«Auf Wunsch gab er ein Bier auf den Heimweg mit»

Jonas Projer verlässt SRF - Sie waren mehrfach zu Gast in der «Arena»: Was sagen die Parteipräsidenten zu Jonas Projers Wechsel? Wie unsere Umfrage zeigt, schätzen die einen Projer als «scharfsinnigen» Journalisten. Andere fordern, SRF müsse nun eine Neuausrichtung vornehmen.

von Edith Hollenstein

Ist Jonas Projers Abgang bei der «Arena» eine gute Nachricht oder eine schlechte? Gibt es Anekdoten, die in Erinnerung bleiben und was wünschen sie sich für die Nachfolge? Wir haben am Freitag die Parteipräsidenten der SVP, SP, FDP, CVP, Grüne, BDP und GLP angefragt. Es sind folgende Statements eingegangen:

 

Jürg Grossen, Präsident GLP Schweiz

«Sowohl die SRF-Arena wie auch die Blick-Gruppe sind aus politischer Sicht wichtige Mediengefässe. Der scharfsinnige Jonas Projer bleibt dem Journalismus treu, das ist eine gute Nachricht. Warum genau Jonas Projer gewechselt hat, kann ich nicht beurteilen. Ich verstehe, dass auch Journalisten Abwechslung im Job suchen. Aufgefallen ist mir, dass Herr Projer der einzige mir bekannte Journalist ist, welcher das «Du» von allen Politikerinnen und Politikern konsequent zurückweist. Ich wünsche mir, dass die Nachfolgerin oder der Nachfolger das Sendekonzept so anpasst, dass weniger Politiker-Kurzstatements und vermehrt auch längere Aussagen und mehr Tiefe Platz haben. Ausreden lassen sollte das Rezept sein».



Regula Rytz, Präsidentin Grüne Schweiz

«Jonas Projer bleibt dem Journalismus erhalten und das ist gut so. Sein Weggang muss dazu genutzt werden, das Konzept der Arena grundsätzlich zu überdenken. Es braucht weniger Polittheater, mehr substanzielle Diskussion. In den deutschen Sendern wird gezeigt, wie das funktionieren kann: Mit straffer Leitung und der Konzentration auf wenige, aktuelle Themen. Also in die Tiefe statt in die Breite. Als Anekdote möchte ich Folgendes nennen: Sehr geschätzt wurde, dass Jonas Projer seinen bahnfahrenden Gästen auf Wunsch ein Bier auf den Heimweg mitgab. Vom Nachfolgerin oder dem Nachfolger wünsche ich mir Fairness, kritische Unabhängigkeit und Engagement für Erkenntnisgewinn».


 

 

Martin Landolt, Präsident BDP Schweiz


«Ich wünsche mir für die Arena weniger Schlagabtausch und mehr Gespräche. Dazu gehört auch eine Moderation, die sich als Gastgeber und nicht als Hauptdarsteller versteht».

 

Petra Gössi, Präsidentin FDP Schweiz

«Witzig war immer, wie Herr Projer die Sendungen ansagte und das Publikum bereits von Anfang an auf das Thema der jeweiligen Sendung einschwor. Er hatte immer einen Lacher auf seiner Seite – das ist meines Erachtens der ideale Einstieg in eine solche Diskussionssendung».

 

 

Albert Rösti, Präsident SVP Schweiz


«Für einen Nachfolger wird es nicht einfach sein, in die Fusstapfen von Jonas Projer, der auf Tempo und grossen Unterhaltungswert setzt, zu treten. Vielleicht liegt aber darin gerade eine Chance die Sendung wieder etwas ruhiger zu gestalten, in dem einander gegenseitig weniger ins Wort gefallen werden muss, um sich Gehör zu verschaffen. Nebst den üblichen journalistischen Qualitäten braucht seine Nachfolge natürlich die politische Neutralität. Schliesslich muss er oder sie auch zuhören können und die Geduld aufbringen, die Diskussion auch etwas laufen zu lassen. Jonas Projer ist eine neugierige und ehrgeizige Persönlichkeit. Da ist es absolut nachvollziehbar, dass er nach über einem Jahrzehnt bei SRF eine neue Erfahrung machen will. Mir bleibt Folgendes in Erinnerung: Die ungebremste Zuwanderung in unser Land ist ein Problem, dass sich in sehr vielen Bereichen wie Lohndruck, Arbeitskonkurrenz für ältere Leute, Sozialleistungen, Zersiedelung manifestiert. Herr Projer hatte dann jeweils wenig Freude, wenn er über ganz etwas anders sprechen wollte und ich mit dieser halt zentralen Thematik einstieg. Er hat das schliesslich auch oft mit einem abrupten Unterbruch meines Statements quittiert. Einen verbalen Streit darüber – zuerst vor und anschliessend hinter der Kamera – haben wir mit der Abmachung beendet, dass ich das nächste Mal nicht als erstes die Zuwanderung erwähne und er mich dafür nicht unterbricht.»