Die Bombe zündete kurz vor Jahresende. Am Silvester veröffentlichte der Nebelspalter, das Medium von Ex-«Weltwoche»-Inlandchef Markus Somm, das mittlerweile welt-berühmte Marc-Walder-Video mit seinen regierungsfreundlichen Direktiven. In den letzten Tagen schwappte die Empörungswelle bis in den grossen Kanton. So berichteten Bild, Spiegel und sogar «Tagesthemen» über den Ringier-CEO, selbst die Blick-Chefredaktion kritisierte dessen Aussagen. Dank Walder plädiert mittlerweile jeder zweite Journalistenschüler für redaktionelle Unabhängigkeit. Mehr geht nicht.
Nur einer hält sich beim medialen Trommelfeuer dezent zurück: Weltwoche-Verleger und Nebelspalter-Konkurrent Roger Köppel. Dies überrascht, wurde doch der SVP-Nationalrat von der Ringier-Presse nicht immer pfleglich behandelt. So schreibt Köppel im Editorial der aktuellen Weltwoche: «Letzte Woche fanden die Meinungs-Jakobiner ein superdankbares Ziel, den Ringier-Verlag» und prangt die Doppelzüngigkeit der ganzen Zunft an. Titel: «Danke, Marc Walder». Auf dem Cover – fast schon liebevoll – die Ringier-Familie im Stil des englischen Königshauses. Köppel als Walder-Verteidiger? Herausgefordert durch seinen langjährigen Wegbegleiter und Gesinnungsgenossen Markus Somm?
Vielleicht gesellt sich gleich und gleich am Ende doch nicht gern. Das wäre wahre Dialektik. Wie schrieb schon Revolutionärin Rosa Luxemburg: «Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.» Eine Linke. Zumindest da dürften sich beide noch einig sein.