Die Musikerin Sophie Hunger hat sich auf Twitter über das ausschliesslich von Männern besetzte Programm des diesjährigen Moon & Stars in Locarno geärgert. Man prüfe jedes Jahr die Verfügbarkeit von Hunderten von Musikerinnen, konterte die Festivalleitung.Sie fände die Kultur der Denunzierung übers Internet «ekelhaft», schrieb Sophie Hunger am Mittwochabend auf Twitter. «Aber was genau sollen wir tun? Frauen, vergesst die kultivierte Diskussion, das demütige Warten auf Teilhabe.» Die NZZ griff den «Wutausbruch» der Schweizer Musikerin und Songwriterin in ihrer Online-Ausgabe auf.
1/5 Neue Weltmeister in der Freekshow Diskriminierung: #moonandstars @migros bringen 2022 ein 100% Männer Lineup.
— Sophie Hunger (@SophieHunger) June 1, 2022
Facts:
1.Ja, es gibt Künstlerinnen, die kommerziell erfolgreich sind, siehe Welt @glastonbury @gurtenfestival @Spotify #charts @coachella @MontreuxJazz pic.twitter.com/zkGg1wiO2j
4/5 d.h. Alle zuständigen Leute und alle teilnehmenden Bands haben voller Inbrunst Ja! gesagt.
— Sophie Hunger (@SophieHunger) June 1, 2022
6. Frauen dienen nur den Werbezwecken als Zuschauerinnen
Oder verlogene Muttertagsposts (ihr bewundert uns? Echt?) @migros #moonandstars pic.twitter.com/KyHcl0kY5l
«Die Kritik von Sophie Hunger, dass wir Frauen aktiv ausschliessen würden, ist Polemikmacherei und Blödsinn», so Festivalleiter Dani Büchi gegenüber persoenlich.com. «Warum sollen wir absichtlich ein Line-up aus Männern zusammenstellen? Das macht keinen Sinn.» Es sei dieses Jahr leider nicht möglich gewesen, eine Musikerin zu buchen, welche 8000 bis 10'000 Besucherinnen und Besucher anlocke. Würden weniger als 8000 Tickets verkauft, schreibe das Moon & Stars Verluste.
Der Grund: Das Moon & Stars sei kein Festival mit einem Gesamtprogramm, sondern eine Aneinanderreihung von Einzelkonzerten; jedes müsse für sich alleine funktionieren, hielt Büchi fest. In dieser Liga gebe es leider nur sehr wenige Musikerinnen. Der Markt sei enorm klein, so Büchi weiter. Er selber bedaure dies sehr. «Das Moon & Stars würde gerne mehr Künstlerinnen auf der Bühne sehen.» Man prüfe jedes Jahr die Verfügbarkeit von «Hunderten von Musikerinnen».
Migros will Gespräch mit Festival suchen
Mit ihrem Tweet griff Hunger nicht nur die Festivalleitung, sondern auch die Sponsoren an, darunter die Migros. Der Detailhändler werde mit Moon & Stars das Gespräch suchen, sagte Mediensprecher Patrick Stöpper auf Anfrage von Keystone-SDA. Die Kritik von Sophie Hunger sei nicht von der Hand zu weisen. Bei den eigenen Festivals wie Hiking Sounds achte die Migros jeweils darauf, dass auch weibliche Künstlerinnen zum Zug kämen. Am diesjährigen Moon & Stars auf der Piazza Grande treten zwischen dem 14. und 24. Juli unter anderem Zucchero, Die Fantastischen Vier, James Blunt und Marc Sway auf. (sda/mj/cbe)