Alice Schwarzer wird zur «Medienclub»-Moderatorin

TV-Kritik - Ein Moderator, den man nicht fragen liess und Gäste, die nicht über das Thema sprechen wollten: Das war der «Medienclub».

von Lucienne Vaudan

Medien und Flüchtlinge: Wie unabhängig ist die Berichterstattung? Inwiefern wird über Zeitungen und Fernsehen Politik und Stimmung gemacht? Über diese Fragen wollte Franz Fischlin im «Medienclub» diskutieren.

Dazu hatte er Daniel Binswanger, Redaktor «Das Magazin», Philipp Gut, stellvertretender Chefredator «Weltwoche», Samir, Filmemacher und Alice Schwarzer, Chefredaktorin «Emma» eingeladen.

Eine illustre Runde, zweifellos. Es wäre wohl absehbar gewesen, dass die Kombination Gut-Samir-Binswanger - drei, die es scheinbar lieben sich zu hassen, anspruchsvoll werden würde. Aber eine gesunde Portion Streitkultur kann dem Schweizer Fernsehen grundsätzlich ja nicht schaden. Bloss, ebenfalls absehbar wäre gewesen, dass sich eine Sendung zum Thema Medienberichterstattung in der Flüchtlingskrise schnell mal mehr um die Flüchtlingskrise, als um die Medienberichterstattung drehen würde.

Die Diskussion verkam denn auch in beachtlicher Geschwindigkeit zu einer politischen Debatte, in der nicht selten mindestens zwei Gäste gleichzeitig zeterten. Das merkte natürlich auch der Moderator Franz Fischlin: «Dieses Hickhack bringt den Zuschauern nichts», versuchte er mehrmals einzuwerfen. Er solle seine Zuschauer doch nicht unterschätzen, entgegnete Alice Schwarzer dann jeweils, die Herren stritten derweil unbedacht weiter. Nicht mal seine Fragen liessen sie den Moderator zu Ende stellen.

Deshalb nahm bereits im ersten Sendungsdrittel Alice Schwarzer das Ruder in die Hand und versuchte den Trupp zu koordinieren. Immerhin gelang es ihr hier und da, eine Fragestellung zu formulieren.

Vielleicht hätte man diesem «Hickhack» mit einer anderen Gästeliste etwas zuvorkommen können. Es wäre doch interessant gewesen, Journalistinnen und Journalisten einzuladen, deren Tagesgeschäft die Berichterstattung über die Flüchtlingskrise ist. Jemanden, der vor Ort war - davon gibt es ja genügend. Und jemanden, der am Newsdesk in sekundenschnelle menschliche Schicksale in Zahlen und Ortsangaben pressen und leserfreundlich aufbereiten muss. Eine Twittererin schlug einen Medienwissenschaftler vor, auch eine Möglichkeit. 

Bild: Screenshot