Milo Rau vertreibt Geister aus dem Kunsthaus Zürich

Kunstaktion - Nach der Schamanenzeremonie gab der Regisseur zwei «No Bührle»-NFTs zur Auktion frei. Die Schweizer Künstlerin Miriam Cahn hat das darauf zu sehende Sujet mit einem Slogan übermalt. Der Erlös soll den Sans-Papiers in Zürich zugute kommen.

Regisseur Milo Rau hat mit Hilfe eines Schamanen das Kunsthaus Zürich wegen der historisch belasteten Bührle-Sammlung von bösen Geistern befreit. Die Aktion stand im Zusammenhang mit seinem neuen Stück «Wilhelm Tell», das am 23.April im Schauspielhaus Premiere feiert.

Neben der Schamanenzeremonie fand am Mittwoch auch eine Vernissage statt, bei der der Theatermacher zwei «No Bührle»-NFTs zur Auktion freigab, wie es am Donnerstag in einer Medienmitteilung des Schauspielhauses Zürich hiess.

Die Non-Fungible Tokens (NTF), eine Art kryptografischer Vermögenswert, zeigen eine ehemalige Zwangsarbeiterin vor Claude Monets «Mohnblumenfeld bei Vétheuil», das sich in der Emil Bührle Sammlung des Kunsthauses befindet.

Übermalt wurde das Sujet mit einem Slogan der Schweizer Künstlerin Miriam Cahn. Es seien die ersten und einzigen Tokens dieser Art, die nun in einer einwöchigen Auktion erworben werden können, hiess es weiter. Der Erlös gehe an Sans-Papiers in Zürich.

Die abgebildete ehemalige Zwangsarbeiterin heisst Irma Frei und wird in Raus «Tell»-Inszenierung zu sehen sein. Ebenso professionelle Schauspielerinnen und Schauspieler sowie weitere
Laiendarstellende, die sich mit der Frage auseinandersetzen, wem Freiheit und somit auch die Kunst gehört.

Irma Frei bringt im Stück einen Teil ihrer Vergangenheit auf die Bühne, den sie bis vor kurzem nicht einmal ihren eigenen Kindern offenbarte. Sie leistete von 1958-61, angeordnet von der Schweizer Vormundschaftsbehörde, Zwangsarbeit in der Spinnerei von Emil Bührle. An der kürzlichen Medienkonferenz zu «Wilhelm Tell» sprach sie von einer «gestohlenen Jugend» und von einem bitteren Beigeschmack, der der Name des Industriellen und Kunstsammlers für sie habe.

Der Künstlerin Miriam Cahn geht es bekanntlich nicht anders. Sie hat unlängst bekanntgegeben, dass sie ihre in der Bührle-Sammlung vertretenen Werke aus dem Kunsthaus abziehen wolle. (sda/mj)