18.06.2019

Umzug Radiostudio Bern

Stopp der Zügelvorbereitung gefordert

Stadt und Kanton Bern fordern einen Dialog. Die SRG spricht von drohenden «grossen Herausforderungen».
Umzug Radiostudio Bern: Stopp der Zügelvorbereitung gefordert
Die SRG soll die Arbeiten zum Abzug des Radiostudios von Bern stoppen, fordern Stadt und Kanton Bern in einer gemeinsamen Mitteilung. (Bild: Keystone/Peter Schneider)

Nach dem «deutlichen Signal» aus dem Nationalrat für den Erhalt des Radiostudios Bern fordern Stadt und Kanton Bern sowie die Hauptstadtregion Schweiz die SRG-Spitze auf, die Arbeiten zum Abzug des Studios zu stoppen.

Die Unternehmensleitung der SRG müsse sich nun rasch dem Dialog mit der Politik und der Zivilgesellschaft stellen, heisst es in einer gemeinsamen Medienmitteilung der Hauptstadtregion Schweiz, des Kantons und der Stadt Bern vom Dienstag. Man sei offen für entsprechende Gespräche.

Der politische Entscheid biete der SRG die Chance, gemeinsam mit allen Partnern eine bessere Lösung in Form «eines zukunftsträchtigen Kompromisses» zu suchen. Der Nationalrat habe ein «unüberhörbares Signal» an die Verantwortlichen gesendet, «diesen medienpolitisch falschen Prozess zu stoppen».

Erfreut zeigt sich am Dienstag auch die SRG Bern Freiburg Wallis. Die Mitgliedsgesellschaft der SRG Deutschschweiz fordert die SRG auf, der regionalen Verankerung und dem föderalen Charakter des gebührenfinanzierten Service-public-Unternehmens Rechnung zu tragen.

Das Schweizer Syndikat Medienschaffender SSM sieht die SRG nun ebenfalls in der Pflicht. Das Personal des SRF-Radiostudios Bern, das «massiv» vom Umzug betroffen wäre, sei immer noch bereit, seine Ideen einzubringen. «Dafür bedarf es aber der vollen Transparenz der SRG bezüglich ihrer Konzeptpläne».

Laut einer SSM-Umfrage will eine «überwältigende Mehrheit» der heutigen Radio-Mitarbeitenden einen Umzug nach Zürich nicht mitmachen und würde in der Folge das Unternehmen verlassen. «Damit würde die SRG auf einen Schlag eine geballte Ladung an journalistischer Kompetenz verlieren.»

Der Nationalrat will die SRG daran hindern, einen grossen Teil des Radiostudios von Bern nach Zürich zu verlegen. Er hat am Dienstag Vorstösse dazu mit grosser Mehrheit angenommen (persoenlich.com berichtete).

Sparauftrag der SRG

Die SRG verfolge die politische Debatte zu einer möglichen gesetzlichen Verankerung der Produktionsstandorte sehr aufmerksam. «Die SRG hat sich an den von der Politik definierten Rahmenbedingungen auszurichten», so Edi Estermann, Leiter der SRG-Medienstelle, auf Anfrage von persoenlich.com.

Als nächstes wird sich nun die Medienkommission des Ständerats erneut mit dem Thema befassen. «Sollte das laufende Reform- und Sparprogramm der SRG nicht wie angedacht umgesetzt werden können, wird dies die SRG vor grosse Herausforderungen stellen», so Estermann. Die SRG habe einen Sparauftrag und müsse die digitalen Entwicklungen agil nachvollziehen können. «Die föderale Ausrichtung und regionale Verankerung aber auch die Vielfalt, die Abbildung der unterschiedlichen Kulturen und Sprachen unseres Landes bleiben dabei unverrückbare Leitplanken.» Dies gelte auch für die aktuell diskutierten Reformprojekte. Mit sieben Haupt- und 17 Regionalstandorten in der Schweiz sei die SRG ein sehr dezentral aufgestelltes öffentliches Medienhaus – «und möchte dies auch bleiben».

«Auch bündeln immer mehr öffentliche Medienhäuser Europas ihre Redaktionen, um auf die Konvergenz der Medien zu reagieren und ihr digitales Angebot zu entwickeln», sagt Estermann weiter. Beim Service public würden diese Bündelungen insgesamt «nicht wie befürchtet» zu weniger Medienvielfalt, sondern zu einer Stärkung des Angebots führen. (sda/cbe)


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