"Wir sind ein One-Stop-Shop"

Herr Mueller, Sie waren mit Ihrer Agentur smly erfolgreich. Weshalb gründen Sie nun eine neue Agentur?

Shortcuts ist eine natürliche Weiterentwicklung unserer bisherigen Arbeit. Werbung wird - insbesondere durch die immer engere Verflechtung von klassischer und digitaler Werbung - immer vielschichtiger und komplexer. Diese Entwicklung verlangt von uns, dass wir bereits in der Konzeptphase alle Spezialisten an einem Tisch sitzen haben. So ist der Zusammenschluss mit Bene Abegglen (klassische Werbung) und Peter Lehner (Film) der logische Weg für uns. Eben ein Shortcut, der Kreation, Technologie und Produktion verknüpft.

Was passiert mit den übrigen smly-Mitarbeitern?

smly arbeitete vor allem mit Freelancern. Insgesamt waren es über 25. Diese erhalten ihre Aufträge neu von Shortcuts.

Herr Abegglen, was hat Sie dazu verleitet, nach Ihrer langen Laufbahn und als langjähriger Partner der Contexta, nochmals einen Neustart zu machen?

Am Neustart reizt mich insbesondere die Zusammenarbeit mit den Ausnahmetalenten Marc und Patrick. Zusammen mit Peter entsteht hier eine spannende Mischung aus Innovation und Erfahrung. Ich freue mich, von den beiden zu lernen und unterstütze sie mit meiner Erfahrung und meinem Netzwerk. Wir sind zuversichtlich, in der neuen Konstellation erfolgreich zu sein. Zudem musste ich inzwischen feststellen, dass ich immer noch der bessere Werber als Golfer bin.

Erst vor einigen Wochen wurde bekannt, dass die von Jan Maurer und Dani Comte gegründete Agentur Ping Pong nach fünf Monaten wieder aufgibt (persoenlich.com berichtete). Warum gelingt Ihre Neugründung, trotz einer wirtschaftlich nicht optimalen Zeit?

Shortcuts basiert auf dem soliden Fundament der Agentur smly, die sich seit Anfang 2009 im Markt gut positioniert hat. Einerseits bestanden bereits gute Kundenbeziehungen, die vertieft werden konnten. Andererseits ist es uns gemeinsam gelungen, einige spannende Neukunden von unserem Konzept zu überzeugen. Wir glauben, dass die Zeit reif ist, Wege zu verkürzen und die Zusammenarbeit zwischen Agenturen und Kunden einfacher, effizienter und vor allem effektiver zu gestalten. Und genau hier setzen wir mit Shortcuts an.

Sie waren beide schon einmal mit einer eigenen Agentur unternehmerisch tätig. Was ist Ihr persönliches Geheimrezept?

Abegglen: Sicher nie mehr Geld ausgeben als man einnimmt. Und den Kunden gut zuhören. Aber ob das ein Geheimrezept ist?

Mueller: Beim Aufbau einer Unternehmung ist zentral, mit welchen Menschen man zusammenarbeitet. Was genau man tut, ist sekundär. Wenn die Konstellation stimmt, macht die Arbeit allen Beteiligten mehr Spass. Die Ergebnisse werden besser und alle profitieren am Ende davon. Gerade auch die Kunden.

Vier Spezialisten aus drei komplett verschiedenen Feldern schliessen sich zusammen. Wer hat intern den Lead?

Abegglen: Wir sind vier gleichberechtigte Partner. Die Zukunft der Agentur liegt aber sicher in den Händen von Marc und Patrick.

Von links nach rechts: Marc Leuzinger, Peter Lehner, Patrick Mueller und Bene Abegglen.

Shortcuts - The Future Agency besteht zur Hälfte aus Social-Media, einem Viertel klassische Werbung und einem Viertel Filmproduktion. Ist dies auch der Schlüssel für eine erfolgreiche Kampagne der Zukunft?

Abegglen: Wir vierteln das nicht mathematisch. Wir verstehen uns als Kreativ-Agentur mit Fokus auf Social Media und Branded Entertainment. Grundsätzlich sind wir mit der Verbindung von Kreation, Technologie und Produktion unter einem Dach in der Lage, digitale und klassische Werbung aus einer Hand zu schaffen. Wie der Name der Agentur verrät: alle Prozesse werden bei uns auf das Wesentliche reduziert. Wir sind ein "One Stop Shop": Agentur und Produktionsfirma in einem. Da Bewegtbild insbesondere im Bereich Social Media eine zunehmend tragende Rolle spielt, ist auch mein langjähriger Freund und Filmproduzent Peter Lehner ein wichtiger Teil von uns. Er produziert aber weiterhin auch klassische Spots.

Man hört, alle Agenturen wollten Referenzcases im Online realisieren, was dazu führt, dass Arbeiten viel zu günstig angeboten werden. Teilen Sie diese Beobachtung?

Mueller: Das ist so. Aber auch hier gilt, was überall gilt: Gute Werbung hat ihren Preis. Egal ob Online, Print oder TV. Social Media ist keine Eier-legende Wollmilchsau, die alle Kommunikationsprobleme des Kunden löst, ohne dass man dafür Budget in die Hand nehmen muss. Ausserdem funktioniert Werbung auf Social Media meist nur dann richtig, wenn sie auf alle anderen Kanäle abgestimmt wird.

Sie wollen Werbung mit gesundem Menschenverstand und einem Schuss Wahnsinn kreieren. Was für eine Idee finden Sie wahnsinnig?

Gesunder Menschenverstand heisst für uns sowohl in der Kreation als auch in der Umsetzung immer einen Schritt voraus zu sein, ohne dabei die gegenwärtigen Kundenbedürfnisse zu vernachlässigen. Trotzdem braucht es etwas, das die Leute bewegt oder auch irritiert. Etwas, das sich in die Gehirnrinde frisst. Ein gutes Beispiel dazu war etwa der Wetterprophet Horat auf dem Ameisenhaufen. So sehen wir das mit dem gesundem Menschenverstand und dem Schuss Wahnsinn.