17.02.2012

"Es ist Zeit, ein neues Buch zu schreiben."

Was macht eigentlich David Honegger? In den letzten Jahren war es eher ruhig um den ehemaligen Partner von Dominique von Matt und McCann-CEO. Nun ist er zurück: Mit seiner Agentur Honegger&Bregenzer. persoenlich.com hat sich mit dem umtriebigen Werber über "Blind Dates" sowie neue und alte Partner unterhalten: "'More of the same' war noch nie mein Ding". Weiter erläutert er, wie er mit Kunden wie m-way Erfolgsgeschichten schreiben will. Das Interview:
"Es ist Zeit, ein neues Buch zu schreiben."

Herr Honegger, bis im Jahr 2000 waren Sie mit Honegger/von Matt selbstständig. Später während einiger Jahre mit der Einzelfirma Honegger Consulting unterwegs. Wie ist es zur erneuten Agenturgründung gekommen?

Über ein Blind-date. Ich habe auf Ronorp ein Inserat gesehen, in welchem eine Agentur im Seefeld einen Senior Partner suchte. Jonas Bregenzer und ich haben uns getroffen, gefunden und vor gut einem Jahr beschlossen, die Agentur ganz zu übernehmen und in Honegger und Bregenzer umzufirmieren.

Ihr ehemaliger Partner Dominique von Matt ist "Ihrer" Agentur stets treu geblieben. Tauschen Sie sich noch oft aus?

Ja, wir haben uns immer noch viel zu sagen, gehen auch gerne ab und zu zusammen essen. Zudem ist er auch Patenonkel meiner Tochter Claire.

Und geschäftlich?

Dominique hat mich auch schon erfolgreich lanciert (lacht).

Stand es auch mal zur Diskussion wieder als Partner zusammen zu arbeiten?

Nein. Ich glaube, man kann einem guten Buch nicht im Nachhinein nochmals ein Kapitel anfügen. Es war eine tolle Geschichte während sieben Jahren, jetzt ist es Zeit, ein neues Buch zu schreiben.

Und zwar mit Jonas Bregenzer. Warum mit ihm?

Ich habe in der Vergangenheit einige Anfragen für Agenturpartnerschaften erhalten. "More oft the same" war jedoch noch nie mein Ding. Deshalb wollte ich mich nicht mit einem Partner aus dem Offline-Bereich zusammen tun, sondern mich weiter entwickeln und etwas Neues erschaffen. Mit meiner Einzelfirma genoss ich grosse Freiheit, aber mir fehlte der Austausch und das Arbeiten im Team. So war ich offen für einen Neustart.

Wer ist Jonas Bregenzer?

Jonas ist ein junger, vielseitig talentierter Art Director und Online Spezialist, der sich bereits mit 20 Jahren selbstständig machte. Social Media ist sein zweites Zuhause; er kam sozusagen mit der Maus in der Hand auf die Welt, bringt jeden Tag neue Inputs und ist stets auf dem Laufenden, wenn es um neue Trends geht. Zudem sind wir komplementär; er kann alles, was ich nicht kann und umgekehrt - so bringen wir einander täglich voran. Beide sind wir unverbraucht, hungrig und offen; wir suchen ständig nach neuen Wegen. So vereinen wir die Online- und Offlinewelt auf Führungsebene und bilden damit eine attraktive und kompetitive Agentur.

Sie bringen nicht nur Erfahrung, sondern auch einen Namen, den man in der Branche kennt. Wie wichtig ist ein bekannter Name in der heutigen Zeit?

Bei der Akquisition hilft ein guter Name bestimmt, die eine oder andere Türe zu öffnen Es gibt sicher Kunden, die auf meine Seniorität bauen, und andere, die den "jungen Wilden" suchen. Am liebsten sind uns jene, die den Mehrwert dieser Konstellation schätzen und nützen.

Den Namen Ihrer Partnerin, Cornelia Harder, kennt man in der Branche ebenfalls. Auch sie führt eine Agentur. Gibt es Synergien?

Es gibt natürlich wertvolle und spannende Synergien. Es ist ein Vorteil, wenn man Erfahrungen teilen und sich über das Business austauschen kann. Wir sind aber auch beide schlau genug, um zu wissen, was man sich bezüglich des Berufs erzählt und was nicht. Wenn ich an einen Pitch eingeladen bin, sage ich beispielsweise nicht "Mach doch auch mit". Die Positionierung unserer Agenturen ist unterschiedlich, so dass wir wohl selten dieselben Kunden ansprechen. Und falls wir doch einmal gegeneinander antreten, bleibt es wenigstens in der Familie (lacht).

Anfang Jahr wurde bekannt, dass McCann Erickson, die Sie während vier Jahren geführt haben, den Zürcher Sitz schliesst. Kann es sich in der heutigen Zeit wirtschaftlich doch auch lohnen, mit einer neuen Agentur zu starten?

Ich denke, es hat immer Platz für neue, gute Agenturen. Egal ob klein oder gross. Wobei es mir im Moment deutlich wohler ist mit einer kleinen.

Warum?

In der heutigen, schnelllebigen Zeit ist man besser dran mit flexiblen Strukturen und kurzen Kommunikationswegen. Wir möchten jeden unserer Kunden persönlich betreuen können. So gibt es keine überflüssigen Schnittstellen, kein Wegdelegieren und keine Politics, die den Kreationsprozess verlangsamen. Wir schliessen jedoch nicht aus, dass wir einmal auf zehn bis zwölf Leute aufstocken. Ich habe vorwiegend qualitative Ziele, das Wachstum wäre dann eine durchaus erwünschte Nebenwirkung. Wir wollen mit unseren Kunden Erfolgsgeschichten schreiben. Wenn wir dazu einmal mehr Leute brauchen sollten, werden wir wachsen, wenn nicht, bleiben wir zu fünft.

Wie hat die schnelllebige Zeit den Werbemarkt verändert?

Aufträge werden öfters mal nur projektweise vergeben. Das hat mit der ganzen Kurzfristigkeit der Wirtschaft zu tun. Viele denken nur noch in Quartalen. Statt dem sattsam bekannten "at the end of the day" wäre mir oft ein "at the end of the year" lieber. Dieses kurze Denken ist bedauerlich und wirkt sich auf die Markenführung negativ aus. Zudem geht bei jedem Agenturwechsel auch Know-how verloren. Man geht ja auch über Jahre zum selben Arzt, weil der die ganze Krankheitsgeschichte kennt. Auch wir stellen Diagnosen, schreiben Rezepte, entwickeln Fitnessprogramme und streben die langfristige Gesundheit der Marke an. Ich bin zuversichtlich, dass sich je länger je mehr der Trend hin zur Stabilität, Konsistenz und Nachhaltigkeit durchsetzen wird. Zu jedem Trend gibt es ja bekanntlich auch einen Gegentrend.

Und für welche Kunden schreiben Sie schon Rezepte?

Aktuell arbeiten wir unter anderem am neuen Auftritt der Rio Getränkemarkt-Kette. Dazu ist Ende des letzten Jahres m-way, das Schweizer Kompetenzzentrum für Elektromobilität, gekommen. Die Resultate werden in Kürze zu sehen sein. Im Moment sind wir zudem in zwei Pitches involviert.

Wo sind Sie in einem Jahr?

Ich hoffe immer noch hier im Seefeld (lacht). Und natürlich mit möglichst vielen zufriedenen Kunden. Privat hoffe ich, dass ich immer noch so glücklich bin wie heute.

Interview: Corinne Bauer.


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