Aus für Druckerei in Adligenswil

Ringier - «Blick»-Herausgeberin Ringier druckt ab 2019 keine Zeitungen mehr. Sie schliesst auf Ende 2018 die Zeitungsdruckerei im Luzerner Vorort, weil sie nicht mehr kostendeckend zu betreiben sei. 172 Personen sind vom Abbau betroffen. Die Gewerkschaft Syndicom übt Kritik.

«Seit 40 Jahren produzieren wir täglich über eine Million Zeitungen und begeistern damit eine nationale Kundschaft», schreibt Ringier Print in Adligenswil auf ihrer Homepage. Doch nun fällt der Betrieb einer Neuausrichtung des Druckgeschäfts des Mutterhauses zum Opfer.

Ringier konzentriere seine Druckaktivitäten wegen des veränderten Marktumfeldes auf Swissprinters in Zofingen, die Werbemittel, Zeitschriften und Kataloge drucke, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Die Zukunftsaussichten seien schwierig. Mit dem Entscheid werde auch der generellen Verschiebung von Print zu Online Rechnung getragen.


In Adligenswil werden neben Tageszeitungen auch Wochen-, Fach- und Verbandszeitungen sowie Werbebeilagen und Kundenzeitungen gedruckt. Ringier schreibt, dass die Druckerei künftig nicht mehr kostendeckend betrieben werden könne. «Der Zeitungsdruck in der Schweiz verzeichnet erhebliche Überkapazitäten, die Marktpreise sind enorm unter Druck geraten», wird Ringier-CEO Marc Walder in der Mitteilung zitiert.

Aufträge verloren

Verschärft wurde die wirtschaftliche Lage nach Angaben von Ringier in den letzten Monaten durch die generell sinkenden Auflagen der Zeitungen und durch den Verlust bedeutender Druckaufträge. So war am Dienstag bekannt geworden, dass die NZZ-Gruppe die «Luzerner Zeitung» und ihre Regionalausgaben ab 2019 nicht mehr in Adligenswil druckt (persoenlich.com berichtete).

Von der Schliessung der verlagseigenen Zeitungsdruckerei sind auch Titel von Ringier und Ringier Axel Springer Schweiz betroffen, nämlich «Blick», «Blick am Abend», «SonntagsBlick», «Handelszeitung» und «Le Temps». Sie werden künftig in den Druckereien von Tamedia in Zürich, Bern und Bussigny VD hergestellt.

Tamedia ist Herausgeberin etwa des «Tages-Anzeiger» und von «20 Minuten». In ihrer Zeitungsdruckerei werden bereits die «Neue Zürcher Zeitung» oder die «NZZ am Sonntag» der NZZ-Gruppe hergestellt.

Wechsel nach Bern oder Zürich

Wird eine Stelle in den Tamedia-Druckzentren in Zürich oder Bern frei, soll sie den Mitarbeitern der Ringier Print angeboten werden. Von der Schliessung der Druckerei sind 172 Mitarbeiter betroffen.

Seit Mittwoch läuft in Adligenswil ein Konsultationsverfahren mit den Personalkommissionen. Die Druckereiangestellten würden bis zur Schliessung Ende 2018 weiterbeschäftigt, teilte Ringier mit. Im Rahmen des bestehenden Sozialplanes werde geprüft, wie weit ein Teil des Stellenabbaus über Frühpensionierungen und Anschlusslösungen aufgefangen werden könne.

Gewerkschaft kritisiert Schliessung

Syndicom kritisiert den Entscheid zur Schliessung «zutiefst» und unterstützt die Belegschaft und die Personalkommission im Konsultationsverfahren mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, heisst es einer am Mittwochabend verschickten Mitteilung. Vor der Schliessung müssen – «seriös und unter Offenlegung aller Zahlen und Fakten» – die Möglichkeiten für eine Weiterführung des Betriebs geprüft werden, fordert die Gewerkschaft. Alternativ müsse die Weiterbeschäftigung möglichst vieler Mitarbeitenden im Ringier-Werk in Zofingen und bei Tamedia garantiert werden. 

Weiter kritisiert Syndicom den fehlenden Willen der grossen Medienhäuser, ihre Druckereien auch unter den sich verändernden Marktbedingungen führen zu wollen. «Ob Tamedia auch in Zukunft so günstig offerieren wird, wenn die ganze Konkurrenz verschwunden sein wird, wird sich zeigen», heisst es in der Mitteilung.

Gleichzeitig fordert Syndicom, dass sich Tamedia – «inzwischen quasi Monopolzeitungsdruckerei» – jetzt diskussionslos wieder dem Gesamtarbeitsvertrag der grafischen Industrie unterstellt. (sda/pd/cbe)