TV-Kritik

Hits, Flops und Kräche beim Fernsehen

Sein Name ist ein Brand und war während über 40 Jahren ein Garant für erfolgreiche TV-Unterhaltung. Die Rede ist von Regisseur Max Sieber (74). In den 1960er-Jahren fing er beim Schweizer Fernsehen an. Militärdienst-Kollege Kurt Felix hatte dem Luzerner das Medium schmackhaft gemacht. Sieber: «Ich hatte das Privileg, die spannendste Fernsehzeit zu erleben. Vom Bastelbetrieb mit Schwarz-Weiss-Kameras in der alten Tennishalle des Zürcher Hotel Bellerive bis zum modernen Studiobetrieb, der alle Möglichkeiten bot, die es gab.»

In seinen ersten TV-Jahren realisierte Max Sieber rund 300 Informationssendungen. Von 1972 bis 2000 war er Regisseur und Produzent in der SRF-Unterhaltung, danach fast fünf Jahre Unterhaltungschef. Insgesamt machte er rund 300 Samstagabendshows und 800 weitere Unterhaltungssendungen, Hallenshows, Theaterproduktionen und Konzertaufzeichnungen. Dies für zwölf Veranstalter und TV-Stationen in der Schweiz, Deutschland (ARD und ZDF), Frankreich, England und Russland.

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Mit seinem Freund Kurt Felix produzierte er unter anderem den legendären «Teleboy». Sieber: «‹Teleboy› blieb für meine Karriere der Meilenstein überhaupt.» Später folgte «Supertreffer». Und «"Verstehen Sie Spass?» in Deutschland, wo die Show regelmässig über 20 Millionen Zuschauer erreichte. In seinem lesenswerten Buch «Hits, Flops und die schönsten Kräche» (erscheint diese Woche im Giger-Verlag) gibt der Regisseur einen spannenden und amüsanten Einblick hinter die Fassade des Showbusiness. Sieber: «Das wahre Showbusiness findet Backstage statt.»

Max Sieber arbeitete in seinen Shows mit Weltstars wie Tina Turner, Bon Jovi, Robbie Williams, Sting, Anastacia, Phil Collins, José Carreras, Kylie Minogue und Pink sowie mit den bekanntesten Schauspielern und Moderatoren (z.B. Harald Schmidt) in Deutschland. Der vielfach ausgezeichnete Regisseur erzählt amüsant vom Umgang und schönen Krächen mit eitlen, schwierigen oder zickigen Bühnenfiguren wie Götz George, Rudi Carrell, Dieter Bohlen, André Rieu und TV-Bossen.

Was die Showmaster betrifft, hat Sieber neben Kurt Felix am liebsten mit Beni Thurnheer gearbeitet. Über 20 Jahre machten sie zusammen «Benissimo». «In all diesen Jahren hatten wir nicht einen einzigen Streit.»

Wie weiter mit Fernsehen? Max Sieber: «Fernsehanstalten in ihrer heutigen Form werden an Bedeutung verlieren und ohne Neuorientierung zur Bedeutungslosigkeit absinken. Nationale und lokale Inhalte werden wichtig bleiben, eher noch wichtiger werden. Wenn es irgendwo eng wird, interessiert mich der eigene Garten immer mehr als die Weltbühne. Wenn etwas in meiner Nähe passiert, nützen mir alle internationalen Kanäle nichts. Ich brauche einen Heimsender, deshalb muss er sein Gesicht behalten.»


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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