30.08.2010

Markus Somm wird neuer Chefredaktor der Basler Zeitung

Die "Basler Zeitung" wechselt die Chefredaktion aus. Wie das Unternehmen mitteilt, wird der "Weltwoche"-Journalist Markus Somm neuer Chefredaktor. Im Juli dementierte BAZ-Verleger Martin Wagner noch eine entsprechende Information von "persoenlich.com". Urs Buess wirkt als Somms Stellvertreter. Der bisherige Chefredaktor, Matthias Geering, und Raphael Suter, Mitglied der Chefredaktion, verlassen das Unternehmen. Bei der "Weltwoche" ist Somms Nachfolger noch nicht bekannt. Die Hintergründe:
Markus Somm wird neuer Chefredaktor der Basler Zeitung

Markus Somm, bisher bei der "Weltwoche", hat am Montag per sofort die Chefredaktion der "Basler Zeitung" (BaZ) übernommen. Das Blatt solle landesweit mehr wahrgenommen werden, erklärte BaZ-Verleger Martin Wagner bei der Bekanntgabe des überraschenden Wechsels. Die Nachricht kam kurzfristig: Aktionäre und Verwaltungsrat hätten den 1965 geborenen Somm "mit sofortiger Wirkung" zum Chefredaktor ernannt, teilte Wagner mit. Die Nachricht kam auch überraschend. Im Juli dementierte Wagner auf Anfrage von "persoenlich.com", dass er einen neuen Chefredaktor suche. "Nein, wir suchen keinen Chefredaktor", so Wagner. Auch von einem Versuch, Somm bei der "Weltwoche" abzuwerben, wollte er nichts wissen. "Das ist nicht der Fall. Zudem wäre es komisch, wenn ich dies tun würde – schliesslich bin ich ja auch Verwaltungsratspräsident der Weltwoche Verlags AG!"

Stellvertreter werde Urs Buess, schon bisher Mitglied der Chefredaktion. Derweil verliessen der bisherige Chefredaktor Matthias Geering und Chefredaktionsmitglied Raphael Suter die BaZ. Mehr nationale Ausstrahlung ist erklärtes Ziel von Wagner und Somm: "Wir verdienen mehr Wahrnehmung", sagte Wagner an einer kurzfristig angesetzten Medienkonferenz. Laut Somm soll man Basel "wieder hören", und die Chance der BaZ als einzige von Zürcher Verlagen unabhängige Tageszeitung einer grösseren Schweizer Stadt müsse gepackt werden. "Wir wollen nach vorne", erklärte Wagner ausserdem: Der Tessiner Financier Tito Tettamanti und er seien bei der Übernahme der BaZ "angetreten, eine publizistische und wirtschaftliche Erfolgsgeschichte" zu schreiben - Voraussetzung dafür sei guter Journalismus.

Um die Ziele zu erreichen, ist Somm für Wagner als "schweizweit bekannte Persönlichkeit" und "Vollblutjournalist" der geeignete Mann. Somm sei "jemand, der einen anderen Blickwinkel hat". Dieser bezeichnete sich selber als "liberal im klassischen Sinn" und betonte, wichtig sei ihm die kritische Haltung gegenüber allem. Dies gelte gegenüber einer rot-grünen Regierung wie in Basel als auch gegenüber einer bürgerlichen. Insbesondere soll die BaZ aber auch Debatten anreissen; denn laut Somm ist es "etwas ein Missstand in der Schweiz", dass dies unter den Medien zu wenig stattfinde. Weitere Angaben zur Ausrichtung wurden nicht gemacht.

Abrupter Wechsel

Zum abrupten Weggang des bisherigen Chefredaktors Matthias Geering und von Raphael Suter sagte Wagner, diese verliessen die BaZ "in good terms". Beide hätten für die Zeitung wertvolle Dienste in einer wichtigen Zeit geleistet, jetzt aber im Unternehmen "keinerlei Perspektiven mehr gefunden". Alleinige "Nummer zwei" an der BaZ-Spitze wird laut Somm künftig Urs Buess sein. Zu allfälligen weiteren Änderungen in der Redaktion, die laut einer Sprecherin ebenfalls erst am Montagmorgen vom Wechsel erfuhr, verwies Wagner zudem auf Somm; ein Personalabbau sei nicht geplant, und das Redaktionsbudget werde weder "zusammengestrichen" noch erhöht.

Somm war bisher stellvertretender Chefredaktor der "Weltwoche", zu der er 2003 gestossen war. Zudem war er beim "Tages-Anzeiger" in der Inland- und Bundeshausredaktion tätig gewesen. Somm hat Geschichte und Politikwissenschaft studiert. Er hat unter anderem Bücher über Christoph Blocher und General Guisan publiziert. Die Basler Zeitung Medien waren vom Basler Anwalt Wagner (25 Prozent) und Tettamanti (75 Prozent) im Februar übernommen worden. Wagner erklärte damals, ein Kurswechsel sei nicht geplant. Der rechtskonservative Financier Tettamanti hatte 2002 den Jean Frey-Verlag samt "Weltwoche" übernommen, die er 2006 an Roger Köppel weiterverkaufte. (sda)



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