12.08.2012

Stadt Bern

Will Frauenquoten neu einführen

35-Prozent-Frauenquote in den Kaderpositionen.

Jahrzehntelang galten Frauenquoten in der Schweiz als tabu und unpopulär. Über Nacht sind sie aber zum ernsthaften Thema geworden. Das Parlament der Stadt Bern wird wohl Ende August über eine Motion abstimmen, die eine 35-Prozent-Frauenquote in den Kaderpositionen der städtischen Verwaltung und den öffentlich-rechtlichen Anstalten der Stadt Bern fordert. 42 von 80 Parlamentariern haben sie unterschrieben. Die Regierung will sie zwar entgegennehmen, aber nur als unverbindliches Postulat. "Die Stossrichtung der Motion ist zwar völlig richtig", sagt Stadtpräsident Alexander Tschäppät gegenüber der Zeitung "Der Sonntag". "Nur ist die Vorgabe in gewissen Sparten nicht erfüllbar." Es mache ja «keinen Sinn, unehrlich zu sein". Die Motionärinnen der interfraktionellen Frauengruppe sind damit nicht einverstanden. "Ich will die Motion auf keinen Fall in ein Postulat umwandeln", sagt SP-Stadträtin Lea Kusano.

Neben Bern ist auch Basel auf dem Weg zu einer Frauenquote. Der Grosse Rat hat eine Motion von Brigitta Gerber (BastA) überwiesen. Sie verpflichtet den Kanton dazu, 30 Prozent der Sitze in den Aufsichtsgremien von Unternehmen des öffentlichen und halb-öffentlichen Bereichs an Frauen zu vergeben. "Wir sind daran, eine Gesetzesvorlage auszuarbeiten", sagt Leila Straumann, Leiterin der Abteilung Gleichstellung von Frauen und Männern.

"Die Quoten-Diskussion wird im ganzen europäischen Raum geführt", sagt Justizministerin Simonetta Sommaruga im Interview mit der Zeitung "Der Sonntag". Der Fall Norwegen zeige, "dass Quoten ein sehr wirksames Instrument" seien. Dort ist seit 2006 eine Frauenquote von 40 Prozent in Verwaltungsräten vorgeschrieben. Bereits 2008 erreichten hundert Prozent der Firmen die Quote. "Persönlich finde ich dieses Vorgehen nicht sehr schön, aber das Resultat ist interessant", sagt Sommaruga. Entscheidend sei jedoch, dass die Voraussetzungen dafür vorhanden seien: "Frauen müssen Familie und Beruf vereinbaren können." (Sonntag)


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