20.01.2018

SDA

Verlage übten mit «Exit SDA» Druck aus

Um Rabatte zu erhalten, drohten mehrere Medienhäuser der Schweizer Nachrichtenagentur mit dem Aufbau einer Konkurrenzanbieterin. Die NZZ-Gruppe und die AZ Medien waren laut einem Artikel im «Tages-Anzeiger» die treibenden Kräfte hinter dem Projekt.
SDA: Verlage übten mit «Exit SDA» Druck aus
Führten offenbar das Projekt «Exit SDA» an: NZZ-Präsident Etienne Jornod und AZ-Verleger Peter Wanner. Daneben steht AZ-CEO Axel Wüstmann. (v.r.). (Bild: Keystone//Ennio Leanza)

Bei der Nachrichtenagentur SDA steht ein grosser Abbau an. 40 von 150 Stellen bei der SDA sollen wegfallen – und zwar schon bis Ende Monat, wie die Führung diese Woche ankündigte (persoenlich.com berichtete). Nun kommen mehr Information über die Rolle der Medienhäuser in der Geschichte ans Licht. Die Verlage sind sowohl Aktionäre der Nachrichtenagentur als auch Kunden. 

Wie der «Tages-Anzeiger» in der Samstagsausgabe schreibt, drohten die Medienhäuser der SDA seit 2016 mit dem Aufbau einer Konkurrenzagentur. Diese sollte nur noch das Notwendigste erbringen und dafür weniger kosten. Das ging offenbar so weit, dass sie Konzepte und Businesspläne erarbeiteten. Zuerst hätten die Verlage ihr Projekt «Exit SDA» genannt, danach «Bulgaria». Laut dem Tagi waren die treibenden Kräfte dahinter die NZZ-Gruppe und die AZ Medien. Später seien fast alle Medienhäuser dazu gekommen – von Ringier bis zu den «Freiburger Nachrichten». Auch Vertreter von Tamedia, der den «Tages-Anzeiger» herausgibt, fungierten laut der Zeitung auf dem E-Mail-Verteiler des Projekts.

Im Herbst 2017 gab die SDA dem Druck der Verleger und eigenen Eigentrümern schliesslich nach. Für 2018 gewährte die SDA all ihren Kunden einen Preisrabatt von zehn Prozent. Die dadurch entstandenen Einnahmeausfälle seien hauptsächlich für die jetzige finanzielle Situation der Nachrichtenagentur verantwortlich, wie die SDA-Mitarbeitenden diese Woche in einem offenen Brief an den Bundesrat und die Regierung schreiben. (wid)



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Kommentare

  • Ueli Custer, 22.01.2018 09:08 Uhr
    Irgendwie schon noch speziell: Da sorgen die grössten Aktionäre einer Firma dafür, dass diese ausblutet und nur noch einen schlechteren Service anbieten kann. Aber es ist ein schönes Beispiel dafür, was passieren wird, wenn es keine TV- und Radiogebühren mehr gibt. Dann hätte die gedruckte Presse im Tessin und vermutlich auch zum grössten Teil in der Westschweiz wieder das Informationsmonopol. Fragt sich nur, ob die SDA dann überhaupt noch in der Lage ist, mehr als nur einen deutschsprachigen Dienst aufrecht zu erhalten. So langsam wird mir Angst und Bang um die Schweizer Medien und damit auch um die Schweiz.
  • Hardy Jäggi, 20.01.2018 14:21 Uhr
    Was in der Schweizer Medienlandschaft abgeht, ist unter jeder Sau. Immer mehr Zeitungen haben denselben Inhalt, da alles nur noch aus einer Redaktion kommt. Immer mehr Zeitungen gehören Milliardären, die nur eigene Ziele verfolgen. Immer weniger Zeitungen berichten ausführlich aus den Regionen. Jetzt kommt noch dazu, dass die grossen deutschschweizer Verlage die Jahrzehnte alte Sprachensolidarität in den Müll werfen, in dem sie die SDA ausbluten lassen. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der SDA haben dabei keine rühmliche Rolle gespielt. Das Ganze ist einfach nur schade. Ich hoffe, dass sich die Medienkonzentration umkehren lässt, in dem mutige und solvente Leute in allen Regionen der Schweiz das Modell "Jungfrauzeitung" übernehmen. Journis für solche Projekte hat es ja genügend auf dem Arbeitsmarkt.
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