09.05.2003

2. Bieler Kommunikationstage

Vertreter von El Dschasira und CNN im Streit über TV-Kultur

Direktor des Bundesamtes für Kommunikation wünscht sich Informationscharta.

Der Chefredaktor von El Dschasira und ein Vertreter des US-Nachrichtensenders CNN haben über die unterschiedlichen Kulturen und ihre Einflüsse auf die TV-Berichterstattung debattiert. Das Podium fand im Rahmen der 2. Kommunikationstage in Biel statt. "Wir pflegen eine andere Kultur", sagte der Chefredaktor von El Dschasira, Ibrahim Helal am Freitag. Der arabische Sender könne das Leid einer Familie darstellen, indem man ein beispielsweise die Leiche eines enthaupteten Kindes zeige.

"Sie wären selber geschockt, wenn wir solche Bilder nicht zeigen würden", richtete er an die Adresse von Tony Maddox, Vizepräsident von CNN International für Europa, Afrika und dem Mittleren Osten. Dieser warf El Dschasira vor, während des Irak-Kriegs Bilder von gefangenen US-Soldaten gezeigt zu haben. Bei CNN habe man darauf bewusst verzichtet. Gemäss Völkerrecht dürfen Kriegsgefangene nicht zur Schau gestellt werden.

'Filterung war Fehler'

Der arabische Fernsehsender habe im Irak-Krieg versucht, so objektiv wie möglich zu bleiben, betonte Helal. Die katarische Fernsehkette habe sich deshalb geweigert, nur irakische Verletzte oder Tote zu zeigen, wie es etwa US-Fersehstationen gemacht hätten. "Die Filterung durch US-Stationen war ein Fehler", stellte der El-Dschasira-Chef fest. Gerade wegen dieser Einseitigkeit habe es die Bilder seines Senders gebraucht. -- Helal und Maddox nahmen an einer Podiumsdiskussion über die Problematik der Quellenlage für Medien in Kriegs- und Friedenszeiten teil.

Problematik von 'live'

Nick Gowen, Moderationsleiter der britischen Fernsehkette BBC, wies in Biel die Problematik der Live-Berichterstattung in Kriegszeiten hin. Er gab zu, dass das System mit Fehlern behaftet sei, trotzdem glaube er, dass die Probleme gelöst werden können. Durch eine leicht verzögerte Ausstrahlung der Übertragung gewinne man Zeit, um allzu blutige Bilder noch zu stoppen.

Informationscharta gefordert


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