vertritt nicht die Verbandsmeinung

Der Verband Schweizer Medien (VSM) legt Wert auf die Feststellung, dass es sich beim Kommentar um die persönliche Meinung ihres Vorstandsmitgliedes Peter Wanner handle, die zwar aus Sicht von AZ und CH Media nachvollziehbar sei, jedoch nicht der Haltung des Verlegerverbandes entspreche. Dieser unterstütze die Umsetzung des Gesamtpaketes. (ma)


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KOMMENTARE

Rudolf Penzinger
24.08.2020 11:23 Uhr
Im Jammern, Betteln und Fordern haben die Verleger längst die Bauern und die Gastwirte übertroffen. Noch zu den "digitalen Reichweitemedien, die über Werbung finanziert werden": Hat irgendwer die Verleger gezwungen, solche herauszugeben?
Raphael Weber
23.08.2020 23:46 Uhr
Ein «Kuckucksei»? Ja wer ist denn der Kuckuck? Etwa jener Konzern der mit der Anzahl Print, TV- und Radio Sender ein Monopol aufgebaut hat, und jährlich rund 15 Mio. Serafe einstreicht, dazu gab es in diesem Jahr noch 7 Mio. Covid19 Werbung Ersatz Bonus. Zudem die vorhandene Print Presseförderung und jetzt auch noch jammern für eine digitale Presseförderung, da kriegt einer wohl nie genug? Sollte dies tatsächlich kommen, was ist die Gegenleistung? Komplett werbefrei oder keine Paywall? Entgegen der früheren Versprechungen der Gebührengelder Verteilung wurde dies ja weder in Qualität, Ausbildung oder in den Erhalt der Vielfalt investiert. Der radikale Personalabbau kommt ja sowieso im Dezember, wollen wir wetten, 200 Stellen?
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