04.01.2007

"Mein Führer"

Hiltler-Satire äusserst umstritten

Schweizer Regisseur Levy rechtfertigt sich.

Kurz vor der Uraufführung in Essen ist um die Hitler-Satire "Mein Führer" eine heftige Diskussion entbrannt. Es könne Schaden anrichten, wenn das Publikum denkt, Hitler sei eine Witzfigur, mahnte der Schriftsteller Ralph Giordano. Hauptdarsteller Helge Schneider distanzierte sich aus anderen Gründen: "Es geht nur noch darum, wie Hitler gesehen werden soll: nämlich als Schwächling. Das ist mir zu profan", sagte der Komiker und Musiker dem Sonntagsblick.

Die Geschichte sei ihm schon auf Grund des Drehbuchs "ein bisschen mau" vorgekommen, meinte Schneider. Dann sei der Film im Nachhinein verändert worden. Hitler hätte ausführlicher gezeigt werden sollen, statt ihn nur in kleinen Szenen zu präsentieren, so Schneider. "Jetzt gefällt der Film mir nicht mehr, weil er nichts mehr aufreisst". Produzent Stefan Arndt von X-Filme nahm die Kritik Schneiders am Donnerstag gelassen auf. "Da kommt in erster Linie auch der Schauspieler und Künstler durch, der vor allem sich selbst sehen will", sagte Arndt der Nachrichtenagentur DPA.

Für Schneider, der bislang bei allen seinen Shows und Filmen sein eigener Regisseur gewesen ist, sei es sicher schwer, das Ergebnis der Arbeit einem anderen Regisseur überlassen zu müssen. "Helge hat aber eine so überragende Leistung als Schauspieler abgeliefert, dass wir ihm gar nicht böse sein können." Der Basler Regisseur Dani Levy verteidigte das Konzept der Satire: "Das war eine Art Urschrei, der aus mir rausmusste: Ich will die zersetzen, ich will die runterholen von jeder Form von Glaubwürdigkeit, Grösse und denkmalgeschützter Steinernheit."

'Hohes künstlerisches und intellektuelles Niveau'

Die Neufassung des Films -- ursprünglich hätte es eine autobiografische Rückschau des heute noch lebenden Hitler werden sollen -- erklärte Levy gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung mit den Reaktionen bei einer Testvorführung: "Die Leute waren entsetzt. Die hatten das Gefühl, Hitler sei die Stimme des Films." Die Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, die den Film mitfinanziert hat, steht weiterhin zu dem Werk. "Ich glaube dass jeder künstlerische Anlauf, die Figur Hitler zu verstehen, zulässig ist", sagte Geschäftsführer Michael Schmidt-Ospach.



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