20.06.2017

Cannes Tagebuch #1

Über den Goodie-Bag ohne Sponsoren

«Ist Direct-Mailing nicht mehr aktuell oder will man einfach zurück zu den Wurzeln?», fragt Reto Schild.
Cannes Tagebuch #1: Über den Goodie-Bag ohne Sponsoren
Reto Schild ist Kreativchef bei der Berner Agentur Maxomedia. (Bild: zVg.)

Was fällt den Schweizer Kreativen dieses Jahr bei der Werbe-Weltmeisterschaft in Cannes auf? Hier der erste Tagebuch-Eintrag, direkt und taufrisch von der Croisette, von Reto Schild, Kreativchef von Maxomedia:

«Cannes, das ist ein Kreativfestival der Superlative. Letztes Jahr zog es rund 14'000 Personen in die Stadt an der Côte d’Azur - und dieses Jahr werden es wohl noch mehr werden. Kein Wunder, wollen auch zahlreiche Marken vertreten sein. Lang ist die Liste der Sponsoren. Darunter sind Tech-Unternehmensberatungsfirmen wie Accenture Interactive und Heat + Deloitte Digital, die chinesische Internetfirma Tencent sowie sämtliche Social-Media-Plattformen - mit Unilever findet sich sogar ein Lebensmittelkonzern darauf.

Der traditionelle Goodie-Bag, den man jeweils zu Beginn des Festival in Empfang nehmen darf, wird dieses Jahr an Gewicht wohl kaum zu überbieten sein, könnte man meinen. Gespannt schreite ich zur Akkreditierung. Ich sehe vor meinem geistigen Auge, wie ich den schweren Sack durchwühle und zahlreiche Veranstaltungsflyer mit provozierenden Headlines in meinen Händen halte - ähnlich wie in den Vorjahren.

Und dann das! Eine Tragtasche, ein Katalog und ein T-Shirt.

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Normalerweise ist das ja wie mit den Sonntagszeitungen und ihren Beilagen. Doch diesmal komme ich also umhin, mir alles genau anzuschauen. Dabei frage ich mich, warum dieses Jahr die Sponsoren im Goodie-Bag aussen vor blieben.

Angst vor automatisierter Werbung?

Ist Direct-Mailing nicht mehr aktuell, war das Festival letztes Jahr «oversponsored» oder will man einfach zurück zu den Wurzeln?

Vielleicht ist der reduzierte Goodie-Bag auch ein Hilfeschrei einer kreativen Zunft, die Angst davor hat, vor automatisierter Werbung überrollt zu werden. Dabei zeigen die Cannes Lions sehr schön auf, wie Technologie mit kreativer Werbung zusammengebracht werden kann.

Creativity Matters

Vielleicht mache ich mir auch zu viele Gedanken und es war eine Sparmassnahme. Bevor ich mir meinen Kopf ganz zerbreche, widme ich mich lieber den vielen inspirierenden Projekten. Letztes Jahr gab es rund 43'000 Einreichungen und 1’360 Löwen. Da muss nicht nur die Jury nach den Perlen suchen. Und es wurden bereits auch schon welche aus der Schweiz gefunden (persoenlich.com berichtete), herzliche Gratulation!

Aus Cannes Reto Schild.»

Cannes totale

Noch bis am 24. Juni läuft es: Das internationale Werbefestival in Cannes (Bild: Marian Brannelly)

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