04.03.2014

Schweizerischer Marketingtag

"Fackeln Sie die Bude ab!"

Am Dienstag fand der Schweizerische Marketingtag 2014 mit über 1000 Teilnehmern statt. Perfekt organisiert und mit grosser Geste inszeniert, lieferten zahlreiche Keynotes und Impulsreferate neue Ideen und Einsichten zum Thema "Value-based Marketing". Bei den Swiss Marketing Trophys gewannen die Projekte "Rent A Rentner" und "A Pirate's Symphony" sowie die Privatklinikgruppe Hirslanden und das Startzentrum Zürich. Der Sonderpreis ging an Coop, der Publikumspreis an Migros.
Schweizerischer Marketingtag: "Fackeln Sie die Bude ab!"

Der Schweizerische Marketingtag sei mittlerweile selber zu einer starken Marke geworden, hielt OK-Präsident Uwe Tännler in seiner Begrüssung fest. Er versprach einen Tag voller Impulse und neuer Ideen zum Thema "Value-based Marketing". Konkret hiess das: Vier Keynote-Vorträgen, sechs Impulsreferate, einige Zwischenspiele und die Verleihung der Swiss Marketing Trophy - es war ein dicht gedrängtes Programm, das im Luzerner KKL über die Bühne ging.

Moderatorin Susanne Wille führte mit Unterstützung des virtuellen Wohlfühlcoaches 2.01R7, später "Buddy" getauft, souverän durchs Programm. Sie fühlte den Rednern mit kritischen Fragen - die teils via App aus dem Publikum kamen - auf den Zahn. Denn die Teilnehmer konnten sich nicht einfach berieseln lassen, sondern wirkten mit ihren Smartphones oder Tablets selber mit.

So konnte man mit der App SpotMe auf alle Infos zum Marketingtag zugreifen, von Programm über Referenten bis zur Teilnehmerliste. Ausserdem gab es immer wieder Gelegenheiten, an einem Saal-Voting mitzumachen oder via "Word Cloud" Stichworte zu geben. Die Ergebnisse wurden danach auf den Bildschirmen auf der Bühne gezeigt.

Ist jeder kreativ oder nur wenige?
In der ersten Keynote zeigte IWC-Chef Georges Kern in einem bombastischen Vortrag, wie die Firma aus Schaffhausen ihre Luxusuhren präsentiert. Er verärgerte das Publikum ein wenig, als er sagte, im Saal sässen höchstens zwei oder drei wirklich kreative Leute. Ganz anders sah das Sahar Hashemi in der zweiten Keynote. Die Unternehmerin und Autorin aus London erzählte, wie sie die Kaffeehauskette Coffee Republic gegründet und was sie dabei gelernt hat. Ihr zufolge kann jeder kreativ sein; wichtig sei, dass man stets offen bleibe und sich voll mit seinem Job identifiziere.

In den Nachmittags-Keynotes lieferte zuerst Andreas Herrmann, Professor an der Universität St. Gallen, teils verblüffende Erkenntnisse aus der Wissenschaft zum Thema Preise und wie Kunden darauf reagieren. Der Berater und Autor Ron Kaufman zeigte dann, wie man mit perfektem Service auf die gestiegenen Ansprüche der Kunden reagiert. Das tat er wohl zu amerikanisch: Bei seinen Mitmachspielen machte das Publikum höchst zaghaft mit.

Ausserdem redete Thomas Truttmann von McDonalds darüber, wie sich der Fast-Food-Konzern nach einer Krise neu aufgestellt hat; Autor und Coach Martin Betschart erläuterte, wie man sich frei und unabhängig macht; Jean-Paul Saija erzählte, wie er mit Dealini.ch vier Millionen Schweizer Kiosk-Kunden zu Fans machen will; Elena Hubschmid sprach über die notwendige Zusammenarbeit von HR und Marketing; SVP-Nationalrat Andreas Aebi erzählte vom das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2013, wo er OK-Präsident war; und Christian Rätsch von Saatchi & Saatchi gab zum Schluss mit “Meine Welt ist Smartphone” einen Ausblick auf den Marketingtag 2015.

Nach der Mittagspause bot der fränkische Comedian Oliver Tissot eine kurze Abwechslung und fasste den bisherigen Verlauf des Tages zusammen. Er wurde als "Hofnarr" angekündigt - und erfüllte genau diese Aufgabe: Er hielt allen den Spiegel vor und verschonte keinen, weder die Moderatorin noch die Referenten noch das Publikum noch die Promo-Damen vor der Tür. Er fühlte sich auf der "Bühne für einen Papst" sichtlich wohl und feuerte ein Pointenfeuerwerk ab, bis das Publikum Tränen lachte. "Fackeln Sie die Bude ab", war sein gutgemeinter Ratschlag an das Plenum, um gegen die gleichzeit stattfindende Fasnacht bestehen zu können. Dabei hatte er wohl Sahar Hashemis Ratschlag, Innovation als kreative Destruktion zu verstehen, im Kopf.

Die Gewinner der Swiss Marketing Trophy
Am Marketingtag wurde auch die Swiss Marketing Trophy verliehen, um die elf Projekte konkurrierten. Die interdisziplinäre Fachjury unter der Leitung von Peter Felser kürte die folgenden Sieger: In der Kategorie Kleinunternehmen konnte sich die Online-Arbeitsvermittlung "Rent a Rentner" durchsetzen (beteiligte Agentur: Werbeanstalt aus Zürich). Der Jury gefiel neben der eigenständigen Tonalität die originelle Idee, die übrigens bereits mehrere Nachahmer gefunden hat.

In der Kategorie Mittelunternehmen gewann die KKL Luzern Management (mit der Agentur K-wer-K) für das Projekt “A Pirate's Symphony”. Darin wird der Blockbuster “Pirates of the Caribbean” mit Johnny Depp aufgeführt, die Musik aber live von einem Orchester gespielt. Dazu gibt es kulinarische Köstlichkeiten. Damit sei es gelungen, "neue Kundengruppen anzusprechen und für klassische Musik zu begeistern", lautete das Urteil der Jury.

In der Kategorie Grossunternehmen gewann die Privatklinikgruppe Hirslanden mit der Kampagne "Kompetenz, die Vertrauen schafft. Hirslanden: eine Marke im akutmedizinischen Bereich" (Agentur: KSP Krieg Schlupp Partner), die die herausragende Stellung der Krankenhäuser der Gruppe zeige. 

Schliesslich gewann das Startzentrum Zürich mit der Messe "Startupfair 2013" den Preis in der Kategorie Non-Profit-Organisation. Es sei ein Beitrag zur Zukunft der Schweiz, die bei den Bedingungen für Jungunternehmer und Start-ups momentan nicht gut sei, wie die Jury meint.

Am Nachmittag wurden zusätzlich Sonder- und Publikumspreis verliehen. Der Sonderpreis ging an Coop für die Kampagne "20 Jahre Naturaplan". Der Publikumspreis ging - mit grossem Abstand - an den Konkurrenten Migros für das Projekt "Crowdsourcing als integriertes Marketinginstrument", entwickelt von der Agentur Atizo 360°, das Konsumenten als Tester einsetzt und so über neue Produkte mitbestimmen lässt. (lmy)

Bilder: zVg



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