TV-Kritik

Das grosse Ranking der Wetterfrösche

Das Thema «Wetter» ist jederzeit ein klassischer Eisbrecher für ein gelungenes Gespräch. Und jeder kann mitreden. Wir haben jeden Tag Wetter. Grossartig, dass nicht die Menschen das Wetter machen können. Ich freue mich auch dann, wenn es regnet. Freue ich mich nicht, regnet es nämlich auch. Wenn – wie vergangene Woche – der Frühling in Strömen scheint, benütze ich beim Schreiben halt einfach die Shift-Taste. Über das Wetter kann man schimpfen, aber nichts dagegen tun. Auch dann nicht, wenn mal ein Sommer «April, April» sagt. Hoffen und freuen wir uns doch jetzt alle auf die Monate, wo die Bikinis kleiner werden als ihre Preisschilder.

Reden wir nun über die TV-Meteorologen, im Volksmund meist als Wetterfrösche und Wetterfeen bezeichnet. Früher nannte man sie mitunter boshaft auch Meteorolügen. Und betitelte ihre Prognosen Wettervorher-Sagen. Ihre Ausblicke stimmten immer. Nur mit dem Datum taten sie sich manchmal schwer. In den letzten Jahren sind die Wetterberichte immer präziser geworden. Es kommt kaum mehr vor, dass die vorausgesagte «leichte Bewölkung» von der Feuerwehr aus dem Keller gepumpt werden muss. Trotzdem: Schlechte Wettervorhersagen sind noch heute verlässlicher als gute Wettervorhersagen. Und es dürfte noch oft und lange vorkommen, dass die Meteo-Prognosen zuweilen vom Wetter berichtigt werden.

Nachfolgend eine Beurteilung der Wetterfeen und Wetterfrösche der wichtigsten Schweizer TV-Sender. Nicht alle sorgen für sonnige Momente. Einige wirken wetterfühlig.

SRF

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**** Thomas Bucheli
Seit 1995 Chef von SRF-Meteo. Der Luzerner hat an der ETH Meteorologie, Klimatologie und Atmosphärenphysik studiert. In seiner Freizeit ist er auch als wissenschaftlicher Reiseleiter im Einsatz. Der Boss ist mit Abstand der Beste des Meteo-Teams. Dieser Mann ist in vielen Stürmen erprobt. Top-Profi vor der Kamera. Er findet für alle Wetterlagen klar verständliche Worte, ist leidenschaftlich, ein blendender «Erzähler». Und sehr bodenständig. Ihn mögen alle, die ich kenne. Und ich kenne viele. Bucheli macht sich inwischen rar auf dem Dach. Aber immerhin wir sehen ihn dort gelegentlich noch. Auch ein Schirmherr will ab und zu nass werden.

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**** Sabine Balmer
Studierte Geografin, seit 2004 bei SRF Meteo, bekam aber erst im Spätherbst 2016 einen Platz an der Sonne in luftiger Höhe am Leutschenbach. Kompetent, schnörkellos, sympathisch. Mit ihren jungen Jahren eine gestandene Frau und Mutter von drei Kindern. Balmer moderiert auch überzeugend im Radio (SRF 1, SRF 3, Musikwelle).

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**** Thomas Kleiber
Umwelt-Wissenschaftler, seit 2006 als Meteorologe bei SRF tätig. Auch er sehr befugt, glaubwürdig und überaus freundlich. Ebenfalls ein immer wieder gern gesehener TV-Gast in den Schweizer Stuben. Hoffentlich noch ganz lange.

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**** Jan Eitel
Der studierte Geograf und Meteorologe darf seit 2007 aufs SRF-Dach. Eitel ist ein gewinnender Basler. Er moderiert mit spürbarer Freude und wird beim Schweizer Fernsehen vor allem auch als Prognostiker geschätzt.

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**** Ivo Sonderegger
Aufs Dach darf er zwar noch nicht. Warum eigentlich? Der ETH-Physiker wechselte 2014, von Privatradios kommend, als Prognostiker ins Meteo-Team. Ich bin überzeugt: Von diesem Mann wird noch einiges zu hören und zu sehen sein.

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*** Christoph Siegrist
Seit 20 Jahren bei SRF, ETH-Naturwissenschaftler, Stellvertreter von Thomas Bucheli. Ausserdem zuständig für die Forschung und Sofware-Entwicklung bei Meteo. An seiner Fachkompetenz gibt es rein gar nichts zu rütteln. Indes: Moderieren bereitet dem meist nebelgrau gekleideten gekleideten Mann mit dem gefroreren Lächeln kaum Spass. Für ihn eine Pflichtübung, er wurde einst von seinem Chef Bucheli aufs Dach «geschubst». Siegrist bringt es stets zügig hinter sich. Eine Unterhaltungssendung wird der Berner mit Bestimmtheit nie moderieren. Nicht einmal ein Wetter-Quiz.

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*** Sandra Boner
Die gelernte Ergotherapeutin hat sich in den letzten 15 Jahren prima in die Meteo-Thematik eingearbeitet. Vor der Kamera wirkt sie (zu) häufig überdreht. Meine Nachbarin mag Boner sehr. Sie nennt sie liebevoll «Pumuckl». Geschätzt wird die Solothurnerin besonders von Journalisten-Kollegen. Diese Frau ist für beinahe jede Story zu haben.

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** Daniela Schmuki
Seit 2007 bei SRF. Sie löste vor Jahren die unvergessene Cécile Bähler ab. Schmuki ist Umweltwissenschaftlerin und macht derzeit verdienten Mutterschaftsurlaub. Von mir aus darf sie ihre Babypause noch sehr lange geniessen. Ihre Vertretung Sabine Balmer macht es besser. Schmuki erledigt ihren Job vor der Kamera zwar wechselhaft, aber recht. Sie macht immer auf gut Wetter. Ihre Gestik, und vor allem ihr kühles Lächeln, wirken erzwungen.

TeleZüri, Tele M1, TeleBärn, TV 24, TV 25

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**** Peter Wick
Der Moderator und Wetterunternehmer kommt auf dem Bildschirm rüber wie ein Gentlemen-Host mit lateinamerikanischen Wurzeln. Dieser Mann hat es allerdings faustdick hinter den Ohren. Den stellt nicht so schnell jemand in den Schatten. Seine Konkurrenten müssen sich schon lange warm anziehen. Fragen Sie mal die vom Bund reichlich subventionierte Meteo Schweiz. Denen steht übrigens auch Thomas Bucheli seit Jahrzehnten in der Sonne. Wick ist längst ein wetterfester Unternehmer. Vor 20 Jahren hatte er sich beruflich von Jörg Kachelmann getrennt und gründete die MeteoNews AG. Seitdem weht im Schweizer Wetter-Business ein anderer Wind. Wick betreibt und besitzt heute den grössten privaten Wetterdienst der Schweiz, mit 40 Mitarbeitenden. Darunter 22 Meteorologen. Donnerwetter! MeteoNews beliefert im TV-Bereich TeleZüri, Tele M1, TeleBärn, TV 24, TV 25, Tele 1, Tele Ostschweiz, Tele Top, Canal 9, La Téle. Produziert wir in eigenen HD-TV-Studios. Zu Wicks weiteren Kunden zählen unter anderem auch 14 Privatradios und viele Printmedien. Peter Wick studierte einst Wirtschaft und Marketing, das Wetter wurde zu seiner Passion. In der Tat: Dieser Mann ist mit allen Wassern gewaschen.

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**** Jeannette Eggenschwiler
Im Gegensatz zu manchen Kolleginnen mochte sie die Bezeichnung «Wetterfee» schon immer gerne. Eggenschwiler ist DER Sonnenschein unter allen Wetter-Moderatorinnen im gesamten deutschsprachigen Raum. Und wer hat sie fürs Fernsehen «erfunden»? Richtig: Roger Schawinski wars. Er engagierte sie 2000 für sein Tele 24. Die Frau schlug ein wie ein Blitz. Eggenschwiler war davor Promotorin beim «Blick»-Verlag, später moderierte sie das damalige Coop-Mittwoch-Studio. Sie ist ausserdem eine gefragte Sprecherin und ausgebildete Heilpraktikerin. Jeannette moderiert neben TeleZüri auch für Tele M1 und – TeleBärn. In der Hauptstadt ist sie ganz besonders beliebt: Als ursprüngliche Bernerin moderiert die Zürcherin das Wetter für die Mutzen in schönstem Berndeutsch. Eggenschwiler (51), einst mit dem Komiker Peach Weber verheiratet, ist die älteste und dienstälteste Wetterfee des Landes. Sie hat sich beneidenswert prächtig gehalten. Und damit ist nicht nur ihre Top-Figur gemeint. Auch die meisten Zuschauerinnen freuen sich, wenn sie übers Fernsehen strahlend in die Stube schneit. Wäre Thomas Bucheli nicht ein ausgesprochen sympathischer Mensch, müsste man ihm eins auf Dach geben. Weil er Jeannette Eggenschwiler nie auf dieses geholt hat.

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** Reto Vögeli
Bei ganz vereinzelten Moderatoren vernimmt man Stimmlagen und Sprachschalls, welche die Zuschauer verscheuchen. Die Rede ist von Reto Vögeli. Als Synchronstimme im Kinderkanal würde sein Sprechorgan gerade noch durchgehen. Ausserdem bewegt er sich im Studio wie ein geringfügiger Tornado. Und faltet seine Hände regelmässig wie ein betagter Dorfpfarrer beim Gutenacht-Gebet. Immerhin verhaspelt sich der Schnellsprecher nie. Vögeli ist bestimmt ein netter Mensch. Auf einem Jahrmarkt würde ich ihm jederzeit eine Sonnenbrille oder einen Regenschirm abkaufen. Mein Trost für ihn nach dieser Kritik: «Nach em Räge schiint d`Sunne».

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**** Linda Gwerder
Linda macht einen prima Job. Und sie ist attraktiv wie ein Sonnenuntergang in Griechenland. Gwerder hatte an der Pädagogischen Hochschule Zürich studiert und wechselte an die Textilfachschule. Während vier Jahren moderierte sie Musiksendungen beim TV-Sender VIVA. Seit zehn Jahren arbeitet und moderiert sie für MeteoNews. Ausserdem präsentiert sie Firmenveranstaltungen, Sportevents oder Podiumsdiskussionen. Im Fernsehen lassen bei ihr gelegentlich sprachliche Betonungen aufhorchen: «Guete Aabig MITENAND». Quand meme: Gwerder möchten viele gerne öfter beim Wetter sehen. Zuschauerwunsch: Reto Vögeli soll seine Moderations-Tage Linda abgeben. Peter Wick benötigt bestimmt noch Leute im Backoffice.


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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Kommentare

  • Manuela Erismann, 05.02.2020 22:53 Uhr
    Interessant alles nachzulesen. Hiltebrand out. Er nennt nichts beim Namen. So Wetterfee, besser Wetterhexe.. 2017 Balmer auf dem Dach, sie bringt es einfach nicht richtig rüber. Patrick Schilter anno 2017, finde ich auch. Glancy Mueller, bin völlig einig mit Ihrer Meinung! Wick? Ein Möchtegern Cowboy, kam auch in die Jahre. Gerne neue, frische und junge Gesichter. Ungern angezogene Zahnstocher. = Wetterhex Wieso müssen diese Promis mit mir alt werden? Meine Favoritin: Sandra Bonervund Bucheli
  • Sara Bosshard, 28.11.2017 13:30 Uhr
    Der mit Abstand beste Meteorloge ist für mich Christoph Siegrist. Die Aussage, dass er nicht gut moderieren könne, unterschreibe ich nicht. Im Gegenteil: Er ist einer der wenigen, welche objektiv und sachlich über das Wetter informieren. Der Schwächste ist für mich Ivo Sonderegger. Seine Wetterprognosen sind immer sehr unverbindlich, so nach dem Motto: "Heute scheint die Sonne, es gibt aber auch Orte, an denen es bewölkt ist, und auch Regen kann nicht ausgeschlossen werden, allerdings wird man nicht überall nass, vielleicht ist auch mal ein Gewitter dabei und auch Wind ist nicht auszuschliessen." Für solche "Prognosen" braucht es keinen studierten Meteorologen!
  • Ursula Hagmann, 31.08.2017 19:19 Uhr
    Siegrist redet viel zu schnell, Schmuki atmet immer noch falsch beim Sprechen, bei Eitel versteht man viele Wörter nicht etc. Auch die Wetterprognosen sind doch eher dürftig, alles wird immer schnell, schnell abgelesen was der Computer sagt. Richtige Meteorologen sind ja die wenigsten, also nur Wettersprecher. Ein Top Meteorologe war der ehemalige DRS Wetterfrosch Mario Slongo, der konnte wie kein anderer übers Wetter berichten.
  • glancy mueller, 11.05.2017 14:07 Uhr
    hildebrands kolumnen sind biederste ware. weder witzig, elegant noch ideenreich. und mit seinen bemerkungen über frauen ("damit ist nicht nur ihre Top-Figur gemeint"; " gestandene Frau und Mutter von drei Kindern"; "attraktiv wie ein Sonnenuntergang" usw.) qualifiziert er sich gleich selber ab - als alten glüschteler. schade, persoenlich.com hätte besseres verdient.
  • Luzia Flury, 08.05.2017 19:20 Uhr
    Woher nimmt Herr Hildbrand das Recht, Daniela Schmuki so schlecht zu machen? Schon mal was von Anstand gehört? Und würden sie locker lächeln, wenn Ihr Kind im Spital läge. Ich schlage vor, Sie entschuldigen sich!
  • Patrick Schilter, 03.05.2017 16:35 Uhr
    Man müsste einmal ein Ranking über Kolumnisten/Medienkritiker erstellen. Herr Hildbrand bekäme ganz bestimmt nicht den ersten Platz.
  • Betschart Kathrin, 03.05.2017 16:05 Uhr
    Diese Ranking ist nicht für die Frösche, aber für die Füchse, Herr Hildbrand ................
  • Stefan Menzi, 03.05.2017 15:43 Uhr
    So ein langer Kommentar für eine im Prinzip so unbedeutende Sendung wie Meteo. Bewundernswert, dass Herr Hildbrand wieder einmal soviel schreibt, diesmal über die Wettervorhersage. Mich dünken seine Kolumnen, ehrlich gesagt, etwas überflüssig, und sie ziehen sich immer so in die Länge. Da gibts also bessere Medienkritiker hierzulande, und schon genug! Meteo ist keine Unterhaltungsshow, ich bin froh, wenn das jeweils schnell über die Bühne geht, ich will ja nur wissen, wie das Wetter wird. So ist es mir wichtig, dass die Leute etwas von Meteorologie verstehen, sie müssen dafür nicht Gottschalk heissen.
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