In der letzten Ausgabe der «Weltwoche» schreibt Roger Köppel in einem Kommentar: «Die SRG ist auf die schiefe Bahn geraten. Sie ist zu gross und zu mächtig geworden». Fast schon wie eine Antwort darauf greift der SRG-Chef Roger de Weck in der «NZZ» vom Samstag gleich selbst zur Feder und schildert in sieben Punkten, was die SRG von privaten Medienhäusern unterscheidet. Sie leiste genau das, was der Markt nicht könne.
Erstens
Das öffentliche Medienhaus produziere fast ausschliesslich Sendungen, die für kommerzielle Kanäle unrentabel wären. Die Werbeeinnahmen würden bei weitem nicht ausreichen, um Sendungen von Qualität zu finanzieren. «Das öffentliche Medienhaus ermöglicht die Produktion guter Sendungen, Videos und Audios, die auf dem kleinen, viersprachigen Markt für private Anbieter ein Verlustgeschäft wären», so de Weck.
Zweitens
Das öffentliche Medienhaus habe ein Angebot, das sich weit mehr am Leistungsauftrag als an der reinen Nachfrage orientiere. Kommerzielles Fernsehen biete vorwiegend Boulevard.
Drittens
Nur ein öffentliches Medienhaus könne Angebote für Minderheiten massiv querfinanzieren: «Aus der Deutschschweiz stammen 70 Prozent der Einnahmen der SRG, doch davon fliessen bloss 43 Prozent zur Deutschschweizer Unternehmenseinheit SRF», schreibt de Weck. Der Rest gehe in die anderen drei Sprachregionen.
Viertens
Das öffentliche Medienhaus sei auch ein föderalistisches, wider den Branchentrend zur Medienkonzentration nach Zürich. Deshalb habe die SRG Studios quer durch die Eidgenossenschaft. Die SRG-Trägervereine seien in den 26 Kantonen verankert.
Fünftens
Die SRG unterstütze laut de Weck die schweizerischen Kulturen in einem Ausmass, wie es kein privates Medienhaus vermöchte. In der «Charta der Schweizer Musik» habe sie sich zu hohen Anteilen von Schweizer Musik im Radio verpflichtet – dies würde nicht ins Konzept kommerzieller Sender passen.
Sechstens
Niemand könne das öffentliche Medienhaus kaufen: Es bleibe unabhängig in einer Zeit, in der politische Interessengruppen Medien erwerben und Medienmacht aufbauen.
Siebtens
Im kleinen Land habe nur ein öffentlich finanziertes Medienhaus die kritische Masse, um im Wettbewerb mit den finanzstarken ausländischen Fernsehkanälen und den globalen audiovisuellen Anbietern zu bestehen; um die hohen Investitionen in die audiovisuelle Digitaltechnologie, die sich rasant fortentwickelt, zu finanzieren und damit Know-how-Plattform zu sein.
Roger de Weck bilanziert zum Schluss: «Ob privat oder öffentlich – im Netzzeitalter wird kein Schweizer Medienhaus im Alleingang gewinnen.» (cbe)
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03.09.2016 17:35 Uhr