Letztes Jahr kam das Zurich Film Festival (ZFF) auf 140’000 Menschen – ein neuer Rekord. Doch 140’000 Besucher hätten gar nicht in alle Filmsäle gepasst. Wären alle 332 Screenings ausverkauft, käme das ZFF nach SonntagsBlick-Berechnungen auf maximal 98’187 Zuschauer. Das ZFF spricht von einer Auslastung von 85 Prozent – die tatsächliche Zuschauerzahl dürfte also darunter liegen.
Die geschönten ZFF-Zahlen sorge bei anderen Festivals für Argwohn, wie der SonntagsBlick schreibt. Die schweizweite «Conférence des festivals», zu der auch das ZFF gehört, hat sich dazu verpflichtet, bei den Zahlen klar zwischen bezahlten Kinokarten und Gratis-Tickets zu differenzieren.
Gegenüber dem Bundesamt für Kultur (BAK) muss das ZFF angeben, wer tatsächlich für einen Kinobesuch etwas bezahlt hat. Die wahren ZFF-Zahlen sind unter Verschluss – das BAK begründet die Geheimhaltung mit den Geschäftsinteressen der NZZ. Vergangene Woche wurde bekannt, dass das Medienhaus das ZFF an die Festivalleitung verkauft.
Grosses Rahmenprogramm
Gegenüber dem SonntagsBlick kritisiert ZFF-Chef Christian Jungen die «Conférence des festivals» als «wohlbehütete Truppe, in der man über alles Mögliche spricht, nur nicht über das Wichtigste: Wie erreichen wir mit der Filmkunst ein breites Publikum?». Das ZFF lebe nicht nur vom Filmprogramm, sondern von einem grossen Rahmenprogramm.
«Unsere Sponsoren interessiert nicht nur, ob jemand einen Film gesehen hat oder zur Opening Night kam. Es geht darum, wie viele eine Veranstaltung besucht haben – deshalb kommunizieren wir die Gesamt-Besucherzahl», sagt Jungen. «Wenn wir uns künstlich klein machen, sägen wir auf dem Ast, auf dem wir sitzen.» (pd/spo)
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07.07.2025 08:10 Uhr