von Christian Beck
In knalligen Farben präsentierte sich die «20 Minuten»-Printausgabe am Freitag. Anlass für die Sonderausgabe ist eine Kooperation mit dem Smartphone-Hersteller Samsung. Die Idee für die Design-Ausgabe stammt von Jung von Matt/Limmat, gestaltet wurde die Ausgabe vom Luzerner Büro Studio Feixen (persoenlich.com berichtete).
Ein «Design ohne Grenzen» versprach die Samsung-Werbung. In Grenzen hielt sich dafür die Begeisterung der Leser. «Das ist ganz furchtbar. Ein Teil der Texte ist kaum noch lesbar und von Design mag ich gar nicht sprechen», schreibt ein persoenlich.com-Leser. Und auch auf der Facebook-Seite von «20 Minuten» melden sich Kritiker: «Sorry Leute… aber das ist ein Schuss in den Ofen.» Oder: «Finde die Ausgabe eine Katastrophe!!!»
Vereinzelt ist Lob zu lesen, doch die negativen Stimmen überwiegen. Am Freitagnachmittag entschuldigt sich «20 Minuten» auf der Facebook-Seite bei den Lesern, die sich daran gestört haben: «Es tut uns leid, wenn wir einige von euch mit der heutigen Ausgabe verärgert und eure Lesegewohnheit auf eine – zugegebenermassen – harte Probe gestellt haben.»
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Am Freitag war der Facebook-Post zwischenzeitlich gar verschwunden, wie verschiedene aufmerksame persoenlich.com-Leser feststellten. Gelöscht, weil zu viele negative Kommentare eingegangen sind? «Der Facebook-Post zur Design-Ausgabe wurde nicht gelöscht, sondern die Zirkulation wurde aufgrund der hohen Resonanz kurzzeitig gestoppt», sagt Tamedia-Sprecherin Nicole Bänninger auf Anfrage. Der Post sei über die Timelines der User, die bereits damit interagierten, immer abrufbar gewesen.
Wie erwartet seien über verschiedene Kanäle Reaktionen eingegangen, darunter natürlich auch Kritik, so Bänninger weiter. «Wir nehmen diese ernst», sagt sie. «20 Minuten» sei bei neuen Werbeformen aber immer wieder mal innovative Wege gegangen. «Die Design-Ausgabe war ein solches, einmaliges Experiment.» Aktionen wie diese würden eine Ausnahme bleiben.
Schlechte Lesbarkeit = gefrustete Redaktoren?
Vor allem die schlechte Lesbarkeit wurde immer wieder bemängelt. Teilweise waren die «Farbkleckse» so stark, dass die Texte darunter nur noch schwer oder gar nicht mehr lesbar waren. Ein extremes Beispiel zeigte «Blick»-Redaktor Konrad Staehelin auf Twitter:
Freut sich die Autorin des unlesbaren @20min-Artikels auch so über die Schmierereien wie der @Tamedia-Schatzmeister? pic.twitter.com/7KnBUKOfts
— Konrad Staehelin (@KStaeh) 28. April 2017
Ein Frust für die Redaktion? «Die Aktion der Design-Ausgabe kam bei den ‹20 Minuten›-Mitarbeitenden mehrheitlich positiv an», sagt Bänninger zu persoenlich.com. Die meisten Texte seien zwar anders gestaltet gewesen, aber sehr gut lesbar. «Beim von Ihnen angesprochenen Beispiel hat das leider nicht optimal geklappt. Das ist ärgerlich, allerdings trat der Effekt auch nicht bei allen Exemplaren gleich stark auf», versichert die Tamedia-Sprecherin.
Was sich Samsung die ganze Aktion kosten liess, darüber will Tamedia keine Auskunft geben.
Kommentare
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Rodolfo Keller, 01.05.2017 22:37 Uhr
Widerlich. So kann man Journalismus auch kaputt machen. -
Chris Heyduk, 01.05.2017 09:07 Uhr
20Min hat sich nun endgültig vom Journalismus verabschiedet. -
Ueli Custer, 01.05.2017 08:11 Uhr
So kommt es heraus, wenn man den Begriff "Werbe-Träger" auf die Spitze treibt. In eine ähnliche Richtung gehen auch die neuerdings eingeklebten Beilagen in verschiedenen Zeitungen. Bei deren Ablösung zerreisst man oft die "Werbe-Träger-Seite". Was dem Leser wiederum das Gefühl gibt, dass der Inhalt eigentlich nicht wirklich wichtig sondern eben nur "Werbe-Träger" ist. -
Elke Baumann, 29.04.2017 22:49 Uhr
Guten Tag Was, um Himmels Willen haben sich Ihre Zeitungsdesigner bei der 20 Minuten Ausgabe vom 28. April 2017 gedacht?? So viel verschmierten Text auf 44 Seiten zu offerieren versetzt Leserinnen und Leser in Verwunderung. Was unter der Farbe steht kann nur erraten werden und das «Daneben» ist aus dem Zusammenhang gerissen. Sollten «20 Minuten» sich zu einem Quizblatt entwickeln? Oder haben Sie eine Beteiligung an der Optiker-Industrie? Ohne Sehhilfe sind die Sätze kaum bis gar nicht zu entziffern, weder von jüngeren geschweige denn von ältere Personen. Schade um Ihr Blatt, das sehr viele zufriedene Leserinnen und Leser verzeichnet. Bis heute hat man es gerne zu Hand genommen, aber so . . . ? Bleibt die Hoffnung, dass Ihre Ausgabe vom 28. April 2017 ein einmaliger Ausrutscher war. Mit freundlichen Grüssen Elke Bauman