29.10.2002

7. vfg. Nachwuchsförderpreis

Vier junge BerufsfotografInnen ausgezeichnet

Der erste Preis geht an Christian Hans Stengler für seine "Portraits Burkinabés".

Für den Wettbewerb des 7. vfg. Nachwuchsförderpreises 2002 wurden über 90 Fotoarbeiten eingereicht. Die Jury, bestehend aus dem Lausanner Fotografen Luc Chessex, der Bildredaktorin der Bilan Lausanne, Regine Buxtorf, der Künstlerin Florence Iff, Pietro Mattioli, Künstler, Fotomuseum Winterthur und dem Berner Gestalter Reto Meichtry, wählte 12 Fotoserien für die Ausstellung. Davon erhielten vier Arbeiten Auszeichnungen und die Jury vergab zusätzlich einen Spezialpreis. Die prämierten Arbeiten plus acht weitere sind in einer Ausstellung vom 16. November bis 21. Dezember im Nikon Image House in Küsnacht zu sehen. Die Vernissage findet am 16. November ab 18 Uhr statt.

1. Preis

Die Frage, ob jemand, der mit vorgefundenem Bildmaterial arbeitet, mit Amateurbildern etwa oder Fotos, die ein anderer Fotograf gemacht hat, zu den Fotografen und Fotografinnen zu zählen sei, wird immer wieder heiss diskutiert. Was macht jemanden zum Fotografen, zur Foto-Künstlerin? Seit den 60er Jahren hat diese Frage stetig an Bedeutung gewonnen. Der Bilderberg wächst, wir sind von Fotografien, die in Zeitungen und Zeitschriften erscheinen oder in Werbekampagnen gedruckt werden, in einem nie dagewesenen Mass überflutet. Naheliegend also und notwenig, dass sich Künstler und Fotografinnen mit dem bestehenden Bilderberg auseinandersetzen - und ihn damit nicht allein vergrössern. Sie untersuchen die bestehenden Bilder und fragen: Welche Bilder gibt es wo auf dieser Welt und wem bedeuten sie was?

Es sind Fragen, die nicht nur mit langen Texten erforscht werden können. Das zeigt die Arbeit "Portraits Burkinabés" von Christian Hans Stengler (*1968), welche gemäss dem ungewöhnlichen Entscheid der Jury den 1. Preis gewonnen hat: Der diesjährige Gewinner des 7. Nachwuchsförderpreises ist nämlich ein Fotograf, der nicht mit eigenhändig fotografierten Bildern gearbeitet hat. Stengler, Student der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich, entdeckte im Schaufenster eines Ladens in Ougadougou (Burkina Faso) einige Porträts, die, von der Sonne schon ganz ausgebleicht, wohl mehrere Jahre dort ausgestellt gewesen waren. Er kaufte dem Fotografen - denn der Laden war ein Porträtatelier - die Bilder ab, bearbeitete sie mit Ölkreide und stellte sie zu einer Serie zusammen, die für ihn zum fotografierten Sinnbild für Burkina Fasos Leben geworden ist.

2. Preis

Der 2. Preis ging an Anne Morgenstern (*1976), die ebenfalls noch an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich studiert. Auf Details fokussiert, zeigt diese Arbeit künstliche Landschaften aus Beton oder Marmor. Morgenstern hat mit der Kamera Ausschnitte aus den Landschaften geschnitten und damit die Massstäblichkeit und die normalen Koordinaten zur Bestimmung des Abgebildeten verfremdet.

3. Preis

Der 3. Preis wurde Matthias Willi (*1975) für seine Arbeit "Tempo al Tempo" verliehen. Willi porträtierte die Mitglieder einer italienischen Hip-Hop Band. Die gross vergrösserten Schwarzweiss-Porträts gab er dann Bauarbeitern, Polizisten oder den Bewohnerinnen eines Altersheim in die Hand, die sich die Bilder vors Gesicht halten mussten - ein kontrastreiches Spiel. Matthias Willi hat das Genre der Band-Porträts um eine eigenwillige Variante erweitert.

4. Preis

Ein Beispiel für Landschaftsaufnahmen ist die Arbeit "Traversées" von Bernard-Reymond Mathieu (*1976), die den 4. Preis gewann. Mathieus am Computer bearbeitete Bilder suggerieren Stadtrandlandschaften, die durch regennasse Autoscheiben fotografiert wurden. Weiss, Hellgrau und Grüntöne bestimmen die Farbigkeit der Bilder, die wie Film-Stills wirken; unwirklich und wirklich zugleich.

Spezialpreis der Jury


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