24.08.2016

NZZ

«Wir berichten weiterhin positiv wie negativ über Filme»

Die NZZ-Gruppe übernimmt die Mehrheit am Zurich Film Festival. Wie will die NZZ den bereits sehr bedeutenden Anlass noch erfolgreicher machen? Und lässt sich damit Geld verdienen? CEO Veit Dengler beantwortet Fragen zu seinem prestigeträchtigen Investment.
NZZ: «Wir berichten weiterhin positiv wie negativ über Filme»
Verspricht sich viel von der Partnerschaft mit dem ZFF: Veit Dengler, CEO der NZZ-Gruppe. (Bild: Keystone/Christian Beutler)
von Edith Hollenstein

Herr Dengler, vor eineinhalb Jahren sagten Sie in einem Interview, dass die NZZ nie Hundefutter verkaufen werde. Die Beteiligung am Zurich Film Festival (ZFF) ist unternehmerisch gesehen doch der gleiche Schritt – die Investition einfach in ein anderes, vielleicht etwas prestigeträchtigeres Produkt.
Hundefutterverkauf ist kein Geschäft mit Inhalten. Filme dagegen schon. Sie sind ein wesentlicher Sektor des Kulturlebens und vermitteln Inhalt. Die Vermittlung von hochwertigen Inhalten ist unser Kerngeschäft. In unserem Geschäftsbereich «Business Medien» sind Fachmedien, Informationsdienste und Veranstaltungen wie beispielsweise das Swiss Economic Forum zusammengefasst. Das ZFF ist eine der renommiertesten Veranstaltungen in der Schweiz und passt deswegen hervorragend zu uns.

Das ist also in Ihrer Wahrnehmung ebenfalls eine «Investition in die Publizistik».
Wir setzten unsere Anfang 2014 verabschiedete Strategie fort, die vorsieht, im Bereich Business Medien unter anderem mit Veranstaltungen weiter zu wachsen. In den USA nennen Medienhäuser solche Veranstaltungen häufig «Live Journalism». Das Geschäftsmodell ist genau dasselbe wie bei einer Zeitung. Im Zentrum stehen qualitativ hochwertige Inhalte. Auf der einen Seite sind die Nutzer dieser Inhalte – bei der Zeitung sind es Leser, bei einer Veranstaltung sind es Teilnehmer – und auf der anderen Seite Werbekunden, die Zugang zu einer attraktiven Nutzergruppe suchen. 

Ein grosses Thema ist die publizistische Unabhängigkeit. Inwiefern haben Sie vor dem Entscheid mit dem «Frame»-Chefredaktor, den Chefredaktoren der NZZ und NZZaS, sowie den Feuilleton-/Kultur-Ressortleitern gesprochen?
Die Chefredaktoren der «Neuen Zürcher Zeitung» und der «NZZ am Sonntag» waren eng involviert in diese Entscheidung und begrüssen sie sehr. Klar ist, dass wir die redaktionelle Unabhängigkeit unserer Titel und das ZFF seine künstlerische Freiheit wahren werden.

Gab es Bedenken seitens der Redaktion und falls ja: welche konkret?
Nein. Unsere Redaktionen werden weiterhin positiv wie negativ über Filme berichten – egal, wo sie gezeigt werden. Genauso wie wir das auch bislang beim «Frame» gemacht haben. Das bedeutet redaktionelle Unabhängigkeit.

Das Zurich Film Festival ist bereits sehr gut etabliert, Sie aber sehen noch Potential. Wo konkret?
Das ZFF ergänzt die bestehenden Veranstaltungen der NZZ-Mediengruppe sehr gut. In Zukunft wollen wir die Zusammenarbeit im Veranstaltungsbereich intensivieren, etwa bei der Vermarktung.

Wo steht das Festival in zehn Jahren?
Nach der Gründung vor gut zehn Jahren wurde das ZFF zum Shootingstar der europäischen Festivallandschaft. Unser Ziel ist es, das ZFF im Interesse des Standorts und aller Beteiligten im hart umkämpften Filmmarkt nachhaltig aufzustellen, so dass es auch in zehn Jahren seinen festen Platz in der internationalen Festivallandschaft hat. Ähnlich wie Digital Zurich 2025, bei dem wir uns als Mitglied engagieren, ist das ZFF eine hervorragende Visitenkarte für den Standort Zürich. Das wollen wir ausbauen.

Profitiert die NZZ-Gruppe durch diese Beteiligung vor allem vom Image oder inwiefern lässt sich mit dem Zurich Film Festival tatsächlich viel Geld verdienen?
Jeder Geschäftsbereich hat das Ziel, seine Kapitalkosten zu verdienen.

Glauben Sie, dass das Festival auch ohne die prägenden Köpfe Schildknecht und Spoerri funktionieren könnte?
Das ist eine hypothetische Frage. Nadja Schildknecht und Karl Spoerri bleiben an Bord und beteiligt. Sie werden das ZFF weiterhin als Co-Direktoren leiten und der inhaltlichen Ausrichtung des Festivals treu bleiben.

Wie stark beharrten Sie auf der Mehrheit, resp. wäre auch eine Minderheitsbeteiligung in Frage gekommen?
Beide Seiten waren sich einig über die Aufteilung der Anteile. Die Gründer des ZFF hegten seit längerer Zeit den Wunsch, die Trägerschaft des ZFF zu verbreitern, um die Nachhaltigkeit des Festivals im Sinne aller Beteiligten zu sichern. Die NZZ-Mediengruppe war aus verschiedenen Gründen der Wunschpartner des ZFF. Wir engagieren uns seit jeher für Kultur und Gesellschaft und haben viel Erfahrung mit qualitativ hochwertigen Veranstaltungen.

Und Sie selber: Schauen Sie auch Filme? Wann haben Sie den letzten im Kino angeschaut?
Ich bin ein Film-Fan. Meine Lieblingsregisseure sind Billy Wilder, Jim Jarmusch und Woody Allen. Zuletzt habe ich «The Secret Life of Pets» im Kino gesehen. Ich habe Kinder!



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