Unter dem Titel «Ungereimtheiten bei digitalen Medienförderung» zerpflückt Peter Wanner, AZ-Verleger und VR-Präsident von CH Media, die bundesrätlichen Vorschläge, mit welchen die Internetportale in Zukunft finanziell unterstützt werden sollen. Für Wanner eigentlich ein «verständliches Ansinnen», doch bei näheren Hinsehen erweise sich der vorgeschlagene Verordnungsentwurf als «Kuckucksei», so der Vizepräsident des Verbands Schweizer Medien in der Schweiz am Wochenende, die zur CH Media gehört. Der bundesrätliche Vorschlag – so Wanner – wirke «überhastet und nicht zu Ende gedacht». Zudem türmten sich viele «Fragezeichen und Ungereimtheiten» auf.
Einzig Förderung von bezahlten Digitalmedien
Wanner bemängelt in seinem Kommentar, dass der Vorschlag von Medienministerin und Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga lediglich die Förderung von digitalen Bezahlmedien vorsehen würde. Digitale Reichweitemedien, die über Werbung finanziert würden, wie beispielsweise 20 Minuten, Newsnet, Blick, Watson und Nau, gingen hingegen leer aus. Dies sei eine «Diskriminierung», die einer «staatlich inszenierten Wettbewerbsverzerrung» gleichkomme, folgert der AZ-Verleger und zieht einen Vergleich mit der Benachteilgung gegenüber der SRG. Wanner fordert in seinem Artikel, dass die Gelder fair und ausgewogen verteilt würden. Man könne zwar «unabhängige Kleinverlage, Newcomer, Einzelmasken und Blogger fördern wollen, «aber bitte nicht zu Ungunsten der etablierten Medien».
Indirekte Presseförderung sei wenig hilfreich
Wanner betont auch, dass die Grossverlage von der «indirekten Presseförderung», die von 30 Millionen Franken auf 50 Millionen aufgestockt werden soll, nur wenig profitieren würden, da diese einen Grossteil ihrer Zeitungen über die Frühstellung verbreiteten. Bei CH Media, die Wanner präsidiert, mache dies 90 Prozent aus. Nutzniesser der Subventionierung der Posttarife wären vor allem kleinere Verlage. Deswegen fordere der Verband Schweizer Medien 60 Millionen Franken für die Frühzustellung (persoenlich.com berichtete). Ob dies genehmigt wird, ist noch unklar. Der Ständerat hat die Höhe der Summe in seinen Beratungen mit knapper Mehrheit auf 40 Millionen Franken reduziert, der Entscheid des Nationalrates ist noch offen.
Wanner vertritt nicht die Verbandsmeinung
Der Verband Schweizer Medien (VSM) legt Wert auf die Feststellung, dass es sich beim Kommentar um die persönliche Meinung ihres Vorstandsmitgliedes Peter Wanner handle, die zwar aus Sicht von AZ und CH Media nachvollziehbar sei, jedoch nicht der Haltung des Verlegerverbandes entspreche. Dieser unterstütze die Umsetzung des Gesamtpaketes. (ma)
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24.08.2020 11:23 Uhr
23.08.2020 23:46 Uhr