Bundesrätin Viola Amherd kritisiert die Journalisten

«Geleaktes» aus dem Bundesrat - Schnelligkeit und Quantität dürften nicht auf Kosten der Qualität geschehen, mahnt Viola Amherd am Swiss Media Forum (SMF) in Zürich. Doch auch der Bundesrat müsse sich an der Nase nehmen.

Bundesrätin Viola Amherd betont die grosse Bedeutung der Medien und würdigt die immer anforderungsreicher werdenden Anforderungen an Journalisten. Sie kritisiert jedoch, dass Medien Entscheide schon vor der Pressekonferenz «leaken». «Im Ernst, ich frage mich, was dies der Bevölkerung für einen Mehrwert bringt», sagte sie am Donnerstag in ihrer Rede am Swiss Media Forum.

Manchmal sei es natürlich ganz bequem zu lesen, «was wir entscheiden werden», sagte Amherd. Aber sie frage sich, ob das den Leserinnen und Lesern wirklich etwas bringe. Oder ob es nur darum gehe, als erstes Medium eine vertrauliche Information zu veröffentlichen und so Klicks zu generieren, sagte die CVP-Bundesrätin in Zürich. Angesprochen von der Moderatorin, ob denn bei den «Leaks» nicht die Journalisten, sondern vielmehr ihre Kolleginnen und Kollegen aus dem Bundesrat die Schuld trügen, lacht Amherd. «Selbstverständlich müssen wir uns hier auch selber an der Nase nehmen.» 

Ihr sei bewusst, dass Verlegerinnen und Verleger vor grossen wirtschaftlichen Herausforderungen stünden. Schnelligkeit und Quantität dürfen ihrer Meinung nach aber nicht auf Kosten der Qualität geschehen. Die Medienbranche müsse es schaffen, schnelle Online-Berichterstattung und gut recherchierten Hintergrundjournalismus unter einen Hut zu bringen.

Vorbehalte gegenüber künstlicher Intelligenz

Gewisse Vorbehalte hat Amherd auch gegenüber Technologien wie künstlicher Intelligenz (KI). Diese würden Journalisten zwar bei der Arbeit unterstützen. «KI-Systeme können jedoch keine Verantwortung übernehmen», sagte die Verteidigungsministerin in ihrer Rede weiter.

Es seien immer Menschen, die einordnen und abwägen würden und für den veröffentlichten Artikel geradestehen müssten. Verantwortung zu übernehmen und sich immer wieder zu hinterfragen, gelte für Politikerinnen und Politiker genauso wie für Medienschaffende.

Aufeinander angewiesen

Ziel müsse es sein, die Menschen transparent und kompetent zu informieren. Um dieses Ziel zu erreichen, seien Medienschaffende und politische Behörden aufeinander angewiesen. Sie freue sich aber auf eine bereichernde weitere Zusammenarbeit.


So gesehen könne sie das Zitat von Agatha Christie nicht unterschreiben, die gesagt habe: «Ich habe Journalisten nie gemocht. Ich habe sie alle in meinen Büchern sterben lassen.» (sda/eh)