22.10.2003

Zwei Fragen an die BaZ...

Im Zusammenhang mit den vor Wochenfrist bekannt gewordenen Sparmassnahmen der Basler Mediengruppe (BM) stellen sich zwei Fragen: Zum einen wird über die Rolle des scheidenden Chefredaktors der Basler Zeitung, Hans-Peter Platz, spekuliert. Zum anderen macht die Unterstellung die Runde, die Geschäftsleitung der BM habe die Gewerkschaften auszuschalten versucht. Stimmt das? "persoenlich.com" hat nachgefragt:
Zwei Fragen an die BaZ...

Die Woche vom 13. Oktober begann in Basel hektisch. Kaum war die Ressortleitung über das beschlossene Sparprogramm informiert, jagten sich die Gerüchte. So berichtete das Regionaljournal Basel des Schweizer Radios DRS noch am Montagabend unter Berufung auf "eine verlässliche Quelle", Noch-Chefredaktor Hanspeter Platz -- er wird per 1. Januar 2004 von Ivo Bachmann abgelöst -- sei beim Entscheid von der Geschäftsleitung übergangen worden. In einem BM-Communiqué hiess es kurze Zeit später, die Stellenkürzungen seien mit Platz "abgesprochen". Verleger Matthias Hagemann relativierte später in einem Interview mit der SonntagsZeitung, Platz sei "rechtzeitig informiert" worden. Doch was hat dann Platz' Aussage vor versammelter Redaktion zu bedeuten, er sei nicht voll informiert gewesen? Wie passt Hagemanns Behauptung ins Bild, Platz "trage den Schritt solidarisch mit"?

Hans-Peter Platz präzisiert auf Anfrage von "persoenlich.com", er sei von Matthias Hagemann und Beat Meyer über das geplante Massnahmenpaket informiert worden, ohne materiell darauf Einfluss nehmen zu können. "Im Interesse beider Verhandlungspartner habe ich mich an den laufenden Verhandlungen zwischen Redaktion und Geschäftsleitung um einvernehmliche Lösungen für Betroffene beteiligt, was ich durchaus als solidarisches Verhalten verstanden haben möchte", so Platz weiter.

Vorwürfe kursieren aber auch zum Vorgehen der BaZ bei den Sozialverhandlungen. Informationen von "persoenlich.com" zufolge sollen Hagemann und BM-CEO Beat Meyer vergangene Woche versucht haben, die Gewerkschaften auszuschalten. Die Geschäftsleitung habe den -- damals bereits sicher geglaubten -- fünf Stellenrettungen durch Teilzeitpensen sowie fünf Frühpensionierungen plötzlich nur unter der Bedingung zustimmen wollen, dass die Gewerkschaften in die Verhandlungen nicht einbezogen würden. Ansonsten gälten sämtliche Angebote nicht mehr, und es bleibe bei 17 Entlassungen. Hagemann wolle nur direkt mit der Redaktionskommission und den Ressortleitern verhandeln, die Gewerkschaften seien "unmöglich".

Ein solcher Druckversuch, sollte er denn tatsächlich stattgefunden haben, würde möglicherweise als versuchte Nötigung taxiert, widerspricht aber auf jeden Fall dem für die BaZ bindenden Gesamtarbeitsvertrag. Denn laut GAV Art. 17 müssen Sozialplan-Verhandlungen bei Massenentlassungen aus wirtschaftlichen Gründen zwingend mit den Verbänden geführt werden.

Matthias Hagemann dementiert gegenüber "persoenlich.com" indes alle Anschuldigungen vehement: "'Unmöglich' habe ich in diesem Zusammenhang bestimmt nicht gesagt!" Auch den Vorwurf der Druckausübung will er so nicht stehen lassen. Er habe in internen Gesprächen lediglich die Befürchtung geäussert, eine Ausweitung des Verhandlungsprozesses könnte eine sozialverträgliche und gerechte Lösung gefährden. "Aussenstehende kennen die internen Verhältnisse naturgemäss weniger gut, als dies Redaktionskommission und Ressortleitung tun. Dadurch könnten sich Verhärtungen ergeben", begründet der Verleger.

Die BaZ-Redaktion jedenfalls schaltete die Comedia in die Verhandlungen ein. Auch soll eine "Solidarisierung mit potentiellen Abbau-Opfern" eingesetzt haben, wie onlinereports.ch berichtet. Spontan habe sich "eine beachtliche Zahl RedaktorInnen bereit erklärt, ihr Pensum zu kürzen".

Tatsächlich scheinen die gestern Dienstag aufgenommenen Verhandlungen von Gewerkschaften und Redaktionskommission mit CEO Meyer, Konzernanwalt Martin Wagner und Personalchef Beat Bucher derzeit "auf gutem Weg" zu sein. Dies sagen Matthias Hagemann und Comedia-Generalsekretär Serge Gnos gegenüber "persoenlich.com" übereinstimmend. "Ich hoffe, wir finden eine für alle Seiten befriedigende Lösung", so Hagemann.

Serge Gnos ergänzt: "Über Pensenreduktionen können ein paar Stellen gerettet werden." Zudem werde es bei über sechzig Jahre alten Mitarbeitern eine Reihe von Frühpensionierungen geben. Für genaue Zahlen und Details sei es indes zu früh. Sicher sei aber, dass es bei den Festangestellten zu Entlassungen komme und dass die Reduktion des Honorarbudgets eine noch unbekannte Anzahl freier Mitarbeiter treffen werde.

Für wann er den Abschluss der Verhandlungen erwartet, konnte Gnos nicht sagen. "Jede Verhandlung hat ihren eigenen Rhythmus." Da bei den Betroffenen die dreimonatige Kündigungsfrist erst zu laufen begonnen habe, bestehe aber kein Druck.

Zum kolportierten Druckversuch der BM sagt Gnos übrigens: "Dafür habe ich keine Bestätigung."


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