Chef-Löhne sollen steigen

SRG - Die Geschäftsleitung des öffentlichen Rundfunks soll gemäss CH Media künftig keine Boni erhalten, dafür aber höhere Fixlöhne. Das hat der SRG-Verwaltungsrat beschlossen. Politiker zeigen wenig Verständnis für den Entscheid.

Die Löhne der achtköpfigen Geschäftsleitung der SRG sollen um 20 Prozent steigen, wie die CH-Media-Zeitungen berichten. Dafür solle es für sie keine Boni mehr geben. SRG-Sprecher Edi Estermann erklärt auf Anfrage von CH Media: «Der Verwaltungsrat hat am 10. November 2021 nach mehreren Aussprachen und der Prüfung verschiedener Varianten entschieden, die heutige variable Lohnkomponente per 1. Januar 2023 in den Fixlohn zu integrieren. Die Kader wurden Anfang Dezember in einem persönlichen Schreiben über die beschlossene Anpassung informiert.»

Im Jahr 2020 etwa habe SRG-Generaldirektor und Mitglied der Geschäftsleitung Gilles Marchand laut CH Media 533‘000 Franken bezogen. Der durchschnittliche Lohn von sieben weiteren Mitgliedern des Gremiums lag bei 390‘000 Franken. Gleichzeitig beantragte die SRG im vergangenen Jahr für rund 600 ihrer Angestellten Kurzarbeitergeld, wie es in dem Zeitungsbericht heisst.

In Bundesbern stösst der Entscheid auf Kritik. FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen sagt gegenüber CH Media: «Ich finde es befremdend, dass aus variablen Lohnbestandteilen, die sich ja am Erfolg messen, plötzlich Fixlöhne werden. Das ist ein Witz.» Die variablen Lohnbestandteile waren abhängig von der Leistung. Nun soll das oberste Kader die gleiche Summe beziehen, ohne dass die Leistung überprüft würde.

Auch Mitte-Nationalrat Martin Candinas, der die SRG sonst verteidigt, findet klare Worte: Die SRG habe es sich «zu einfach gemacht». Es zeuge von wenig Fingerspitzengefühl, wenn man die variable Lohnkomponente zum Fixlohn hinzufüge, so Candinas.

Der SVP-Nationalrat Gregor Rutz wünscht sich mehr Bescheidenheit auf der Chefetage: «Würde sich die SRG wieder mehr auf ihren Kernauftrag konzentrieren, könnte man wohl die Lohndiskussion in normalerem Rahmen führen», sagt Rutz gegenüber CH Media.

Verständnis zeigt einzig SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher. Die individuelle Leistung eines Kadermitarbeiters angemessen zu beurteilen, sei schwierig. «Mir scheint, dass die SRG nun eine ehrliche Variante gewählt hat. Wichtig ist, dass die Gesamtlohnsumme des obersten Kaders nicht ansteigt», findet sie. (mj)