26.06.2015

Genf

Journalist im Hungerstreik

Die marrokanische Regierung verweigert ihm Rückkehr in seine Heimat.

Ein marokkanischer Journalist ist auf dem Platz vor dem europäischen UNO-Sitz in Genf in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Er will erst wieder Nahrung zu sich nehmen, wenn Rabat ihm seine Ausweispapiere erneuert und so seine Heimkehr erlaubt.

Die marokkanischen Behörden hatten dem Journalisten Ali Lmrabet 2005 ein zehnjähriges Berufsverbot auferlegt. Lmrabet hatte als Chefredaktor satirische Zeitungen veröffentlicht, welche bei der Führung im Königreich auf kein Verständnis stiessen.

Das Berufsverbot wurde offiziell damit begründet, dass Lmrabet das Schicksal von Westsahara-Flüchtlingen thematisiert hatte. Für Marokkos Führung ist die Westsahara-Problematik tabu.

Nach Ablauf des Berufsverbots im April dieses Jahres wollte Lmrabet seine Satire-Blätter, die in Marokko erfolgreich waren, wieder publizieren. Die Behörden weigerten sich aber, seine Ausweispapiere zu erneuern. Die Gültigkeit seines Passes lief am vergangenen Mittwoch aus.

Vier Jahre Haft

Er wolle kein politisches Asyl in der Schweiz, sondern zurück nach Marokko, sagte Lmrabet am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur sda.

Er war von Vereinigungen nach Genf eingeladen worden, um über das Thema Pressefreiheit zu sprechen. Während seines zehnjährigen Berufsverbots in Marokko hatte er für spanische Zeitungen schreiben können.

Lmrabet war in Marokko 2003 wegen Beleidigung von König Mohammed VI. zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Schon damals hatte er mit einem Hungerstreik protestiert, dann wegen den Haftbedingungen. Im folgenden Jahr begnadigte ihn der König. (sda)


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