01.11.2015

SRG

Roger de Weck warnt vor "Berlusconisierung" der Schweizer Medien

Finanzielle Engpässe würden die Verlage empfänglich für Einflüsse machen.

Die Politik übt zunehmend Druck auf die Medien aus. Zu diesem Schluss kommt das Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft (FÖG) in seinem kürzlich veröffentlichten Jahrbuch zur "Qualität der Schweizer Medien" (persoenlich.com berichtete).

Je grösser die finanziellen Schwierigkeiten der Verlage, desto anfälliger sind sie für politische und wirtschaftliche Einflussnahme, heisst es darin. Diese Gefahr sieht auch SRG-Chef Roger de Weck, berichtet die "Schweiz am Sonntag".

Die zunehmende Politisierung der Presse berge das Risiko einer "Berlusconisierung" der Medien, sagte er dem Westschweizer Radio RTS. Solange es "ein gewisses Gleichgewicht der Kräfte" gebe, sei die Politisierung nicht ungesund.

Wenn aber "tatsächlich der Wille vorhanden wäre, die Kontrolle über die öffentliche Meinung zu übernehmen, käme man in eine Situation wie unter Berlusconi in Italien", sagt de Weck. "Jedermann weiss, dass das ungesund war", zitiert ihn die "Schweiz am Sonntag".

Empfänglich für Einflüsse von aussen

Eine ungesunde Entwicklung machen die Wissenschafter vor allem in der Deutschschweiz aus. Zuletzt habe das nationalkonservative Lager dank potenten Geldgebern Pressetitel übernommen und eine weltanschauliche Neuausrichtung betrieben.

Für seine These führt der FÖG-Bericht drei Beispiele ins Feld. Die "Basler Zeitung" (Christoph Blocher hält einen Drittel der Anteile), die "Weltwoche" (SVP-Nationalrat Roger Köppel ist Alleineigentümer) und die "NZZ".

Erst grosse Proteste der Redaktion hätten die Ernennung Markus Somms ("Basler Zeitung") als neuer Chefredaktor verhindert. Der Fall würde zeigen, dass selbst etablierte Titel in ökonomisch schwierigen Zeiten empfänglich für Einflüsse von aussen seien. (SchwaS)



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Kommentare

  • heidi Ziegler , 28.02.2016 20:22 Uhr
    Neutrale Medienberichterstattung sollte eigentlich in einem neutralen Land ein Muss sein. In SRG und SRF spielt die politische Diazugehörigkeit ganz offensichtlich eine bedeutende Rolle. Moderatoren und SRF Leute bekennen sich ganz klar zu Links und halten auch mit ihrer Meinung nicht zurück. Das finde ich bedenklich, Ich habe nicht mehr die Möglichkeit mich in diesen Medien neutral zu informieren. Ich gehöre keiner Partei an frage mich aber ernsthaft, wie käuflich unsere Medien sind. Christoph Blocher muss ich wählen, wenn ich seine Meinung hören will, hingegen die Meinung der SP und Grünen wird mir täglich in SRF und SRG aufgezwungen. Offenbar kauft nicht nur Blocher die Medien.
  • Kurt Heller, 04.11.2015 09:14 Uhr
    Stimmt genau, wie auch der Kauf der Titelseite von 20 min. durch die SVP schlagend bewiesen hat.
  • Adrienne Hofmann, 02.11.2015 14:48 Uhr
    Die Frage lautet, was besser ist: wirtschaftlicher Druck oder Filz?
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