«Nicht-Gefallen ist der Preis der klaren Kommunikation»

Abstimmungskampagne - Das Schweizerkreuz, zum Hakenkreuz verzerrt: Dieses polarisierende Bild ist auf Facebook aufgetaucht. Entworfen hat es der britisch-schweizerische Werber Parvez Sheik Fareed. Er will damit gegen die Durchsetzungsinitiative mobilisieren. persoenlich.com hat mit dem Zürcher ein Gespräch über Provokation und politische Kommunikation geführt.

von Lucienne Vaudan

Herr Sheik Fareed, Sie haben im Hinblick auf die Abstimmungen zur DSI ein Plakat entworfen, das die Schweiz mit dem Dritten Reich und dem südafrikanischen Apartheidregime vergleicht und das Schweizerkreuz als Hakenkreuz zeigt. Was haben Sie an Reaktionen erhalten?
Ich vergleiche nicht die Schweiz per se mit dem Dritten Reich und dem Apartheidregime. Ich vergleiche die Konsequenzen, die die Umsetzung der Durchsetzungsinitiative mit sich bringen würde mit den Auswüchsen der NSDAP und der Nasionale Party in Südafrika, die ihren Rechtsstaat demontierten. Die Reaktionen sind gemischt: die einen finden das Sujet bringt die Problematik der Durchsetzungsinitiative auf den Punkt, andere finden es zu krass. Generell versteht man aber die Botschaft des Plakats.

Welche Botschaft wollen Sie denn vermitteln?
Das was dort steht: auf die drohende Zwei-Klassen-Justiz der DSI hinweisen. Die Durchsetzungsinitiative behandelt Bevölkerungsgruppen vor dem Gesetz unterschiedlich. Sie betrifft nicht nur schwerstkriminelle Ausländer, sondern auch Secondos, die wegen eines Bagatelldelikts ausgeschafft würden. Der Mechanismus dieser Initiative ist deshalb vergleichbar mit dem Justizverständnis der besagten Regime. Diese Botschaft kommuniziert das Plakat auf provokative Weise.

Manchen, auch Gegnern der DSI geht das Sujet zu weit. Kann Provokation auch kontraproduktiv sein?
Es ist falsch sich im Vorfeld zu überlegen, wem die Botschaft alles gefallen könnte und wem nicht. Dann hat man keine klare Botschaft mehr. Nicht-Gefallen ist der Preis der klaren Kommunikation. Wäre die Botschaft inhaltlich nicht faktisch belegbar, hätte ich das Plakat nicht so gemacht. Provokation nur um der Provokation Willen wäre dumm.

Wenden Sie jetzt einfach die Brachialrhetorik der SVP an?
Es geht für mich nicht um den Stil der SVP, sondern um gute Kommunikation. Gute Kommunikation ist effektiv und pointiert. Die SVP setzt dies einfach als einzige Partei in der Schweiz um. Sie spricht Probleme unmissverständlich an; ob sie nun real sind oder nicht, sei dahingestellt. Sie löst damit Debatten aus. Das wird dann als SVP-Stil wahrgenommen, obwohl die anderen das auch könnten. Aber entweder wissen die anderen Parteien nicht was sie sagen sollen, oder sie sind gefangen in der eigenen intellektuellen Blase. Nehmen Sie das Nein-Plakat der DSI-Gegner: Das ist zwar graphisch schön umgesetzt, aber es löst keine Diskussion aus, es hat keine Botschaft warum man gegen die DSI stimmen soll. Ich wollte dem Gegensteuer bieten.

Welche Ansprüche haben Sie an politische Kommunikation?
Würde jede Partei ihre Positionen pointiert artikulieren, würde bei den Wählern Klarheit anstelle von Verwirrung herrschen. Aber es wird nicht deutlich kommuniziert, aus Angst anzuecken. Übrig bleiben interpretationsbedürftige Aussagen, die auf Desinteresse stossen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Sie sich in den Abstimmungskampf einmischen (persoenlich.com berichtete). Aber eigentlich sind Sie ja Copywriter bei Y&R. Wie schätzen Sie die Reaktionen Ihres Arbeitgebers und potentieller Kunden auf Ihr politisches Engagement ein?
Das weiss ich nicht, ich mache das als Privatperson. Andere sind in einer politischen Partei, ich beteilige mich an der politischen Diskussion auf diese Weise. In der Schweiz kann man sich sehr einfach in die gesellschaftliche Debatte einbringen und etwas tun. Das sollte man unbedingt nutzen, das ist doch spannend.

Wie bringen Sie das Plakat unter die Leute?
Ich habe das Plakat auf Facebook und über einen Link im Internet gepostet. Die Leute können es dort herunterladen. Und vielleicht findet sich ja noch ein Geldgeber, der das Plakat drucken will.

Bilder: zVg