28.05.2003

Nord-Süd-Verlag

Provisorische Nachlassstundung

Zweitletzter grosser Schweizer Verlag gefährdet.

Am Mittwoch hat das Bezirksgericht Hinwil dem Kinderbuchverlag Nord-Süd die provisorische Nachlassstundung gewährt. Nord-Süd ist mit bis zu 60 Mio. Franken Umsatz jährlich neben Diogenes der einzige grosse unabhängige Schweizer Buchverlag.

Der Verlag sei zuversichtlich, aus dem Liquiditätsengpass herauszukommen, präzisierte seine Pressestelle gegenüber der sda. "Eine Überschuldung liegt nicht vor". Ein starkes Herbstprogramm und Filmverträge unter anderem mit Warner Bros. gäben Rückenwind. Neben den weltwirtschaftlich bedingten Umsatzrückgängen habe dem Unternehmen auch der Einbruch des Dollarkurses zu schaffen gemacht. Bei den grossen Lagerbeständen, die ein Verlag notgedrungen habe, wirke sich ein Währungseinbruch dramatisch auf die Bilanzierung aus.

Deutsche Übernahme nicht ausgeschlossen

Es würden Gespräche mit "einer Reihe von möglichen Partnern und Investoren geführt", über die man keine näheren Angaben machen möchte. Die Möglichkeit, wie viele anderen Schweizer Verlage (Nagel&Kimche, Pendo) von einem deutschen Verlagshaus "übernommen" zu werden, wollte Nord-Süd nicht ausschliessen. "Verhandlungen laufen im deutschsprachigen und internationalen Raum". Nord-Süd hat Niederlassungen in Frankreich, den Niederlanden, den USA und Japan.

Definitive Stundung in zwei Monaten

Der vom Gericht eingesetzte Sachwalter hat nun zwei Monate Zeit, die Lage zu prüfen und definitive Nachlassstundung zu beantragen. Das Gericht gewährt diese nur, wenn ein Unternehmen zeigen kann, dass der Betrieb während der Dauer der Stundung weitergeführt werden kann. Es wird in diesem Fall den weiteren Zeitrahmen für die Sanierung festlegen.

Nord-Süd habe bereits vor Einreichung des Stundungsgesuchs Restrukturierungsmassnahmen eingeleitet, heisst es im Communiqué des Verlags. Das Herbstprogramm, das rechtzeitig in den Handel kommen werde, sei gestrafft worden. Ausserdem wurden in der Schweiz neun und in den USA zwölf Mitarbeiter entlassen und im Stammhaus in Gossau ZH Kurzarbeit eingeführt.

Knick in der Erfolgsstory


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