15.12.2015

Ringier Axel Springer Schweiz

"Es können auch Stellen wegfallen"

Geschäftsleiter Ralph Büchi spricht im Interview über "animierte Diskussionen" zwischen den Partnern.
Ringier Axel Springer Schweiz: "Es können auch Stellen wegfallen"
von Redaktion persoenlich.com

Herr Büchi, Anfang des Jahres startet das Joint-Venture zwischen Ringier und Axel Springer Schweiz im Zeitschriftenbereich. Was wird sich konkret für die beiden Verlagshäuser ändern?
Wir schaffen damit neue Perspektiven für die Portfolios beider Häuser, und damit eine Aufbruchsstimmung für alle Mitarbeiter. Auch wenn wir in den ersten Monaten noch an getrennten Standorten weiterarbeiten werden, werden die Zusammenführung der zentralen Services und die Bündelung unserer Angebote auf den Leser- und Werbemärkten bereits im Januar 2016 starten.

Wo gibt es Synergien?
Bei der Bündelung unserer Angebote auf den Nutzer- und Werbemärkten, bei der gemeinsamen Entwicklung und Lancierung digitaler Angebote, der Zentralisierung der Technologie, beim gemeinsamen Einkauf, beim Austausch von Know-how und - auf der Kostenseite - beim Abbau teurer Doppelstrukturen in den Servicebereichen.

Wie ist die Rollenverteilung zwischen Ringier und Axel Springer?
In unserem 50/50-Joint Venture verfolgen wir ein partnerschaftliches Modell, bei dem beide Unternehmen die wichtigen strategischen Entscheide gemeinsam fällen. Der sechsköpfige Verwaltungsrat ist paritätisch besetzt, und auch in der Geschäftsleitung sitzen Vertreter beider Seiten.

Kann es da nicht zu Spannungen kommen?
Nicht zu Spannungen, aber sicher zu animierten Diskussionen. Ringier und wir haben bereits fünf Jahre Erfahrung miteinander durch unsere erfolgreiche Partnerschaft im Osteuropa-Joint-Venture, wo wir in vier Ländern marktführende Positionen im Print- und Digitalgeschäft einnehmen. Da haben wir schon manchen schwierigen Entscheid gemeinsam gefällt. Wir waren uns immer rasch einig.

Was genau ist Ihre Aufgabe in dem Konstrukt?
Als Delegierter des Verwaltungsrates führe ich die Geschäftsleitung des Joint Ventures in operativen Belangen. Strategische Themen werden im Verwaltungsrat entschieden. Dass dort die CEOs der beiden Mütter dabei sind, Marc Walder und Mathias Döpfner, unterstreicht den Stellenwert dieses neuen Unternehmens. Im Vordergrund stehen in den kommenden zwölf Monaten die schrittweise Integration der beiden Unternehmen und der Aufbau einer gemeinsamen Unternehmenskultur, die Zusammenführung der zentralen Services, die beschleunigte Umsetzung unserer Digitalstrategie und die journalistische Weiterentwicklung unserer Medienangebote.

Sie sind für den Axel-Springer-Konzern immer noch viel im Ausland tätig. Werden Sie sich dabei zurücknehmen?
Die Führung des neuen Joint Venture in der Schweiz wird sicher einen Schwerpunkt meiner Arbeit bilden. Das eine schliesst jedoch das andere nicht aus, im Gegenteil: Meine internationale Tätigkeit für Axel Springer bringt mir täglich neue Einblicke, wertvolle Learnings und spannende Kontakte, die wir dann auch in der Schweiz nutzen können.

Nun werden die verschiedenen Redaktionen in einem Jahr auch an einem Ort zusammengeführt. Ist dies wirklich notwendig?
Natürlich, das schafft Identität für das neue Unternehmen und hoffentlich auch Begeisterung bei unseren Mitarbeitenden über das tolle neue Medienhaus. Der neue Standort wird zudem die Optimierung der internen Prozesse, die Teambildung, die tägliche Zusammenarbeit und damit auch die Schaffung einer eigenen Unternehmenskultur erleichtern und weitere Synergiegewinne ermöglichen.

Kommt es langfristig zu einem Stellenabbau?
Da wir Doppelstrukturen vermeiden wollen, können auch Stellen wegfallen. Wo und wie viele Stellen, werden die Analyse und die praktischen Erfahrungen der kommenden Monate zeigen.

Im nächsten Jahr startet – sofern die Weko will – das Werbejoint-Venture von Ringier, der Swisscom und SRG. Was bedeutet dies für den neuen Verlag?
Das bedeutet für uns eine grosse Chance. Die Bündelung unserer Angebote auf dem Werbemarkt war einer der wichtigsten Gründe für den Schulterschluss zwischen Ringier und Axel Springer. Wenn wir nun unser Portfolio in das neu geplante Werbe-Joint Venture einbringen können, werden die Synergieeffekte weiter verstärkt und unsere Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der internationalen Digitalkonkurrenz deutlich verbessert.

Axel Springer Schweiz ist vor einigen Wochen auch aus dem Verband Schweizer Medien ausgetreten. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Schlicht die Tatsache, dass die Axel Springer Schweiz AG ab dem 1. Januar 2016 in eine reine Beteiligungsgesellschaft mutiert, die dann 50 Prozent Anteile am neuen Joint Venture halten wird, aber selbst keine eigene verlegerische Aktivität mehr unterhält und damit auch die statuarischen Erfordernisse des Verbands für eine Mitgliedschaft nicht mehr erfüllt.

Wie beurteilen Sie die Schweizer Medienszene Ende 2015?
Die Antwort auf diese Frage könnte sehr lang, aber auch sehr kurz ausfallen. Die kurze Version lautet: Auch in der Schweiz wird sich schon bald und deutlich zeigen, wer die Transformation in ein zukunftsfähiges Medienunternehmen schaffen wird, und wer nicht. Ich bin überzeugt, dass Ringier Axel Springer Schweiz – wie die entsprechenden Mutterhäuser – zu den Gewinnern zählen wird.

Fragen: Matthias Ackeret



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