Algerischer Journalist in U-Haft

Medienfreiheit in Algerien - Der Chefredaktor eines algerischen Radiosenders ist wegen der Verleumdung eines Gouverners verhaftet worden.

Weil er den Gouverneur der algerischen Grossstadt Constantine verleumdet haben soll, ist der Chefredakteur eines algerischen Internet-Radiosenders in Untersuchungshaft genommen worden. Abdelkrim Zeghileche sei unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe einem Haftrichter vorgestellt worden.

Dies sagte der Experte Kaci Tansaout von der Menschenrechtsgruppe CNLD am Freitag. Das Verfahren gegen Zeghileche solle am 31. Dezember beginnen, hiess es weiter.

Zengilheche ist darüber hinaus wegen «Beleidigung des Staatsoberhaupts» angeklagt. In diesem Fall soll er am 7. Januar vor Gericht kommen. Die Klage stammt noch aus der Amtszeit des langjährigen algerischen Staatschefs Abdelaziz Bouteflika, der unter dem Druck von Massenprotesten im April zurückgetreten war. Nach Angaben der CNLD fordert die Staatsanwaltschaft in dem Fall ein Jahr Haft gegen Zengilheche.

Beleidigung der Armee

Laut CNLD wurden seit Juni dieses Jahres fast 180 Demonstranten, Aktivisten und Journalisten in Untersuchungshaft genommen, die in Zusammenhang mit der Protestbewegung stehen. Den meisten wird demnach Zersetzung, Beleidigung der Armee oder Störung des öffentlichen Friedens vorgeworfen.

In Algerien gibt es seit Monaten Massendemonstrationen. Die Protestbewegung «Hirak» fordert weitreichende Reformen und die Schaffung demokratischer Institutionen. Die Präsidentschaftswahl Anfang Dezember, aus welcher der frühere Regierungschef Abdelmadjid Tebboune als Sieger hervorgegangen war, boykottierten die Demonstranten. (sda/afp/lol)