«SRF hat uns zu lange das Budget gekürzt»

Karpi verlässt Deville - «Längerfristig erwäge ich eine Umschulung zur Wetterfee», sagt Sidekick und Headwriter Patrick Karpiczenko. Er verlässt «Deville», weil er keine gute Sendung mehr habe machen können.

von Edith Hollenstein

«Alles wird anders. Ist schwer, mein Kind gehen zu lassen. Heut Abend läuft meine letzte Folge #srfdeville auf SRF 1», schreibt Patrick Karpiczenko am Sonntagnachmittag, wenige Stunden vor der Ausstrahlung von «Deville», auf Twitter

Eine ausführliche Begründung für diesen Schritt gibt es nicht. «Es ist Zeit», sagt Karpi am Ende seiner letzten «Deville»-Sendung lediglich. Auf Twitter schreibt er dann noch: «Wie bei allen langweiligen Problemen gehts auch bei dem hier um Geld.» persoenlich.com hat Patrick Karpiczenko am Montag kontaktiert und folgende Antworten erhalten:

Karpi, in der Show vom Sonntag haben Sie keinen Grund für den Abgang angegeben: Warum?
Ich habe die Gründe meines Abganges in der Show nicht behandelt, weil sie nicht lustig sind. Ausserdem fand ich Dominics Schlussworte recht rührend und viel unterhaltsamer, als eine dröge Diskussion über die Sparmassnahmen beim SRF.

Das mit «dem Geld» haben Sie auch auf Twitter angetönt. Das ist in diesem Fall kein Witz.
Das SRF hat uns so lange das Budget gekürzt, bis die Arbeit keinen Spass mehr gemacht hat. Die letzte Sparrunde hat unserer Sendung so fest ins Fleisch geschnitten, dass ich in meiner Funktion als Regisseur und Headwriter keinen Weg gesehen habe, weiterhin eine gute Sendung zu machen und gleichzeitig faire Löhne zu ermöglichen.

Um wie viel hat SRF das Budget gekürzt?
Diese Auskunft kann ich nicht geben, das liegt bei SRF. Da wir eine externe Produktion sind und als Freischaffende viel weniger Sicherheiten haben, kann man die Zahlen aber nicht mit internen SRF Produktionen vergleichen. (Anmerkung der Red.: SRF gab dazu am Montag keine Auskunft, denn Vertragsinhalte seien vertraulich und mit der zuständigen Produktionsfirma Filmgerberei GmbH ausgehandelt worden)

Steht Ihr Abgang im Zusammenhang mit dem Abgang von Natascha Beller. Sie hatte ja im Januar zum letzten Mal «Deville» produziert?
Nein.

In dieser Corona-Zeit muss es zusätzlich sehr schwierig gewesen sein, die Sendung zu produzieren. Was war besonders aufwändig?
Mein Entschluss, die Sendung zu verlassen, fiel vor Corona. Late-Night ohne Live-Publikum ist in der Tat eine Herausforderung. Trotzdem bin ich extrem stolz auf unsere Autoren und unsere Crew, die innerhalb weniger Tage ein komplettes Alternativprogramm auf die Beine gestellt haben. Unser Team von freischaffenden Künstlern und Technikern verschüttet seit fast fünf Jahren Hektoliter Herzblut für «Deville» - wofür ich Ihnen für immer dankbar sein werde. Ich werde Dominic, das Team und die intensive Arbeit mit ihnen vermissen.

Wie sehr hat das Publikum gefehlt?
Wie Roy dem Siegfried.

Was haben Sie nun Neues vor?
Ich werde zuerst mal gar nichts machen. Längerfristig erwäge ich eine Umschulung zur Wetterfee. Was man noch sagen muss: Die letzte Staffel passierte bereits ohne mich als Regisseur. Ich bin schwer begeistert davon, was das Team und die Produktion in so einer aussergewöhnlichen Situation auf die Beine gestellt hat. Und auch mit Dominic Deville versteh ich mich natürlich noch. Das war nicht unser letzter Streich.

Karpi war seit 2016 bei der Late-Night-Show «Deville»: als Regisseur und Headwriter. Seit Frühling 2019 gibt er auch den Sidekick. Karpi ist 1986 in Bern geboren und Abgänger der Zürcher Hochschule der Künste. Mit Natascha Beller gründete er die Apéro Film GmbH, die Bellers Spielfilm «Die fruchtbaren Jahre sind vorbei» produziert hat.