06.07.2024

Montreux Jazz

Am Ufer und im Casino zurück zu den musikalischen Wurzeln

Am Freitag haben Trombone Shorty und Jon Batiste das 58. Montreux Jazz Festival eröffnet. Der Vorverkauf erreichte gemäss Festivaldirektor Mathieu Jaton einen «historischen Wert». Die Konzerte finden in diesem Jahr an Ersatzstandorten statt.
Montreux Jazz: Am Ufer und im Casino zurück zu den musikalischen Wurzeln
Die Bühne am Ufer des Genfersees dient als Ersatz für das Auditorium Stravinski, das umgebaut wird. (Bild: Keystone/Jean-Christophe Bott)

Der Eröffnungsabend werde sehr «symbolisch sein und in die Jazz- und nordamerikanischen Wurzeln» des Festivals eintauchen, sagte Festivalchef Mathieu Jaton vor Beginn des Musikfestivals zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Es ist ein Traum, diese beiden Künstler aus New Orleans zusammen zu sehen», freute er sich und hoffte, dass am Genfersee ein bisschen Bayou-Feeling aufkommen werde.

Trombone Shorty – ein Virtuose auf der Posaune und der Trompete sowie ein ausgezeichneter Sänger – war zum fünften Mal in Montreux. Er begeisterte das Publikum mit einem Repertoire aus seinem letzten Album «Lifted». Der 38-Jährige machte das Publikum mit seiner Fusion aus Funk, Hip-Hop und Rock «crazy» – so der Titel eines seiner Songs.

Applaus erhielt er auch von Jon Batiste, dem zweiten Act des Abends auf der Seebühne. Die beiden Musiker kennen sich seit frühester Jugend. Jon Batiste, der zunächst in einem goldglänzenden Anzug auftrat, brillierte mit der ganzen Bandbreite seines Könnens als Multiinstrumentalist und Sänger – vom Schlagzeug über das Klavier bis zur Melodica. In Montreux gab der Künstler sein einziges europäisches Konzert in diesem Sommer.

Als das Konzert zu Ende ging, nahm Jon Batiste mit der Band ein langes Bad in der Menge. Dann zogen sie durch die Strassen von Montreux. Ganz in der Tradition der «Marching Band», den für die Hauptstadt von Louisiana typischen Blasmusik-Umzügen, spielten sie, umgeben von begeisterten Fans, auf der Strecke von rund einem Kilometer bis zu den Toren des Palace.

Dieses Jahr erstreckt sich das Festival über 1,5 Kilometer entlang der Uferpromenade. Wegen Bauarbeiten im Konzertkomplex 2m2c finden die kostenpflichtigen Konzerte der diesjährigen Ausgabe im Casino und am Seeufer statt. Die Bühne mit Blick auf den Genfersee auf dem Place du Marché dient als Stravinski-Auditorium unter freiem Himmel, das um 1000 auf 5500 Plätze vergrössert wurde. Im Casino traten am ersten Festivaltag der britische Popmusiker Henry Moodie und die kanadische Sängerin Lauren Spencer Smith auf.

Das Programm des Festivals ist wie gewohnt hochkarätig besetzt. So werden Deep Purple, Kraftwerk, Sting, Lenny Kravitz, Duran Duran, Diana Krall, Jamie Cullum, Dionne Warwick, Massive Attack, Paolo Nutini und Zucchero erwartet. Neben den 64 kostenpflichtigen Konzerten finden auf 15 Bühnen zwischen dem 2m2c und dem Place du Marché rund 500 kostenlose Konzerte und Aktivitäten statt.

Zu seinen Favoriten zählt der Festivalchef die Sängerin Raye und die in Europa selten auftretende Jazz-Funk-Band Vulfpeck. Im Casino freut er sich auf das Duo der beiden Gitarrenvirtuosen Thibaut Cauvin und Mathieu Chedid sowie auf das Konzert von Britanny Howard.

«Mit dem Kartenverkauf sind wir sehr, sehr zufrieden», sagte Jaton. Zehn Konzerte waren zum Zeitpunkt des Gesprächs ausverkauft. 16 Konzerte auf der Seebühne waren so gut wie ausverkauft. «Das ist ein historischer Wert», freute sich der Festivalchef. Im Saal des Casinos hätten viele Konzerte die Marke von 1000 der 1300 verfügbaren Plätze überschritten. Dort erwartete er intime Konzerte.

Von ein «paar Regentropfen» liess sich Jaton nicht entmutigen. Für die erste Festivalwoche sei schönes Wetter vorhergesagt. Auch der parallel stattfindenden Fussball-Europameisterschaft trägt die Veranstaltung Rechnung. An vier bis fünf Orten können die Spiele verfolgt werden. Grundsätzlich gelte, dass die Musik im Vordergrund stehe, betonte Jaton. Das Montreux Jazz Festival dauert noch bis zum 20. Juli. (sda/nil)


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