11.12.2014

3+

Senderchef Dominik Kaiser erklärt den Erfolg von "Bachelor"

Im Vergleich zu Vujo habe Beutl massiv mehr Frauen vor die Bildschirme gelockt.
3+: Senderchef Dominik Kaiser erklärt den Erfolg von "Bachelor"

Herr Kaiser, Gratulation zum Erfolg mit dem Bachelor. Wie haben Sie gefeiert?
Zur Finalparty am Montagabend kam ich leider erst etwas später dazu, da ich davor in Bern im Rahmen der Herbstsession der eidgenössischen Räte einen wichtigen Termin wahrzunehmen hatte. Doch noch diese Woche stossen wir intern zusammen auf die tollen Zahlen an.

Lässt sich der Erfolg nun auch monetär ummünzen?
Grosse Eigenproduktionen sind in der Schweiz nicht refinanzierbar. So ist es auch beim Bachelor, die mit Abstand teuerste Sendung im Programm von 3+. Eigenformate bringen aber zusätzliche Zuschauer auf den Sender, die dann auch unsere Spielfilme und Serien schauen.

In der diesjährigen Staffel wurde viel gereist: Thailand, Tansania, Sansibar - wollte die Fluggesellschaft Oman Air ihre Destinationen pushen oder wie kam das zustande?
Wir haben die Destinationen selbst ausgewählt. Thailand eignet sich sehr gut, da es dort nicht nur sehr romantische Drehorte gibt, sondern auch eine TV Produktionsinfrastruktur, die man nutzen kann, so dass wir nicht das ganze Equipment einfliegen mussten. Tansania und Sansibar sind produktionstechnisch ziemlich anspruchsvoll, aber traumhaft schön.

Die Quoten lagen in gewissen Alterssegmenten bei 20 Prozent (persoenlich.com berichtete). Kann man das überhaupt noch steigern? Oder anders gefragt: Sollte man nicht auf dem Höhepunkt aufhören und ein neues Format suchen?
Bei den 15- bis 49-Jährigen lagen wir knapp über 20 Prozent, in vielen anderen Zielgruppen deutlich höher. Bei den jungen Frauen hatten wir sogar knapp 35 Prozent. Auch waren wir bei 6 der 8 Folgen Marktführer (15-49). Das ist wirklich toll. Erfolgreiche Formate muss man unbedingt weitermachen und diese weiterentwickeln. Bauer, ledig, sucht ist ein gutes Beispiel. Auch die gerade abgeschlossene 10. Staffel lief hervorragend und ca. 9 Prozent über Vorjahr (15-49).

Wieso war Beutl so viel erfolgreicher als Vujo?
Beutl hat zwar etwa gleich viele Männer vor den Bildschirm gelockt wie Vujo, aber massiv mehr Frauen. Sein Charme und Aussehen haben anscheinend die Damenwelt stark beeindruckt. Auch hatten wir dieses Jahr einen richtig guten Frauencast, und wir konnten viele tolle, sehr emotionale Geschichten erzählen. Beides waren entscheidende Faktoren für den Erfolg.

Die Schweizer Fernsehsender würden den digitalen Wandel verschlafen, sagte Frau Deltenre kürzlich. Schlafen Sie?
Wir beobachten sehr genau, was in den USA, UK, Deutschland und der Schweiz passiert und haben vor viereinhalb Jahren zum ersten Mal mit Netflix über ein Jointventure für die Schweiz gesprochen. Wir haben deren Businessmodel sehr genau analysiert und wurden dabei von mehreren früheren Managern des Online-Dienstes beraten. Aber nicht jedes Businessmodell, das grosse mediale Aufmerksamkeit erhält, macht auch wirtschaftlich wirklich Sinn. Die meisten Inhalte, die auf SVOD-Diensten laufen,  funktionieren im Free-TV nicht. House of Cards etwa ist im Free-TV gefloppt. Umgekehrt sind die beliebtesten Free-TV Inhalte auf diesen Diensten nur wenig erfolgreich. Die Nutzung von Online-Diensten erfolgt heute vor allem ontop zur TV-Nutzung. Wir werden die Entwicklung weiter gut beobachten und wenn sinnvoll auch in Technologie investieren. Wir stehen im Moment ganz am Anfang der Entwicklung. Wo die Reise wirklich hingeht, ist im Moment noch sehr offen. Der im Artikel, den Sie referenzieren, zitierte einen Experte für Big Data. Er arbeitet übrigens seit einem Jahr für uns.

Wie lange bleibt lineares Fernsehen Ihr Hauptfokus?
[DK] Wir glauben nach wie vor stark daran, dass das lineare Fernsehen eine sehr positive Zukunft hat, sonst hätte wir nicht gerad den dritten Sender gegründet. Der mit Abstand grösste Teil der Nutzung von professionell produzierten audiovisuellen Inhalten ist spontan und nicht geplant. Die Zuschauer werden also weiterhin vor ihren Geräten sitzen,  durch die Programme zappen und ein bisschen hier, ein bisschen da gucken. Für diese Art der Nutzung ist lineares TV nach wie vor unschlagbar. Neu ist sicher, dass Inhalte auch übers Internet und auf iPads zusätzlich geschaut werden. So ist das auch bei unseren grossen Schweizer Produktionen wie dem "Bachelor" und "Bauer, ledig, sucht...". Diese werden zu den hohen Zuschauerzahlen im klassischen TV auch fleissig zusätzlich online geguckt. Auch unsere Free TV Premieren von "Criminal Minds" gab es bei uns kostenlos gestreamt. Diese Angebot werden wir stetig weiter ausbauen und darauf aufbauen. Seit letztem Jahr können wir diese Nutzung auch kapitalisieren.

Ach ja, letzte Frage: Brauchen der Bachelor und seine Auserwählte in Zukunft eigentlich Personenschutz? Es scheinen ja Nasenbrecherinnen herumzulaufen...
Ich hoffe nicht.

Fragen: Adrian Schräder


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