31.05.2015

SwissMediaForum

"Jyllands Posten" hält sich bei Islam-Themen zurück

"Kein Cartoon ist ein Menschenleben wert", sagte Jorn Mikkelsen in Luzern.
SwissMediaForum: "Jyllands Posten" hält sich bei Islam-Themen zurück

Der Journalismus muss nach Anschlägen und Drohungen wegen Satire-Publikationen einen Weg zwischen Meinungsfreiheit und Selbstzensur finden. Kein Cartoon sei ein Menschenleben wert, sagte Jorn Mikkelsen, Chefredaktor der dänischen Tageszeitung "Jyllands Posten", am Freitag am Swiss Media Forum in Luzern.
 
Er bewundere den Mut des Swiss Media Forums, ihn trotz angespannter Sicherheitslage nicht ausgeladen zu haben, sagte Mikkelsen. Mit solchen Situationen müssten Journalisten heute wohl leben. Jyllands Posten hatte vor zehn Jahren nach der Veröffentlichung von Mohammed- Karikaturen Morddrohungen aus der islamischen Welt erhalten.

Die Redaktion hält sich zurück
 
Die Arbeit von Jyllands Posten habe sich seit der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen völlig verändert. Die Redaktion sei heute gesichert wie Fort Knox. Ein hoher Zaun umgebe das Redaktionsgebäude. Die damals betroffenen Karikaturisten stünden ständig unter Polizeischutz.

Er sei nach wie vor überzeugt, dass Satire vieles dürfe. Je frecher sie sei, desto besser. Bei Themen, die den Islam beträfen, halte sich die Redaktion jedoch sehr zurück. Der letzte Entscheid, ob ein Text veröffentlicht werde oder nicht, liege bei ihm. Auf die Frage, ob dies nicht einer Kapitulation gleichkomme, sagte Mikkelsen, das Sicherheitsinteresse lasse keine Wahl.

"Wir lassen uns nicht kleinkriegen"
 
"Kein Cartoon ist ein Menschenleben wert", sagte Mikkelsen weiter. Es sei unbestritten, dass es eine Selbstzensur gebe. Der Grat zwischen Meinungsäusserungsfreiheit und Selbstzensur sei schmal. Das gelte seit den Anschlägen gegen das französische Satire-Magazin Charlie Hebdo Anfang Januar dieses Jahres umso mehr.
 
Seine erste Reaktion nach dem Aufruhr in der islamischen Welt wegen der Mohammed-Karikaturen sei gewesen: "Wir lassen uns nicht kleinkriegen." Seine Position habe sich dann aber verändert. Beide Seiten seien aufeinander zugegangen und hätten daraus gelernt. Die wichtigste Erkenntnis daraus: "Die Welt ist nicht schwarz-weiss."
(sda)

Bild: SMF/nzz.events.ch



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