21.10.2015

SRF-Sendungskosten

"Das ist doch keine vollständige Transparenz!"

Markus Gilli ist unzufrieden mit der Art und Weise wie das Leutschenbach die Kosten der Sendungen publiziert. Erstaunlich sei, dass sich das Unternehmen trotz Kostendruck teure Formate wie "Voice of Switzerland" oder "1 gegen 100" leiste. Gegenüber persoenlich.com setzt der "Tele Züri"-Chefredaktor die SRF-Zahlen in Relation zu den Kosten der Privaten und er sagt, welche Sendung er ersatzlos aus dem öffentlich-rechtlichen Programm streichen würde.
SRF-Sendungskosten: "Das ist doch keine vollständige Transparenz!"

Herr Gilli, am Mittwoch hat SRF erstmals Zahlen über die Kosten der TV-Sendungen veröffentlicht. Was ist Ihnen dabei aufgefallen?
Das ganze ist ein erster Schritt – aber noch nicht der ganze Weg. Ich begrüsse es, dass die SRG endlich konkrete Zahlen mit den Kosten einzelner Sendungen auf den Tisch legt. Die Türe wurde aber nur einen Spalt weit geöffnet, denn das ist doch noch keine vollständige Transparenz! Wir wissen weiterhin nicht, was in den aufgeführten Kosten alles enthalten ist.

Welche Kosten erscheinen Ihnen besonders hoch?
Ich bin erstaunt über die hohen Kosten der Unterhaltungsformate, wie etwa "Voice of Switzerland" oder "1 gegen 100". Trotz angeblichem Kostendruck kann sich die SRG diese teuren internationalen Lizenzformate offenbar leisten. Im Ausland laufen solche Sendungen auf privaten TV-Sendern, denn sie haben mit Service Public wenig zu tun.

Gibt es bei "AZ TV Productions AG" eine Sendung, die sich parallel mit einer SRF-Sendung vergleichen lässt? 
Vergleichbar sind sicher die gesamten Bereiche News, Information und Talk. Unsere Formate sind ausnahmslos kostengünstiger.

Machen Sie ein Beispiel?
Die Kosten für eine Talk-Sendung in der TV-Senderfamilie der AZ Medien liegen deutlich unter 5'000 Franken.

Was denken Sie, warum ist auf die Sendeminute gerechnet "Aeschbacher" doppelt so teuer wie "Schawinski"?
Vielleicht weil Kurt Aeschbacher das doppelte Gehalt von Schawinski hat. Vielleicht sind es aber auch die teureren Klamotten von Kurt... Da hat Roger offenbar verdammt schlecht verhandelt! Aber im Ernst: Die Frage müssen Sie den Verantwortlichen für das SRF-Programm stellen.

Das habe ich. Laut Mediensprecherin Andrea Wenger liegt es daran, dass die Sendung extern in der Laborbar in Zürich aufgezeichnet wird - die ja Kurt Aeschbacher gehört. Aber warum ist es nötig, gewisse Sendungen extern zu produzieren statt im eigenen Studio Leutschenbach?
Diese Entscheidungen liegen bei den Programmverantwortlichen von SRF.

In der ganzen Debatte um den zukünftigen Service Public: Was gehört aus Ihrer Sicht ins SRF-Programm und was nicht?
Die SRG hat die Aufgabe und Verantwortung, Inhalte des Service Public anzubieten, die von den privaten TV-Stationen nicht refinanziert werden können. Darauf sollte sich die SRG konzentrieren; darauf muss sie ausschliesslich fokussieren.

Was heisst das?
Nicht zum Service Public zähle ich ein Format wie "Glanz & Gloria"! Unser vollständig privat finanzierter Sender TeleZüri produziert "Lifestyle" - die Formatfarbe existiert also bereits in der Schweizer TV-Landschaft. "Glanz & Gloria" schafft hier unnötig staatlich finanzierte Konkurrenz.

Fragen: Edith Hollenstein


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