So können Unternehmen auf TikTok punkten

Dept Talks - Wie können Marken die App für sich nutzen? Das deutsche Onlinehändler Otto hat 2019 die Branded Hashtag Challenge #MachdichzumOtto lanciert. Julien Kelch, Creative Director der Agentur Dept, hat den Case in Zürich-Oerlikon vorgestellt – und Zahlen für die Schweiz geliefert.

von Michèle Widmer

Wer sich über Marketingtrends 2020 informiert, kommt an einem Stichwort nicht vorbei: TikTok. Die App des chinesischen Unternehmens ByteDance wird aktuell von 800 Millionen Menschen weltweit genutzt. An einer Eventreihe der Digitalagentur Dept präsentierte Creative Director Julien Kelch aktuelle Zahlen aus der Schweiz. Sechs Prozent der 15- bis 24-Jährigen sind demnach «gelegentlich» auf TikTok. Ihre durchschnittliche Verweildauer auf der App liegt bei 52 Minuten.

Auch wenn sich die Zahl der Jugendlichen, die hierzulande auf TikTok sind, noch in Grenzen hält, sind die Reichweiten von Schweizer Influencern teils schon hoch. So hat Zeki aktuell bereits über 320'000 Follower, der Sänger Luca Hänni erreicht über 743'000 Follower.

Sein Best Practice Case brachte Kelch allerdings aus Deutschland mit. Der Kunde: Der Onlinehändler Otto, den man früher vor allem durch die Versandkataloge kannte. Das Ziel: Die Marke Otto in den Köpfen junger Zielgruppen platzieren. Zum 70. Geburtstag lancierte das Unternehmen deshalb die Geburtstagskampagne #70Yeah!.

@otto_de

Wir feiern eure Dance Moves #generationyeah #MachDichZumOTTO

♬ #GenerationYEAH - OTTO


Dept erarbeitete für Otto die TikTok-Challenge #MachdichzumOtto. Nach einem Kampagnenteaser auf der App, folgte danach Content vom Hurricane Festival im Sommer, wo Otto mit einer Festival-WG vor der Hauptbühne präsent war. Danach lieferten «Creators», auf anderen Plattformen würde man von Influencern sprechen, Inhalte, die zum Mitmachen animierten. Daraus resultierten schliesslich zahlreiche Inhalte von Nutzerinnern und Nutzern, die sich auf TikTok zum Otto machten. Insgesamt 9,5 Millionen Video-Views und 4,6 Millionen Impressions auf der Discover-Seite generierte die Kampagne.

@theocarow

OMG! Der letzte Typ tat mir so leid!! Hab ihm ein neues gekauft! #fürdich #MachDichZumOtto #anzeige

♬ Originalton - theoschaos

@filipexferreira

Generation Yeah gibt nicht auf und feiert weiter #MachDichZumOTTO #anzeige

♬ #GenerationYEAH - OTTO


«Am Anfang einer Kampagne sollte nie der Kanal, sondern die Idee stehen», fügte Kelch weiter aus. «Und die Frage: Wie erreiche ich die für uns relevante Zielgruppe?» Im Jahr 2025 seien 75 Prozent der globalen Arbeitskräfte Millennials. Unternehmen müssten sich also  anschauen, wie diese Zielgruppe tickt. Denn die Zukunft der Brands liege in Portalen, die ihren Bedürfnissen entsprechen.


Kelch charakterisiert die Millennials vor dem Publikum wie folgt: Bei ihnen stehen Werte und Wünsche im Fokus – unabhängig vom Alter und Geschlecht. Das sehe man zum Beispiel an Yoga, das zurzeit Alt und Jung anspreche, wenn auch aus anderen Gründen. Oder Tinder: Hier würden eine 50-jährige Frau sowie ein 20-Jähriger vielleicht nicht gerade einander suchen, aber zumindest jemanden. Verschiedene Lebensstile würden parallel gelebt, das mache diese Generation aus. Und: Sie wollen sich pausenlos inszenieren und lieben Interaktion – ob mit Menschen oder mit Marken, ist ihnen egal.

Noch sind im deutschsprachigen Raum wenige Marken auf TikTok präsent. Gerade darin liegt laut Kelch das grosse Potenzial. Wenn TikTok zum Brand passt, empfiehlt er jedem Unternehmen, dieses zu nutzen. Das brauche vielleicht etwas Mut. Aber am Schluss gehe es darum, mit denjenigen Menschen in Kontakt zu treten, die hoffentlich in zehn Jahren die eigenen Kunden sind.