Tageszeitungen sind definitiv out

Media Use Index - Nun ist es soweit: Die bezahlten Zeitungen belegen erstmals den letzten Platz bei der Mediennutzung. Weitere Erkenntnisse der am Dienstagabend veröffentlichten MUI-Studie von Y&R Group Switzerland: Instagram übertrumpft Facebook und Streaming überholt bald das Live-TV.

Bezahlte Tageszeitungen bilden mittlerweile das Schlusslicht bei den fallweise genutzten Medien. Die Internet-Nutzung per Smartphone liegt erstmals gleichauf mit der Internet-Nutzung per Computer. Männer telefonieren häufiger per Smartphone als Frauen; diese senden dafür mehr Textnachrichten.

Der Facebook-Konzern dominiert das Smartphone der Schweizer, insbesondere mit WhatsApp. Instagram überholt Facebook bei den Digital Natives. Streaming wird bald stärker genutzt als Live-TV. Immer mehr Schweizer erfahren online zuerst per Social Media oder Push-Notification von relevanten News. 59 Prozent der Personen, die Social Media nutzen, folgen mindestens einem Influencer.

Und 30 Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung haben schon einmal eine Augmented-Reality-Anwendung genutzt. Zu diesen Erkenntnissen kommt der Media Use Index Studie 2017 (MUI) der Y&R Group Switzerland.

Bezahlte Tageszeitungen bilden das Schlusslicht

Bezahlte Tageszeitungen verlieren auch 2017 weiter an Lesern. Gerade noch 47 Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung konsumieren dieses Medium zumindest noch fallweise. Damit übernehmen Tageszeitungen erstmals die rote Laterne. Die Internet-Nutzung per Smartphone dagegen nimmt weiterhin zu und hat mit 89 Prozent erstmals den gleichen Stand wie jene per Computer erreicht. Die Nutzung von TV, Radio und Gratiszeitungen bleibt konstant.

Android wächst weiter, iOS stagniert

Das Smartphone-Betriebssystem von Google gewinnt weiter an Boden, während das Wachstum von iOS stagniert. Aktuell verwenden 53 Prozent der Befragten ein Android Smartphone, während der Anteil von Apples iPhone bei 43 Prozent verharrt. Windows Phone (das von Microsoft nicht mehr weiterentwickelt wird) steht noch bei 7 Prozent, BlackBerry tendiert gegen Null.



Frauen texten, Männer reden

Die beliebteste Aktivität der Schweizerinnen und Schweizer auf dem Smartphone bleibt das Schreiben und Lesen von Nachrichten via WhatsApp, iMessage und ähnliche Dienste. Über sämtliche Generationen hinweg etabliert sich das Smartphone als Smartmessenger, da es häufiger zum Texten als zum Telefonieren verwendet wird. Auf wöchentlicher Basis sind es in diesem Jahr 96 Prozent der Digital Natives, 92 Prozent der Digital Immigrants und 85 Prozent der Silver Surfer, die Nachrichten schreiben und lesen.

Telefoniert wird dagegen weniger oft: Mindestens einmal pro Woche telefonieren bei den Digital Natives 72 Prozent, bei den Digital Immigrants 76 Prozent und bei den Silver Surfern 69 Prozent. Ein wichtiger Unterschied zeigt sich zudem zwischen den Geschlechtern: Frauen texten öfter, während Männer lieber telefonieren. 83 Prozent der Frauen geben an, täglich Textnachrichten zu verschicken – bei den Männern sind es mit 74 Prozent deutlich weniger. Beim Telefonieren verhält es sich umgekehrt: 49 Prozent der Männer telefonieren täglich, aber nur 36 Prozent der Frauen.

Der Facebook-Konzern dominiert auf dem Smartphone. Was ist mit Google?

Der Einfluss des Facebook-Konzerns zeigt sich eindrücklich anhand der Lieblings-Apps der Schweizer Bevölkerung. Die ersten drei Ränge belegen WhatsApp, Facebook und Instagram, die alle dem Unternehmen von Mark Zuckerberg gehören. Dahinter folgen mit einem Anteil von jeweils 10 Prozent die 20 Minuten App sowie die Wetter App als weitere Favoriten der Smartphone-Nutzer. Eine App von Google taucht nicht unter den Top 5 auf.

Transaktionen via Smartphone steigen ungebremst

Die Nutzung des Smartphones als Transaktions-Device steigt kontinuierlich. Mittlerweile haben 71 Prozent der Befragten schon einmal per Smartphone eingekauft. 59 Prozent nutzen es für Mobile Banking, und 42 Prozent haben es auch schon zum Bezahlen oder für Peer-to-Peer-Überweisungen verwendet. Stärkster Treiber der Mobile-Payment-Transaktionen ist nach wie vor PayPal, während sich Twint, Apple Pay und Samsung Pay noch auf vergleichsweise tiefem Niveau bewegen.

Digitale Marken übernehmen fast die absolute Herrschaft in den Top 5

Während die Top 5 der wichtigsten Medien- und Digitalmarken bei den Digital Natives bereits seit 2012 und bei den Digital Immigrants seit 2016 ausschliesslich digital sind, ist dies nun auch bei den Silver Surfern nur noch eine Frage der Zeit: 2017 hält sich in dieser Altersgruppe einzig SRF 1 als nicht-digitale Marke in den Top 5.

Die Titelseite von Online-News-Anbietern verliert weiter an Bedeutung

News-Plattformen kämpfen nicht nur um ihre generelle Relevanz, sondern insbesondere auch um die Bedeutung ihrer «Titelseite». Bei allen Generationen sinkt der Anteil derjenigen Personen, die direkt über die Frontseite der New-Portale auf Nachrichten stossen. Immer mehr Personen erfahren online zuerst per Social Media oder per Push-Benachrichtigung von relevanten News. Bei den 14- bis 29-Jährigen sind diese beiden Newskanäle zusammen erstmals wichtiger als die Online-Newsportale.

Instagram ist den Digital Natives erstmals wichtiger als Facebook

Für Digital Natives ist Instagram zum ersten Mal wichtiger als Facebook. Auch Snapchat hat in dieser Altersgruppe gegenüber dem Vorjahr nochmals deutlich an Bedeutung gewonnen. WhatsApp spielt in einer eigenen Liga und bleibt ungefährdet die wichtigste Social Network Plattform. Twitter stagniert und bildet weiterhin das Schlusslicht: Nur gerade 15 Prozent der Digital Natives erachten den Microblogging-Dienst als wichtig.

Die meistgefolgten Influencer sind Musiker

Influencer sind die neuen VIPs. 59 Prozent der Social-Media-Nutzer folgen virtuell mindestens einem Influencer. Influencer sind Personen, die sich aufgrund ihrer Aktivitäten in Sozialen Netzwerken eine reichweitenstarke Community aufgebaut haben, in der sie eine hohe Relevanz sowie Glaubwürdigkeit besitzen und deshalb Meinungen beeinflussen können. Besonders beliebte Influencer der Schweizerinnen und Schweizer sind Musiker und Schauspieler. 66 Prozent der Digital Natives, die auf Sozialen Medien aktiv oder passiv unterwegs sind, folgen zum Beispiel einem oder mehreren Musikern; bei den Digital Immigrants sind es 57 Prozent und bei den Silver Surfern immerhin noch 42 Prozent. Bei 49 Prozent  der Digital Natives stehen auch die neuen Social-Media-Stars hoch im Kurs.

Streaming überholt demnächst das Live-Fernsehen

Streaming wird immer beliebter: Über die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer, das heisst 52 Prozent, streamen mindestens einmal pro Woche TV-Inhalte. Demgegenüber sinkt der wöchentliche Konsum von Live-TV kontinuierlich und erreicht gerade noch 57 Prozent. Die Verschiebung von Live-TV hin zu Streaming hat sich 2017 sogar noch beschleunigt; setzt sie sich auch in Zukunft fort, so wird das Streaming das klassische Live-Fernsehen schon bald vom Spitzenplatz verdrängen. Bei den Digital Natives hat diese Wachablösung bereits stattgefunden: Streaming ist in diesem Alterssegment die dominierende Art, Bewegtbild-Content zu konsumieren.

Netflix ist nicht zu bremsen und übernimmt die Spitze

Bei den kostenpflichtigen Streaming-Angeboten erreicht Netflix erstmals die meisten Nutzer und übernimmt damit die Spitze. Während Netflix ein deutliches Wachstum gegenüber dem Vorjahr realisieren konnte, verloren die anderen Anbieter Kunden: Swisscom TV (inkl. Teleclub) finden sich auf dem zweiten Platz wieder, gefolgt von Apple TV, Zattoo und UPC Horizon.

Augmented Reality – Start in ein neues Technologie-Kapitel

Augmented Reality (AR) entwickelt sich zu einer neuen Schlüsselanwendung für das Smartphone. Die beiden Technologie-Giganten Apple und Google fördern AR-Anwendungen massiv durch entsprechende Hard- und Software. Soeben sind mit Apples ARKit für iOS und Googles ARCore für Android Werkzeuge auf den Markt gekommen, mit denen AR-Apps für das Smartphone entwickelt werden können. Insgesamt haben bereits 30 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer schon einmal eine AR-Anwendung auf ihrem Smartphone genutzt, bei den 14- bis 29-Jährigen sind es sogar schon 59 Prozent. Die beiden dominierenden Use Cases sind Fotoframes (63 Prozent) und Games (47 Prozent).

 

Der Media Use Index der Y&R Group Switzerland untersucht jährlich das Mediennutzungs- und Informationsverhalten der Schweizer. Für den Quervergleich unterteilt die Studie die Online-Bevölkerung in drei Generationen: Digital Natives (14–29 Jahre), Digital Immigrants (30–54 Jahre) und Silver Surfer (55–69 Jahre). Hierfür wurden 2‘000 Personen zwischen 14 und 69 Jahren aus der Deutsch- und Westschweiz online befragt. Die Stichprobe ist repräsentativ gemäss den offiziellen Strukturdaten der Schweiz. (pd/eh)

Grafiken: Advico Y&R (zum Vergrössern klicken)