11.04.2021

Mord an Journalisten

Bandenkriminalität vermutet

Nach dem brutalen Mord an einem griechischen Journalisten und Blogger am vergangenen Freitag in Athen konzentrieren sich die Ermittlungen auf die Arbeit des Opfers.
Mord an Journalisten: Bandenkriminalität vermutet
Der 52 Jahre alte Giorgos Karaivaz war als Polizeireporter bekannt und Medienberichten zufolge aufgrund seiner Arbeit bestens in der Unterwelt vernetzt. (Bild: Keystone/Orestis Panagiotou)

Mehrfach hatte Giorgos Karaivaz geschrieben, dass kriminelle Banden in Griechenland so stark geworden seien, dass sie sogar Einfluss auf Personalentscheidungen innerhalb der Polizei hätten. Nun wird vermutet, dass seine Kontakte und seine Berichterstattung ihm zu Verhängnis wurden.

Karaivaz war am Freitagmittag vor seinem Haus im Athener Stadtteil Alimos von zwei Männern erschossen worden. Die Autopsie ergab der griechischen Zeitung Kathimerini zufolge, dass er von insgesamt zehn Kugeln getroffen wurde, sechs in der Brust, zwei im Kopf, eine im Nacken und eine in der Handfläche. Derzeit werden Kameras in der Nähe des Tatortes ausgewertet, um mehr über die Täter zu erfahren. Auch Karaivaz' Blog, sein Handy und sein Computer werden von den Ermittlern analysiert.

Berichten zufolge besteht die Sorge, dass es sich bei den Tätern um ausländische Auftragskiller handeln könnte, die sich bereits ins Ausland abgesetzt haben. Einen terroristischen Hintergrund hingegen schliessen die Behörden laut Bürgerschutzministerium mittlerweile aus. Zunächst hatte der Fall an den Mord des Journalisten Sokratis Giolias erinnert, der vor elf Jahren – ebenfalls vor seinem Haus – mit 16 Schüssen getötet worden war. Damals hatte eine linksextreme griechische Terrororganisation die Verantwortung für das Attentat übernommen.

Am Samstag versprach der griechische Bürgerschutzminister Michalis Chrysochoidis, die Schuldigen schnell ausfindig zu machen. Auch Premier Kyriakos Mitsotakis erklärte den Fall zur Chefsache. International gab es ebenfalls Reaktionen, so verurteilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Tat auf Twitter als «verachtenswert und feige». Europa stehe für Freiheit. «Und die Pressefreiheit ist vielleicht die heiligste von allen. Journalisten müssen sicher arbeiten können.»

Die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatovi, forderte die Behörden auf, die Tat dringend und vollständig zu untersuchen und sicherzustellen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Auf Twitter schrieb sie, die Tötung Karaivaz' sei eine tragische Erinnerung daran, dass Journalismus ein gefährlicher Beruf in Europa sei. (sda/dpa/lol)



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