03.02.2016

Werbeallianz

Ruedi Noser veteidigt geplantes Joint-Venture

Der Zürcher Ständerat Ruedi Noser verteidigt in einem Gastbeitrag in der NZZ das Zusammengehen von SRG, Swisscom und Ringier. Damit widerspricht er der offiziellen Haltung der Zeitung.
Werbeallianz: Ruedi Noser veteidigt geplantes Joint-Venture

Der Zürcher Ständerat und ICT-Unternehmer Ruedi Noser mischt sich mit einem Gastkommentar in der aktuellen NZZ in die aktuelle Debatte über die geplante Werbeallianz zwischen der Swisscom, der SRG und Ringier ein. Diese will noch in der ersten Hälfte dieses Jahres ihren Betrieb aufnehmen. Wie persoenlich.com bereits einige Male berichtete, hat sich dagegen massiver politischer Widerstand formiert. Zur Zeit läuft noch eine Untersuchung des Bundesamtes für Kommunikation (BAKOM).

Neue Geschäftsmodelle gefordert

Anderer Meinung ist Ruedi Noser. Der Zürcher Ständerat schreibt in seinem Gastkommentar, mit der Daten- und Informationsflut sei «eine Revolution in der Gesellschaft und der Arbeitswelt in Gang gesetzt worden», dessen Ausmass und Folgen noch nicht bekannt sei. Pioniere und Treiber dieses Umbruchs sind laut Noser Grossverteiler wie Migros und Coop, global je länger, je mehr die High-Tech-Giganten aus dem Silicon Valley, «die das Big-Data-Thema beherrschen und mit Innovationen zu ihrem (kommerziellen) Nutzen vorantreiben». Das bedinge zwangsläufig ein neues Denken – gerade auch in der Politik –, neue Ansätze und neue Geschäftsmodelle. «Ringier, SRG und Swisscom wollen in einem Joint Venture gemeinsam eine Werbeplattform und mithin neue Werbeformen und Technologien für die Schweiz entwickeln. Dies mit dem Ziel, den Schweizer Werbetreibenden auch künftig Werbemöglichkeiten zu bieten und sich als Schweizer Werbemarkt im globalisierten Wettbewerb zu behaupten.»

Hälfte der Schweizer Digitalumsätze erzielen US-Konzerne

Noser lässt ein gewisses Verständnis für die skeptische bis ablehnende Haltung der Politik gegenüber der Werbeallianz durchblicken. Trotzdem ist für ihn die Gründung der Werbeallianz ein Schritt in die richtige Richtung. So halten gemäss dem ICT-Spezialisten die US-Konzerne bereits die Hälfte der Schweizer Werbeumsätze in ihren Händen."Auf die wachsende Dominanz der Silicon-Valley-Firmen gibt es zwei mögliche Reaktionen: Entweder man überlässt den US-Firmen die weitere Entwicklung, oder man stellt sich diesem internationalen Wettbewerb und investiert selber in die Digitalisierung des eigenen Geschäftsmodells. Entscheidet man sich für den zweiten Weg, ist die Grösse ausschlaggebend. Deshalb ist der Schritt von Ringier, Swisscom und SRG, eine neue Firma zu gründen, nur konsequent. Dieser darf aber nicht nur aus einer Schweizer Optik beurteilt werden. Alleine im Kampf gegen Google, Facebook und Co. sind die drei Schweizer Unternehmen, mögen sie noch so erfolgreich sein, Zwerge. Es wäre nur wünschenswert, wenn später weitere Firmen zu diesem Joint Venture hinzustossen.

Ideale Ergänzung der drei Firmen

Ob die drei Firmen die richtigen sind, wird dereinst der Markt zeigen (wohl aber kaum heute die Politik). Ihr Vorteil ist, dass sich ihre Portefeuilles und Kompetenzen ideal ergänzen und dass sie gemeinsam die kritische Grösse erreichen, um den nötigen technologischen Sprung zu machen. Dass wir es bisher verpasst haben, die Swisscom zu privatisieren, dass wir es noch nicht geschafft haben, der SRG einen zeitgemässen Service-public-Auftrag zu geben, darf jetzt nicht Motivation sein, auf einem ganz anderen Gebiet Verbote auszusprechen.

Privatisierung der Swisscom als Thema

Man könne nicht antiliberale Umstände aus der Vergangenheit mit antiliberalen Verboten für die Zukunft kompensieren. Wenn die Politik schon mitreden will, dann bitte dahingehend, dass sie die Swisscom weiter privatisiert und die SRG mit einem mehrwertorientierten Service-public-Auftrag so umbaut, dass die ganze Medienlandschaft profitiert," so Noser. Am Ende seines Gastkommentars verweist der Zürcher Ständerat und ICT-Spezialist auf Helsinki. Kein anderer Ort gehe offensiver und innovativer mit Daten um wie die finnische Hauptstadt.

Bild: zVg.


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